Mercedes und Schmuck sichergestellt

Sie soll der Clan-Szene angehören – Luxus-Razzia bei Sozialhilfeempfängerin

Ein Oberklasse-Coupe wird in Essen aus einer Garage geschleppt. Zahlreiche teure Schmuckstücke, Luxus-Handtaschen und ein Oberklasse-Coupé haben Polizisten einer Frau in Essen entzogen, die jahrelang unrechtmäßig Sozialleistungen kassiert haben soll. Bei der Durchsuchung am Freitagmorgen waren auch Spezialeinsatzkräfte im Einsatz, wie die Polizei mitteilte Foto: picture alliance/dpa
Als eine Frau mit „Gucci“-Tasche, die offiziell Sozialhilfe bezieht, Polizisten wüst beschimpfte, wurden diese stutzig. Jetzt rückte ein Spezialeinsatzkommando bei der Frau an, ihr Oberklasse-Auto wurde abgeschleppt. Die Frau wird der Clan-Szene zugerechnet.


Zahlreiche teure Schmuckstücke, Luxus-Handtaschen und ein Oberklasse-Coupé mit Sonderlackierung haben Polizisten einer Frau in Essen entzogen, die jahrelang unrechtmäßig Sozialleistungen kassiert haben soll.
Bei der Durchsuchung am Freitagmorgen war auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) im Einsatz, wie die Polizei mitteilte. Die Frau und ihr Umfeld ordnen die Ermittler dem Deliktbereich Clan-Kriminalität zu.



In der Wohnung seien neben der Beschuldigten weitere Personen angetroffen worden. Eine Auseinandersetzung habe es dabei nicht gegeben. Die Beamten stellten neben den Luxusgütern in der Wohnung auch zwei Macheten, eine Schutzweste und einen verbotenen Schlagring sicher. Das Auto wurde aus einer Tiefgarage in der Essener Innenstadt abgeschleppt.


Der Deutsch-Libanesin wird gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Sie wurde am Freitag nach einer erkennungsdienstlichen Behandlung im Polizeipräsidium wieder entlassen.





Ermittlungen begannen vor Monaten

Die Ermittlungen gegen die 33-Jährige begannen im Juni durch einen Zufall. Weil ihr abgestelltes Auto den Verkehr an einem muslimischen Friedhof behinderte, sprachen Polizisten die Frau damals an. Sie habe die Beamten dabei massiv beschimpft und beleidigt, so die Polizei am Freitag.


Die Behörde bestätigte einen Bericht der „WAZ“, wonach der Polizei ein Handy-Video des Zusammentreffens mit der Frau an dem Friedhof vorliegt. Demnach habe sie die Beamten unter anderem mit den Worten „Ihr seid Hunde in Uniform“ beschimpft. Auf der Rückbank ihres Wagens habe noch ein 14-jähriges Mädchen gesessen, das den Polizisten beim Wegfahren den Mittelfinger ausstreckte.


Die Polizei bestätigte auch, dass die Frau damals unter anderem eine „Gucci“-Handtasche und ein goldenes Armband trug. „Luxusgüter, die man sich üblicherweise als Sozialleistungsbezieher nicht leisten kann“, so die Beamten am Freitag. Neben einer Anzeige wegen Beleidigung nahmen sie nach dem Vorfall Ermittlungen wegen möglichen Sozialbetrugs auf – bis jetzt das SEK kam.



In welchem Umfang die Beschuldigte Sozialleistungen der Kommune in Anspruch genommen hat und wie hoch der Gesamtwert der am Freitag sichergestellten Gegenstände und des Autos ist, müsse noch ermittelt werden.
„Clans sehen den deutschen Staat als Beutegesellschaft“

Essens Polizeipräsident Frank Richter sieht in Betrugsermittlungen im Zusammenhang mit Sozialleistungen ein wichtigen Ansatz, um der Clan-Kriminalität Einhalt zu gebieten. „Die Clans sehen den deutschen Staat als Beutegesellschaft“, sagte er jüngst in einem Interview der Mitglieder-Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei (Oktober-Ausgabe).


Zu viele bezögen beispielsweise Hartz IV, obwohl sie andere Einnahmequellen hätten und überhaupt nicht bedürftig seien, so Richter: „In den vergangenen Monaten konnten 82 Clan-Mitglieder dank unserer Ermittlungen aus dem SGB II-Bezug (Sozialgesetzbuch) abgemeldet werden“, erklärte er.


Sebastian Fiedler, NRW- und Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalisten sagte der dpa: „Es ist – nicht nur bei Clan-Kriminalität – der richtige Ansatz, an die Vermögenswerte der Täter heran zu gehen. Das muss bei jeder sich bietenden Gelegenheit passieren. Wir haben inzwischen rechtliche Möglichkeiten, die wir konsequent nutzen müssen.“

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