In einem Bremer Verein engagieren sich Flüchtlinge für Flüchtlinge
Integration durch Sprache






Vor dem Bundeswehr-Hochhaus an der Falkenstraße steht Tarek Mezal. In dem Gebäude liegt das Büro des Bremer Vereins „Flüchtling für Flüchtling“.






Flüchtling helfen anderen Flüchtlingen – es ist eine so einfache wie wirkungsvolle Idee, die der Bremer Verein „Flüchtling für Flüchtling“ umsetzt. Ziel des Vereins ist es, Wege zur Integration zu öffnen und zu ebnen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Sprache, sagt Tarek Mezal, der Vize-Vorsitzende des Vereins.






Mezal sitzt in einem Büro in der fünften Etage des Bundeswehr-Hochhauses an der Falkenstraße. 2015 war hier eine Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet worden. Mittlerweile sind 75 Start-ups und Sozialprojekte, Künstler und Kreative hier eingezogen.




Für das laufende Jahr stellt die Gewoba dem Netzwerk „Visionskultur“ – Leitung: Marc Fucke und Hachem Gharbi – die Räumlichkeiten der ersten sechs Etagen zur Verfügung. Ein „Creative Hub“, ein Ideenzentrum – das ist die Zwischennutzung, bevor die Umgestaltung des Gebäudes zum Wohnhaus beginnt. Der Verein „Flüchtling für Flüchtling“ hat damit erst einmal Büroräume und eine Adresse.


Mezal, im Dezember 1999 in der Stadt Deir ez-Zor in Syrien geboren, ist im August 2015 als unbegleiteter Minderjähriger in Deutschland angekommen. „Als der Krieg anfing, war ich elf. Mit 14 wurde die Schule geschlossen“, sagt er. „Mit 15 Jahren musste ich meine Familie in Syrien verlassen und bin allein übers Mittelmeer und über die Balkanroute hierher geflohen.“



Mezal landete in einer Jugendhilfeeinrichtung in der Bremer Neustadt. „Für mich war das Ankommen sehr schwer, weil ich weder die deutsche Sprache sprechen konnte noch jemanden hatte, der meine Sprache sprach und an den ich mich wenden konnte.“ Er habe sich gedacht: „Ich will die Menschen hier verstehen.“ So begann er schon damit, die deutsche Sprache zu lernen, bevor er einen Schulplatz hatte: „Mit Büchern und Youtube-Videos.“


Und noch etwas kam hinzu: Engagement – in Flüchtlingsvereinen. „Engagement ist auch Integration“, sagt Mezal. Und es hilft, die Sprache zu lernen. „Sprache ist eine Säule der Integration. Sie ist der Schlüssel, in viele Räume zu kommen.“


So wuchs die Idee, „sich gegenseitig zu unterstützen“ und „Hand in Hand in die Gesellschaft zu integrieren“. Daraus wiederum wurde dann der Verein „Flüchtling für Flüchtling“: Gründung im Oktober 2018, Anerkennung der Gemeinnützigkeit im Mai 2019. 115 Mitglieder hat der Verein heute, sagt Mezal. 60 von ihnen sind Aktive. „Wir haben sehr viel Hilfe bekommen. Wir wollen etwas zurückgeben.“


Bewerbung auf Papier – eine neue Erfahrung


Das ehrenamtlich auf die Beine gestellte Angebot ist groß, Dolmetschen für Neuankömmlinge zählt ebenso dazu wie Hilfe bei Behördengängen. Aber auch Workshops zum Thema „Bewerbung“. In Syrien laufe die Arbeitssuche mehr über direkte Gespräche, so Mezal. „Hier in Deutschland muss man sich bewerben. Und zwar auf Papier.“ Für viele, die hier ankommen, sei das neu.


Der Verein hat eine klare Struktur, die Aufgaben sind aufgeteilt. Die „Bildungsgruppe“ kümmert sich um Deutschkurse auf verschiedenen Niveaustufen – und um wöchentliche Nachhilfe für Schüler von geflüchteten Lehrern. Es gibt auch Arabisch für Deutsche.


Workshops und Vorträge über Arbeitsmarkt, Aus- und Weiterbildung organisiert die „Aufklärungsgruppe“, während die „Aktivitätengruppe“ sich um Dinge kümmert, die „Kulturen verbinden und Zusammenhalt und Freundschaft erzeugen und stärken“: Kochkurse, Ausflüge, Musik.


In der „Sportgruppe“ geht es um Fußball ebenso wie im Schwimmkurse. Die „Beratungsgruppe“ bietet mit der Hilfe einer Rechtsanwältin Informationen zu Fragen des Migrations- und Sozialrechts. Die „Frauengruppe“ organisiert Workshops und Bildungskurse für Frauen. Sprachkurse zum Beispiel gibt es auch mit Kinderbetreuung – um Mütter mit Kindern zu erreichen, die „zu Hause sind und nichts wissen über die deutsche Gesellschaft“, sagt Mezal. Es funktioniert: „Wir boten das an – und auf einmal kamen 50 Anmeldungen.“


Mezal selbst hat auf der Europaschule in Utbremen den mittleren Schulabschluss (MSA) gemacht. Jetzt macht er bei der Arbeiterwohlfahrt eine kaufmännische Ausbildung und im Rahmen einer Doppelqualifikation zugleich seine Fachhochschulreife. Er hat ein unbefristetes Aufenthaltsrecht und möchte sich einbürgern lassen.


„Ich fühle mich sehr wohl in Bremen“, sagt Tarek Mezal. „Es ist das Leben, das ich mir wünsche, ein Leben in Frieden. In meiner Kindheit habe ich sehr viel Krieg gesehen. Bildung und dieses Friedensgefühl, das gibt es nicht überall.“

https://www.kreiszeitung.de/lokales/...-13585276.html

Wie sagt man dazu: "Über den grünen Klee...?"




Eine Frage bleibt aber, die sich bei den zahlreichen und ähnlichen Artikeln regelmäßig stellt. Wem möchten diese etwas zurückgeben? Der deutschen Gesellschaft eher nicht, denn es heißt ja treffenderweise "Flüchtling hilft Flüchtling", d.h. Altflüchtling hilft Neuflüchtling. Der Verein und der Altflüchtling kümmern sich nicht um die ärmeren Mitglieder der deutschen Gesellschaft, um die Alten, helfen nicht bei der Tafel oder bauen ein Hilfssystem für Deutsche auf. Man bleibt unter sich. Nur die Finanzierung und gegebenenfalls weitere Hilfen durch Rechtsanwälte und Rechtsbeistände werden durch die deutsche Gesellschaft beigesteuert, natürlich auch Vergaben von Wohnraum etc. pp., also Gelegenheiten.

Mir fällt an dieser Stelle immer ein böser Propagandafilm der Nationalsozialisten ein, in dem es heißt - es geht um Theresienstadt - "Hitler baut den Juden eine Stadt". Die Vorzeichen ändern sich.