Bedeutungsschwer in die Kamera gucken, Sätze von sich geben, die man so oder ähnlich schon seit Bismarcks Zeiten kennt, ist Teil der "Arbeit" der Politiker. Findet das dann im Fernsehstudio statt, ist es schön, wenn dort Leute im Publikum sitzen, die diese Bemühungen mittels Applaus honorieren. Peinlich nur, wenn dieser Applaus von Claqueuren kommt und jeder es bemerkt. So wie im März 2016 bei Anne Will...………….

Klatsch, klatsch, klatsch. Als Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) in der Talkshow von Anne Will spricht, ist vereinzelter, aber sehr entschiedener Applaus zu hören. Nicht einmal, nicht zweimal – sondern stolze drei Male. „Dann begrüßen wir hier auch noch mal den Sprecher von Herrn Maas, der hier immer am lautesten klatscht“, sagte Anne Will schließlich. Maas lächelt gezwungen, sein Sprecher hingegen lacht offensiv in die Kamera, als diese auf ihn schwenkt......https://www.ksta.de/politik/polit-talks-das-einsame-klatschen-der-pressesprecher-23681756
….nicht wenige werden sich überhaupt grundsätzlich gefragt haben, wer da eigentlich im Publikum sitzt. Gewinner eines Preisausschreibens, Masochisten auf Leidenstour oder Schülergruppen die etwas fürs Leben lernen sollen? Nein, die Antwort ist einfacher und erhellender...….

Dass Politiker in eine Talkshow einige Gäste mitbringen, ist nicht selten. „Wie bei anderen Talkshows auch ist es üblich, dass jeder Gast eine begrenzte Anzahl an Gästen mitbringen darf, bei Anne Will sind es maximal fünf“, sagt Nina Tesenfitz, Sprecherin von Anne Will Media. Das werde unterschiedlich genutzt. „Die Redaktion mischt sich nicht ein, ob das Berater, Presseleute, Freunde oder Verwandte sind“, fügt sie hinzu. Und: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass mal ein Pressesprecher mit in der Sendung sitzt.“

…....wer also noch keinen richtigen Background hat, bringt eben Mutti mit oder eben die Pressesprecherin......

Normalerweise merkt der Zuschauer nichts davon. Der Sprecher von Maas hat sich ja vor allem deshalb blamiert, weil er keinen oder kaum jemanden animieren konnte, in den Applaus einzusteigen. Claqueur zu sein ist in seinem solchen Fall ein lautes, sehr einsames Handwerk.Aus der Pressestelle des Bundesjustizministeriums heißt es zu dem, was in der Sendung passiert ist: „Wir nehmen das mit Humor.“ Und: So peinlich die Geschichte auch ist, sie ist kein Einzelfall. Erinnert sei nur an einen Auftritt des bayerischen Finanzministers Markus Söder (CSU) Ende 2014 bei Wills Vorgänger auf dem Sonntagabend-Sendeplatz, Günther Jauch. In einem Einspielfilm wurde darauf aufmerksam gemacht, dass nicht nur der Berliner (Nicht-)Flughafen BER, die ewige Baustelle, den Steuerzahler teuer zu stehen komme, sondern dass auch der Flughafen in Nürnberg erhebliche Zuschüsse bekäme. Söder rechtfertigte die Hilfe. Daraufhin war ein einsames Klatschgeräusch aus dem Publikum zu hören. „Ein Nürnberger“, kommentierte Söder. Günther Jauch konterte: „Das ist Ihre Pressesprecherin. Sie hat versucht zu klatschen, aber ihr sind ganz wenige gefolgt.“.....https://www.ksta.de/politik/polit-talks-das-einsame-klatschen-der-pressesprecher-23681756

...unlängst sagte FDP-Politiker Wolfgang Kubicki .................

„Das sind ja keine freien Leute, die einfach so kommen, sondern in der Regel Leute, die bestellt kommen.“

.........oha! Das anschließende Medienecho hatte es in sich.....

Hannover. Dass mit den Politiktalkshows der öffentlich-rechtlichen Sender nicht alles ganz geheuer ist, das ist seit Langem eine beliebte Verschwörungstheorie – vor allem in rechten Kreisen. Seit dieser Woche hat der Mythos noch einen prominenten Vertreter dazugewonnen: den FDP-Politiker Wolfgang Kubicki. Er saß am Montag in der Sendung “Timeline” von Micky Beisenherz (N-TV) und säte erheblichen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der etablierten Talksendungen.Thema der Sendung? Natürlich Corona. Kubicki sitzt gemeinsam mit Journalistin Hatice Akyün und Gastgeber Beisenherz im leeren Talkstudio und soll sich zur aktuellen Lage äußern. Es geht um Ladenöffnungen, Schulboykott und Sommerurlaub – bis Akyün auf das Thema Polit-Talkshows lenkt.
“Was ich nicht vermisse, das sind die alten Talkshows”, so Akyün. “Ich merke durch diese Krise, das hat so an Substanz gewonnen. Die Diskussionen, weil da auch Virologen und Wissenschaftler sitzen. (…) Das war wirklich erholsam, bei allen politischen Talkshows.”Beisenherz hakt nach: “Hat das auch damit zu tun, dass kein Publikum im Studio ist?” Akyün bestätigt das: “Ja, das ist sehr angenehm. Dieses ständige Klatschen dazwischen. Das ist wirklich angenehm, sich mal auf das Gespräch und die Argumente zu konzentrieren.”Dann fragt Beisenherz Talkshow-Dauergast Kubicki: “Vermissen Sie das Publikum bei den Talkshows?” “Das im Saal nicht”, antwortet Kubicki. “Das sind ja keine freien Leute, die einfach so kommen, sondern in der Regel Leute, die bestellt kommen.”“Bitte?”, fragt Beisenherz ungläubig. Kubicki: “Ja, selbstverständlich ist das so, machen wir uns nichts vor. Die auch deshalb da sind, damit sie die Argumentation desjenigen, der gerade spricht …” Beisenherz unterbricht erneut: “Bei Lanz ist das aber nicht so, bei Lanz sitzt auch das neutrale Publikum.” Kubicki: “Bei Lanz sitzt auch das neutrale Publikum. Das liegt aber wahrscheinlich an der Uhrzeit, das ist zu spät für die Mitarbeiter. Die werden so spät nicht mehr bezahlt.”
https://www.rnd.de/medien/publikum-bezahlt-und-gecastet-kubicki-irritiert-mit-talkshow-kritik-IMFYBRQTDRH6FOVE45AUUYNHW4.html


.......schon im Jahr 2000 hatte der österreichische Politiker Jörg Haider seine Fans im Publikum der Talk-Show "Talk im Turm" platziert und konnte mit ihrer Hilfe die Sendung aufmischen und den sehr schlecht vorbereiteten Moderator als Deppen vorführen..............

Hamburg - Demaskieren wollten sie ihn. Den Fernsehzuschauern vor Augen führen, welch Wolf sich da im Schafspelz gebärdet. "Wir werden den Mythos Haider entzaubern" - nichts weniger hatte n-tv-Talker Erich Böhme angekündigt. Was sich dann allerdings in der Sendung "Talk in Berlin" am Sonntagabend zutrug, war ein Triumph für Jörg Haider, den Chef der rechtspopulistischen FPÖ. Schuld daran waren Moderator Böhme und seine hilflosen Gäste Freimut Duve, Michael Glos und Ralph Giordano.Einer, der mit Haider bestimmt anders "ums Eck gefahren" wäre, brachte den Eindruck der meisten Zuschauer auf den Punkt. "Diese Sendung war der Gipfel der Peinlichkeit", schimpfte FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle. Und ARD-Programmdirektor Günter Struve übertrieb keineswegs, indem er sagte: "Man darf Haider nicht mit Amateuren in den Ring schicken."..................https://www.abendblatt.de/archiv/2000/article204200037/Haider-entzaubert-Boehme-Wie-eine-Talkshow-fuerchterlich-missriet.html