Die Ehefrau kam erst vor kurzer Zeit nach Deutschland nach und ist prompt schwanger. Und sie bekommt natürlich auch Obst und Vitamine in der Erstaufnahmeeinrichtung vorenthalten. Vielleicht ist die Schilderung des Afghanen aber auch ein Fake oder altdeutsch schlicht gelogen, denn der Familiennachzug findet eigentlich nicht über ein erneutes Asylverfahren statt, sofern - und wahrscheinlich ist hier auch der Haken - die Ehe glaubhaft oder zumindest nachgewiesen werden kann. Aber vielleicht war der Afghane mit ihr auch nicht verheiratet oder ist nicht verheiratet oder es handelt sich um seine fünfte Ehefrau (die deutschen Behörden erkennen nur bis zu 4 Ehefrauen an).


Lagerkoller bei Flüchtlingen in Massenquarantäne

Ellwangen – Jasar fürchtet um die Gesundheit seiner Frau Maryam. Sie lebt zusammen mit rund 500 weiteren Flüchtlingen in der Landeserstaufnahme (LEA) Ellwangen. 79 davon sind positiv auf das Coronavirus getestet.



„Ich habe solche Angst“, sagt der Afghane Jasar. „Vielleicht bekommt meine Frau auch Corona.“ Treffen kann er sie nicht: In dem Lager herrscht seit fast fünf Wochen Ausgangssperre, Kontakte mit der Außenwelt sind tabu.


Als der Afghane sie zuletzt vor knapp zwei Wochen durch den Zaun sprechen wollte, sei er von Polizisten verscheucht worden, erzählt er. „Ich konnte ihr kein Gemüse oder Obst bringen“, sagt Jasar. Maryam, die auch aus Afghanistan kommt, brauche Vitamine. „Meine Frau ist schwanger“, sagt er. Acht Kilo habe sie in den vergangenen Wochen schon abgenommen.


Dabei könnte Maryam ganz einfach zu ihm: Er ist schon seit acht Jahren in Deutschland und lebt alleine in seiner Wohnung. Maryam kam aber erst vor kurzer Zeit nach und muss in der Unterkunft leben.



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Die Situation belastet viele Bewohner. Als Anfang April nach ersten Corona-Fällen die Ausgangssperre verhängt wurde, schossen die Zahlen schnell in die Höhe: Nach zwei Wochen hatte sich die Hälfte der damals rund 600 Bewohner angesteckt. Zwischenzeitlich waren mehr als zwei Drittel infiziert. Jetzt scheint das Schlimmste überstanden. An diesem Sonntag soll die Ausgangssperre auslaufen.

Laut Regierungspräsidium Stuttgart wurden nur genesene Bewohner aus Ellwangen verlegt, also zunächst positiv und dann negativ Getestete. Wer durchgehend negativ getestet wurde, kam nicht raus – eine absurde Situation. „Man ist da so lange drin gefangen, bis man sich irgendwann angesteckt und dann hoffentlich erholt hat“, sagt Seán McGinley vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg.

Jeder Kontakt zu einer möglicherweise infizierten Person löst die zweiwöchige Quarantäne von Neuem aus. Das entspricht zwar den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Eine Quarantäne durchleben die meisten Menschen aber in den eigenen vier Wänden und nicht auf einem Gelände mit Hunderten Infizierten. Die Bewohner hätten permanent Kontakt mit Verdachtspersonen, sagt McGinley. „Die befinden sich in einer Dauerschleife der Quarantäne.“

Ein 40-jähriger Nigerianer gehört zu einer Gruppe von genesenen Bewohnern, die in eine andere Unterkunft verlegt wurden. Angst und Wut habe er angesichts der Ausgangssperre in Ellwangen gespürt, sagt er. Er wisse zwar, dass sie es versucht hätten - die Verantwortlichen hätten die Situation aber nicht gut geregelt. „Sie hätten es verhindern können“, kritisiert er. Die Bewohner hätten zu viel Kontakt untereinander gehabt.

Die Behörden bringen positiv und negativ Getestete eigenen Angaben zufolge getrennt unter. Hygienemaßnahmen wurden verschärft, so wurde ein zusätzlicher Reinigungsdienst engagiert. Die negativ Getesteten schlafen aber teils zu fünft in einem Zimmer. Toiletten teilen sie mit weit mehr Menschen.

Auf dem Außengelände und anfangs in der Kantine können sich die verschiedenen Gruppen nach Worten von Bewohnern und Aktivisten ohnehin begegnen. Und durch Umverlegungen würden Bewohner wieder neu zusammengewürfelt. „Kurzum: Es gibt keine Möglichkeit, die Vorschriften und Empfehlungen einzuhalten“, sagt McGinley. Das Abstandsgebot kann laut den Behörden nicht durchgesetzt werden, man sei auch auf das Mitwirken der Bewohner angewiesen. „Alle haben alles zusammen gemacht“, sagt der 40-jährige Nigerianer.

Eine 23-jährige Nigerianerin ist seit Januar in Ellwangen. Sie ist schwanger und lebt dort mit ihrem dreijährigen Sohn. Erst wurde sie positiv und ihr Kind negativ getestet, erzählt sie am Telefon. Beim nächsten Test war es umgekehrt. „Ich habe Angst um meine Kinder.“

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