Nicht nur Syrer suchen verzweifelt Wohnungen.

Not
Syrer suchen verzweifelt nach Wohnung


Nachdem sie in Syrien verfolgt wurde, hofft Familie Awad aus Sinzing auf ein normales Leben. Vater Zaid ist schwer krank.



Sinzing.Seit Wochen sucht der Arbeitskreis (AK) Asyl der Gemeinde eine Wohnung für das syrische Ehepaar Zaid (38) und Shahrazad Nassra Awad (37) und ihre fünf Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren. Der Hilferuf „Wohnung für eine syrische Großfamilie gesucht“ startete wiederholt durch Anzeigen im Gemeindeblatt, per Aushang und auf der Internetseite des AK – ohne Erfolg.


Zaid Awad kam 2016 alleine in Deutschland an und erhielt zunächst subsidiären Schutz zuerkannt, später per Gerichtsbeschluss den Flüchtlingsstatus. Dagegen hat allerdings das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Einspruch erhoben, das Urteil ist deshalb noch nicht rechtskräftig. Erst Anfang 2019 durfte seine Familie nachziehen. Seit Februar 2019 leben sie nun gemeinsam in drei Zimmern in der Gemeinschaftsunterkunft in Viehhausen und teilen sich zwei Bäder mit weiteren 15 Flüchtlingen.

Schmerzattacken sind für Familienvater Alltag

Seit jungen Jahren leidet Zaid Awad an Sichelzellenanämie. Schmerzattacken begleiten seinen Alltag. Auch drei seiner Kinder leiden an dieser Krankheit. Erst der Kontakt mit einem Arzt Mitte 2018 am Uniklinikum Regensburg eröffnete eine Behandlungsmöglichkeit mittels Stammzellen-Transplantation. Zaid wird derzeit auf die Behandlung vorbereitet, da der Körper des Erkrankten dazu entzündungsfrei sein muss. Deshalb muss sich Zaid Awad in den nächsten Wochen auch einer Gallen-OP unterziehen.


Um die überlebenswichtige Transplantation zu unterstützen, sucht die Familie dringend eine Wohnung. Die Transplantation schwächt das Immunsystem, die Nachbehandlung erfordert, dass der Erkrankte vor Krankheitserregern und Infektionen bestmöglich geschützt wird. In der jetzigen Wohnungssituation ist dies kaum möglich. Ärztlicherseits sei es deshalb dringend geboten, dass die Familie in einer eigenen Wohnung leben kann, erzählen Helmut Halder und Franz Wandinger vom AK Asyl, die die Familie bei der Alltagsbewältigung unterstützen.

Ärzte: Umzug soll vor Transplantation erfolgen

Der Umzug solle nach dem Rat der Ärzte möglichst noch vor der Transplantation erfolgen, damit der Erkrankte sich noch stabilisieren kann. Ideal wäre eine Wohnung in Regensburg in der Gegend um die Uniklinik oder am Stadtrand oder generell in Bereichen mit guter Anbindung und Versorgung durch den ÖPNV. Auch die erkrankten Kinder haben Aussicht auf eine Behandlung. Neuere Forschungen, auch an der Uni Regensburg, sind derzeit in Arbeit und werden mittels medizinischer Studien erprobt.


Zaid Awad wuchs in der Region um Damaskus in Syrien auf. Nach acht Jahren Schule absolvierte er dort eine Ausbildung als Lkw-Fahrer und arbeitete bei einer Spedition. Fahrten ins benachbarte Ausland wie Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und Irak gehörten zu seinem Alltag. 2011, als der Krieg in Syrien zu wüten begann, wurde Zaid Awad bei seiner Rückkehr aus Katar von syrischen Soldaten an einer Straßensperre verhaftet und wegen seiner beruflichen Kontakte in vermeintlich feindliche Länder als Verräter und Terrorist beschimpft, niedergeschlagen und in das Gefängnis nach Damaskus gebracht. Durch den Angriff der Soldaten erlitt er einen Hüftgelenksbruch.

Zwei Jahre auf Hüft-OP gewartet

Zaid entkam dem Gefängnis und floh mit seiner Familie zu seinem Vater in eine abgelegene Wüstengegend. Währenddessen zerstörten Soldaten sein Haus, Zaid erfuhr, dass er wegen Landesverrats gesucht wird. Die Familie floh nach Jordanien, auch um das verletzte Hüftgelenk behandeln zu lassen. Durch den kriegsbedingten Flüchtlingsansturm in Jordanien dauerte es aber zwei Jahre bis zur Operation. Jordanien verfüge zwar über ein relativ gutes Gesundheitssystem, jedoch sei es dem Ansturm der vielen Flüchtlinge nicht gewachsen gewesen, erzählt Zaid Awad. Bedingt durch fortschreitende Krankheit musste auch sein rechtes Hüftgelenk durch ein künstliches ersetzt werden.

Kriegswirren als Fluchtgrund

Zaid blieb bis Dezember 2015 mit seiner Familie in Jordanien, entschloss sich jedoch zur Flucht nach Europa. Seine Familie ließ er schweren Herzens in Jordanien zurück. Die Kriegswirren in Syrien, die sich verschlechternden Zustände im Flüchtlingscamp und der Wunsch, für sich und seine Kinder eine schmerzlindernde, gute medizinische Versorgung zu finden, hätten ihn dazu gezwungen, sagt Said. Sein Fluchtweg führte Ende 2015 über die Türkei und Griechenland nach Deutschland. Er landete in einer Gemeinschaftsunterkunft in Pfatter und wurde dann aus Platzmangel nach Sinzing verlegt.

Die Rolle der Gemeinde

  • Unterstützung:

    Sinzings Bürgermeister Patrick Grossmann unterstützt die Wohnungssuche der Familie sehr. Doch auch seine Bemühungen brachten keinen Erfolg. Grossmann dankt dem AK Asyl, dessen Mitglieder sich sehr engagiert ehrenamtlich für die Belange der Geflüchteten und Asylbewerber einsetzen. Auch die Gemeinde selber leistet in Sachen Wohnungssuche sowie Kautions- und Mietabwicklung ihren Beitrag. Die wöchentlichen Treffs der Ehrenamtlichen mit den Betroffenen sind ein wichtiges Instrument um diesen Menschen das Gefühl des Angenommenseins zu vermitteln.

  • Krankheit:

    Die Sichelzellenanämie ist eine erbliche genetische Anomalie des den Sauerstoff tragenden Proteins in den roten Blutkörperchen. Dadurch wird eine chronische Anämie hervorgerufen. Sie wird durch eine übermäßige Zerstörung von roten Blutkörperchen noch verstärkt. Je nach Verlauf verursacht die Krankheit starke Schmerzen in Gliedmaßen und Organen. Die Patienten leiden an chronischer Müdigkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit.



Alleingelassen mit fünf Kindern sei die Zeit in Jordanien sehr schwer gewesen, erzählt seine Frau. Die Bedingungen im Camp hätten sich zusehends verschlechtert. Medikamente seien rar geworden. Durch den psychischen Stress von Flucht und Trennung verschlechterte sich Zaids Gesundheitszustand. 2016 brauchte er zusätzlich ein künstliches Schultergelenk. Nunmehr, da die Familie zusammen ist, hofft die Familie, dass sie in Deutschland richtig Fuß fassen kann und sich ihr Schicksal zum Guten wendet.

Die Familie selber leistet ihren Beitrag dazu. Alle Kinder besuchen die Schule in Regensburg, lernen die deutsche Sprache teils in Übergangsklassen, teils bereits im Regelschulbetrieb. Sie können sich schon gut verständigen. Auch die Ehefrau von Zaid lernt eifrig die deutsche Sprache.

https://www.mittelbayerische.de/regi...rt1885178.html

Die allgemeine Schulpflicht in Deutschland scheint ein freiwilliger Beitrag zur Integration zu sein, wenn ich das Gelesene richtig verstehe.