Helmut Markwort kritisiert den öffentlich rechtlichen Rundfunk
Der Journalist und Medienunternehmer Helmut Markwort sprach beim FDP-Neujahrsempfang in Oberstdorf über die „Macht der Medien“.

Als es in der Silvesternacht im Berlin Neukölln zur Randale kam, bei der u.a. Polizisten und Rettungskräfte von mehrheitlich jungen, migrantischen Männern massiv angegangen wurden, fanden die Fakten zu diesen Ereignissen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wenig Widerhall. Das Netz reagierte schnell und bald kursierten diverse Videoclips im Internet, die die Täter zeigten. Als Bild TV, der private Fernsehsender der WeltN24-Sendergruppe, die Umstände rund um die Krawallnacht beleuchtete, kam auch der „Mainstream“ nicht umhin, die Dinge beim Namen zu nennen und ein Problem mit jungen Immigranten aus bestimmten Milieus und Herkünften zu debattieren.
Seit Jahren regt sich Widerstand gegen diese Art der Berichterstattung, die offensichtlich nach dem Grundsatz funktioniert: „Was nicht sein kann, was nicht sein darf“. Ein bedeutender Kritiker dieser Entwicklung ist der deutsche Journalist, Medienunternehmer und FDP-Politiker Helmut Markwort (87).

Helmut Markwort zu Gast beim FDP Neujahrsempfang
Markwort war in der vergangenen Woche Interviewgast beim Neujahrsempfang der FDP Kempten Oberallgäu und brachte just dieses Beispiel einer verrutschten Berichterstattung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR). Bekannt wurde Markwort, der unter anderem viele Jahre im Vorstand des Burda-Verlags wirkte, als Herausgeber des Nachrichten-Magazin „Focus“, das sich unter seiner Leitung zum liberalkonservativen Widerpart des „Spiegels“ entwickelte.

Dem Publikum in Bayern wurde Markwort durch die Moderation des „Sonntags-Stammtisch“ im BR Fernsehen bekannt. Als der gebürtige Darmstädter und Wahl-Münchner 2018 für die FDP als Landtagsabgeordneter in den Bayerischen Landtag einzog, musste er diese Moderation aufgeben.

Zeitung muss bleiben
Vergangenen Freitag begrüßten der Kreisvorsitzende der FDP Oberallgäu Michael Käser und die beiden Vorsitzenden der FDP Kempten Andreas Dünnebier und Daniela Busse den bekannten Medienunternehmer Markwort im Lichtspiel- und Kulturhaus LOFT in Oberstdorf. „Die Macht der Medien“, so der verheißungsvolle Titel des abendlichen Gesprächs mit Helmut Markwort. Dieser ist Journalist der alten Schule. Den Beruf von der Pike auf gelernt, ursprünglich aus dem Lokaljournalismus kommend, gilt Markwort als einer, der die deutsche Medienlandschaft nachhaltig geprägt hat.

Journalismus, das ist für den Medienunternehmer zuallererst die Tageszeitung. Von denen liest Markwort täglich drei bis vier. Leidenschaftlich setzt er sich für den Erhalt der gedruckten Nachrichten ein. „Online ist kein Ersatz. Niemand liest am Computer eine tiefergehende Reportage. Trotzdem müssen wir uns dem Kampf um die Klicks stellen.“ Markwort berichtet, dass die FDP im Bundestag aktuell eine Initiative vorbereitet, die das Zustellgewerbe besserstellen möchte, damit auch „das kleinste Dorf im Allgäu eine Zeitung erreicht.“ Dessen ungeachtet wird heuer im Mediengeschäft viel Zeit darauf verwendet, die Online-Meldungen des eigenen Hauses schnell und möglichst weit oben im Ranking der Internet-Suchmaschinen zu verorten. „Wir alle kämpfen da um die besten Algorithmen“, so Markwort.

„Zu teuer und zu links“
Sorgenfalten treibt es Markwort auf die Stirn, wenn er an die Befasstheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit dessen einseitiger Berichterstattung denkt. Der Journalist wirft den staatlichen Medienanstalten vor, einseitig aus grün-roter Sicht zu berichten, sei es zum einen bei der Auswahl der Themen, sei es bei der Art und Weise, wie berichtet wird. Vom Haltungsjournalismus, wie er von Anja Reschke oder Georg Restle etabliert wurde, hält Markwort wenig. Zuviel Meinung und Moral, zu wenig Fakten und Distanz. „Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten.“ Dieser Grundsatz, der auf den Journalistenkollegen Hajo Friedrichs zurückgeht, scheint dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk abhanden gekommen, so die Einschätzung des Journalisten alter Schule.

Stattdessen wird auch die Unterhaltung im Fernsehen dazu missbraucht, politische Botschaften zu transportieren und Abweichler vom Mainstream, hier durchgehend die FDP, bloßzustellen. Dauerschleifen von politisierenden TatortFolgen und einseitigen Satiremagazinen mit Claqueuren, wie die von Jan Böhmermann, Oliver Welke und Christian Ehring, würden das Fernsehpublikum mit vordergründigem Humor und subtilen Botschaften manipulieren. Als Ursache hierfür macht Marktwort unter anderem die Organisationsstrukur des ÖRR mit seinem Rundfunkrat und Intendanten verantwortlich. Der sei „zu teuer und zu links“. Obwohl dem ÖRR ein jährlicher Etat von über 8,4 Milliarden Euro durch den Gebührenzahler zur Verfügung stehe, würden nur rund 40 Prozent in die Ausgestaltung des Programms fließen, der Rest in Verwaltung, Technik und hohe Gehälter bei der Intendanz (Jährliches Intendantengehalt WDR 416.000 Euro). Es sei an der Zeit, kleine Rundfunkanstalten wie Radio Bremen oder den SR zu schliessen.

Markwort empfiehlt alternative Medien und animiert Leserbriefe zu schreiben
Darüber hinaus bereitet Markwort die politische Ausrichtung der meisten Volontäre der öffentlich-rechtlichen Anstalten Kopfzerbrechen. Denen wurde 2020 die „Sonntagsfrage“ gestellt – Ergebnis: 57 Prozent würden die Grünen wählen, Union und FDP erreichten jeweils nicht einmal fünf Prozent. Markwort kritisiert auch bei der Auswahl von Talkshowgästen eine links-grüne Tendenz, die nicht der bürgerlich-liberal-konservativen Mehrheit der Bevölkerung entspreche.

Auf Anfrage aus dem Publikum empfiehlt Markwort gelegentlich alternative Medien zu nutzen. Seine Empfehlung sind hier u.a. Boris Reitschuster, Milena Predarovic, Roland Tichy und Henrik M. Broder. Bei der abschließenden Fragerund interessierte das Publikum unter anderem welche Ausbildung Journalisten in Deutschland durchlaufen, wie man Haltungsjournalisten begegnet, woran man Fake News erkennt, was von Faktenchecks zu halten ist, ob Leserbriefe Sinn machen und ob es nach Markworts Einschätzung in zehn Jahren noch Tageszeitungen gibt.

Während Markwort die Antworten teilweise schon im vorangegangenen Interview gegeben hatte, animierte er das Publikum abermals Leserbriefe zu schreiben. Zumindest für die seriösen Printmedien, wie u.a. die FAZ, versicherte das Medien-Urgestein dass diese gelesen, überprüft und im Wortlaut veröffentlicht werden. Der „Zeitungsgläubige“ Markwort versicherte zudem, dass Tageszeitungen auch zukünftig ins Haus kommen. An diesem Abend stellten sich auch die Direktkandidaten zur bayerischen Landtagswahl 2023, Dr. Dominik Spitzer und Simon Schwendiger dem Publikum vor. Gewürdigt wurde das seit 50 Jahren aktive FDP-Mitglied Ulrich Kremser. Dieser wirkt in Kempten seit fünf Dekaden als Liberaler, sei es als Stadtrat, Fraktionsvorsitzender, Kreisvorsitzender oder Ehrenämtler.

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