Warten auf den Führerschein



Mir-Afghan Zubaidullah ist vor fünf Jahren vor den Taliban geflüchtet und nach Deutschland gekommen. Der heute 35-jährige Afghane lebt in Hückeswagen und arbeitet im Radevormwalder Altenheim Haus Bergerhof.
Nach Deutschland ist Mir-Afghan Zubaidullah vor fünf Jahren gekommen. Der heute 35-jährige Afghane lebte in Kabul und musste vor den Taliban fliehen, weil er für einen Verlag politische Schriften verteilt hatte. Den Terror der Taliban hat er hautnah erleben müssen, denn seine Schwester ist getötet worden, er selbst auch verwundet. In Hückeswagen hat der junge Mann eine neue Heimat gefunden – und arbeitet jetzt bereits seit etwa anderthalb Jahren im Radevormwalder Altenheim Haus Bergerhof.


Vermittelt wurde ihm die Arbeit von seiner Patin, Birgit Brocksieper. Zusammen mit ihrem Mann Manfred kümmert sich die Ärztin um den jungen Afghanen. „Wir haben uns beim Flüchtlingstreff in der Kreuzkirche engagiert. Bald haben wir gemerkt, dass praktische Hilfe nötiger ist als Spiele und Beschäftigung“, sagt Manfred Brocksieper. Zubaidullah ist zwar Moslem, hat aber keine Probleme damit, auch Frauen zu pflegen. „Ich würde das für meine Mutter in Afghanistan auch machen“, sagt der 35-Jährige.


Der Weg in die Pflege führte über ein Praktikum im Haus Vogelsang in Wermelskirchen. „Dort wurde er leider nicht übernommen, aber Mir-Afghan hat immerhin ein positives Zeugnis bekommen“, sagt Birgit Brocksieper. Seine Arbeit mache ihn glücklich, sagt der 35-Jährige. „Ich habe mich sehr gut eingelebt, im Moment leben dort elf Senioren, für die ich koche und die ich pflege.“



Im Moment warte er auf die Möglichkeit, seine Führerscheinprüfgung machen zu können. Dann sei der Weg zur Arbeit nämlich auch etwas einfacher zu bewerkstelligen als in der Vergangenheit. Da nämlich vor allem beim Spätdienst kein Bus mehr von Radevormwald nach Hückeswagen fahre, sei er schon sehr oft die zwölf Kilometer zu Fuß nach Hause gegangen. „Ich habe ihm jetzt ein Fahrrad organisiert, mit dem es dann doch ein wenig schneller geht“, sagt Birgit Brocksieper. Zubaidullah ergänzt: „Wenn es regnet, gehe ich aber lieber zu Fuß. Aber es ist schon ein weiter Weg.“ Die Führerscheinprüfung habe er wegen der Corona-Krise noch nicht gemacht. Wenn er den hat, will er auch die Altenpfleger-Ausbildung machen. „Voraussetzung dafür ist ein Hauptschulabschluss, den er davor nachholen muss“, sagt Birigt Brocksieper. Sie habe darauf gedrängt, dass er dann die Ausbildung machen könne. „Ich wollte ja nicht, dass er nur als billige Arbeitskraft ausgenutzt wird“, sagt sie.

Neben seinem Beruf ist der 35-Jährige leidenschaftlicher Sportler, vor allem das Kickboxen hat es ihm angetan. „Das habe ich schon in meiner Heimat gemacht. Und in Hückeswagen trainiere ich die Jugendlichen und Erwachsenen im ATV“, sagt er.

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