Na, ja, die SPD möchte das ja auch und ich habe da so einen Verdacht....

Aber zum Artikel:
Warum die Grünen das Wahlalter senken wollen

Die Grünen fordern schon länger, Jugendliche politisch stärker einzubinden. Mit der Corona-Krise haben sie ein neues Argument: Junge Menschen sollten für ihr Verantwortungsbewusstsein belohnt werden, sagt Ko-Parteichef Habeck.

Geht es nach den Grünen, sollen Jugendliche künftig schon ab 16 Jahren wählen dürfen. Das wollen die Grünen schon lange, doch der Parteivorsitzende Robert Habeck findet in der Corona-Krise neue Gründe. Es sei „absolut vorbildlich, wie sich die junge Generation seit inzwischen mehr als zwei Monaten verhält, wie sehr sie sich um die Älteren sorgt und welche Solidarität sie ihnen entgegenbringt“, sagte Habeck der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.





Die Jugend habe spätestens in der Corona-Krise gezeigt, welche Verantwortung sie zu übernehmen bereit sei. „Diese politische Reife müssen wir anerkennen.“ Daher sollten sich auch Jugendliche ab 16 Jahren bei der kommenden Bundestagswahl im Herbst 2021 beteiligen. „Dann können sie mitbestimmen, wenn es um die Gestaltung der Nach-Corona-Zeit und damit um ihre Zukunft geht“, sagte Habeck.

Nicht nur ein Akt der Rücksichtnahme

Jugendlichen und Kindern wurde in dieser Krise viel zugemutet. Schulen und Kitas waren geschlossen, öffnen erst langsam und unter schwierigen Bedingungen, Spielplätze waren gesperrt, Zoos und Schwimmbäder zu. Dass die jungen Leute ihre eigenen Interessen hintan stellen mussten, war nicht nur ein Akt der Rücksichtnahme auf die älteren Menschen. Das Coronavirus kann durchaus auch für jüngere gefährlich sein. Und wenn das Gesundheitssystem kollabiert, trifft es sowieso alle Menschen, die medizinische Hilfe brauchen.


Es ist allerdings ohnehin verkürzt, in der grünen Forderung nach der Absenkung des Wahlalters nur eine Belohnung für das Verhalten der Jugendlichen in der Corona-Krise zu sehen. Die Forderung ist viel älter als das Virus. Es sei „höchste Zeit, das Wahlalter abzusenken, um jungen Menschen ab 16 Jahren mehr politisches Gewicht zu geben“, heißt es etwa in einem Papier der Bundestagsfraktion aus dem Herbst 2019. Viele weitere Beispiele ließen sich zusammentragen.


Die Grünen sind sich seit jeher einig, dass Kinder und Jugendliche stärker in politische Prozesse eingebunden werden müssen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Grünen bei den 16- bis 18-Jährigen sehr stark abschneiden. Hätten Kinder und Jugendliche bei der Europawahl im Mai 2019 teilgenommen, hätten die Grünen von ihnen 28,88 Prozent der Stimmen erhalten und wären damit unter den Minderjährigen mit Abstand stärkste Kraft gewesen. Das geht aus den Ergebnissen der U-18-Wahl hervor, die stets neun Tage vor einem offiziellen Wahltermin abgehalten werden. Hier können sich alle Kinder und Jugendlichen ohne Altersbeschränkung beteiligen.

Bei der vergangenen Bundestagswahl, bei der die Grünen 8,9 Prozent erhielten, hätten sie bei den 16- und 17-Jährigen nach einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung und des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften (German Longitudinal Election Study) sogar 29 Prozent bekommen und wären damit in dieser Altersgruppe stärkste Kraft gewesen.


Mit der Corona-Krise haben die Grünen ein zusätzliches Argument für die Absenkung des Wahlalters. Die Partei spielt damit nach denselben Regeln wie die SPD, die nun ihrer altbekannten Forderung Nachdruck verleiht, die Kommunen von Altschulden zu befreien, oder sogar wie die Automobilindustrie, die nun eine neue Begründung für eine Abwrackprämie gefunden hat. So funktioniert Politik. Die Grünen bilden da schon lange keine Ausnahme mehr.

https://www.faz.net/einspruch/corona...-16785264.html