Wir kennen sie alle, diese sogenannten Nähstuben und Schneidereien, die mal mehr oder weniger Qualität liefern, dafür aber billig sind, wenngleich die Dienstleistenden die deutsche Sprache kaum verstehen und die Schneiderei meist weniger gut als deutschen und teurere Schneidereien. Ab und zu wechseln diese Billigschneidereien den Besitzer oder schließen.

Über ein Erfolgserlebnis berichtet die Zeitung aus Kleve sehr vollmundig, den Titel an das deutsche Märchen vom tapferen Schneiderlein angelehnt:

Der tapfere Schneider aus Syrien führt in Kleve ein Geschäft

Ahmad Badr Eddin hat sich in Kellen selbstständig gemacht.



Kleve. Ahmad Badr Eddin hat es geschafft. Der Syrer hat in Kleve eine Perspektive gefunden und ein Schneidergeschäft in Kellen übernommen.


Ahmad Badr Eddin und seine Familie haben es geschafft. Der 33-jährige Syrer stammt aus Damaskus und ist 2015 mit seiner Familie geflüchtet. Jetzt führt er in Kellen ein eigenes Geschäft.


Ahmad Badr Eddin (33) war einst Schneidermeister in Damaskus. Er hat dort jahrelang als Schneidermeister gearbeitet, später mit einem eigenen Geschäft. Kriegsbedingt musste er, wie so viele seiner Landsleute, aus der Heimat flüchten und seine elterliche Familie und sein Geschäft zurücklassen. Im Jahr 2015 machte sich Ahmad Badr Eddin mit seiner Frau Hanadi Alkhateb und seiner damals dreijährigen Tochter auf die gefährliche Flucht von Damaskus in Syrien nach Deutschland.




Seit 2016 in Bedburg-Hau

Zwölf Tage dauerte die beschwerliche Reise und führte die Familie durch die Türkei, mit dem Boot über das Mittelmeer und durch Griechenland schließlich nach Deutschland. Siegburg war ihre erste Station in Deutschland. Von dort aus führte die Familie ihr Weg Mitte 2016 nach Bedburg-Hau.

Über das Jobcenter Kleve kam Ahmad Badr Eddin im Februar 2017 in die Maßnahme „KompAS“ am Standort Kleve des Theodor-Brauer-Hauses. Neben dem Sprachkurs, welchen er erfolgreich mit Niveau B1 abschloss, lernte er auch viel über das Leben in Deutschland. Trotz der anfänglichen Sprachbarrieren wusste er, dass er auch in Deutschland am Liebsten wieder als Schneider arbeiten möchte.


Volker Zippelius, sein Ansprechpartner beim Theodor-Brauer-Haus, schaffte es, ihm im Rahmen der Maßnahme einen dreiwöchigen Praktikumsplatz beider türkischen Schneiderei und Wäscherei von Aydin Balli und seiner Frau in Kleve-Kellen zu vermitteln. Trotz der verschiedenen Kulturen verstanden sich die drei auf Anhieb und Ahmad Badr Eddin arbeitete nach seinem Praktikum als Mini-Jobber weiter für Aydin Balli.

Selbstständig in Kellen

Der regelmäßige Umgang mit Kunden und die gute Einarbeitung durch den Geschäftsinhaber Aydin Balli haben ihm geholfen, seine Sprachkenntnisse und geschäftlichen Fähigkeiten weiter zu verbessern. Nach 30 Jahren haben sich Aydin Balli und seine Frau nun zur Ruhe gesetzt und in Ahmad Badr Eddin einen würdevollen Nachfolger für ihr Geschäft gefunden.


Dank der guten Unterstützung des Theodor-Brauer-Hauses und des Jobcenters Kleve hat Ahmad Badr Eddin zum 1. Januar das Geschäft übernommen und die Wohnung über dem Geschäft mit seiner Frau und den mittlerweile drei Kindern (1, 3, 8 Jahre) bezogen.

https://www.nrz.de/staedte/kleve-und...228583279.html