Afghanen droht Abschiebung - trotz gelungener Integration

Ein 21 Jahre alter Afghane soll Deutschland verlassen - obwohl er bestens in der Gesellschaft integriert ist. Er macht eine Lehre, spricht Deutsch und engagiert sich in Vereinen. Viele Menschen stehen an seiner Seite.


Taufigullah Ashrafi ist ein junger Mann aus Afghanistan. 2015 flüchtete er nach Deutschland. Jetzt soll er abgeschoben werden, obwohl er bestens integriert ist - und alles dafür tut. Der 21-Jährige wohnt in Ruderting im Landkreis Passau und macht derzeit eine Lehre zum Schreiner. Er engagiert sich bei der Feuerwehr in Ruderting, im Sportverein in Tiefenbach, hat die deutsche Sprache gelernt und ist Mitglied in der Jungen Union, berichtet der Passauer Stadtrat Georg Steiner.

Taufigullah fühlt sich "verraten und verkauft"

Vor rund zehn Tagen dann die Hiobsbotschaft für den 21-Jährigen: Taufigullah bekommt einen Bescheid, dass er abgeschoben werden soll. Bei Stadtrat Steiner stößt dies auf absolutes Unverständnis. Es sei selten, dass sich jemand so engagiert wie er. "Er nimmt einfach am Leben teil", sagt Steiner. Außerdem sei der 21-Jährige wegen seiner höflichen Art und seiner Hilfsbereitschaft bei vielen beliebt.


Der Abschiebe-Bescheid gehe nicht spurlos an dem 21-Jährigen vorüber. "Er ist total fertig. Er kann nicht mehr schlafen und hat Angst, dass ihn die Polizei jeden Moment abholt", so der Passauer Stadtrat. "Verraten und verlassen" fühle sich der junge Afghane. Denn, der 21-Jährige hatte noch so viel vor in Deutschland. Er wollte unbedingt seine Lehre beenden und irgendwann einmal seine eigene Firma gründen.


Vor fünf Jahren floh Taufigullah von Afghanistan nach Deutschland. Seine Familie sei von Taliban getötet worden, wie Steiner erzählt. Mit Schleusern machte sich der 21-Jährige auf den Weg - ein halbes Jahr war er zu Fuß unterwegs, so Steiner.
21-Jähriger erfährt viel Solidarität

Freunde und Mitglieder der Jungen Union versuchen derzeit alles, damit Taufigullah in Deutschland bleiben kann. Man sei in Kontakt mit dem Passauer Landrat Raimund Kneidinger und dem Bürgermeister von Ruderting, Rudolf Müller. Schlussendlich liege es aber an der Regierung von Niederbayern, so Steiner. Sie entscheidet, ob er bleiben darf oder gehen muss.


Auch im Netz schlägt der Fall Taufigullah hohe Wellen. Der Feuerwehrverein, in dem der 21-Jährige Mitglied ist, schreibt auf seiner Facebookseite, er sei "einer von uns". Er sei der lebende Beweis für eine gelungene Integration. Und dennoch sei seine Zukunft alles andere als sicher. Mit dem Facebook-Post wolle der Verein auf die Situation aufmerksam machen und zeigen, dass sie geschlossen hinter ihm stünden. Der Post wurde über 1.000 Mal geliket und mehrere Hundert Mal geteilt.


Ob die Bemühungen erfolgreich sind, wird sich zeigen, so Steiner. Die Solidarität sei jedoch beeindruckend.



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