Ein Artikel aus dem Reiche "Wer glaubt, wird selig". Die feinen Widersprüche werden dezent gesetzt, die größten am Ende des Artikels. Und es wird so rudimentär berichet, dass der Leser zwar die Widersprüche bemerkt, aber nicht die richtigen Fragen stellen kann.

Daher ein paar Vorbemerkungen:

Angeblich bekommt der Afghane keine Beihilfen etc. Sozialhilfe bekommt und bekam er aber dennoch, denn von irgendwas lebt er ja schließlich, denn er hat ja auch Frau und Kinder, das jüngste Kind bereits in Deutschland geboren. Ganz dezent wird auch erwähnt, dass er von Fördergeldern einer Stiftung profitierte.

Seine Reise nach Deutschland unternahm er über viele verschiedene Länder, über Dubai, den Iran und die Türkei. In Dubai hat er auf jeden Fall mal gejobbt, vermutlich auch im Iran und der Türkei. Wo ihn der Weckruf nach Deutschland 2015 erreichte, wird nicht genannt.

Angeblich konnte er auch keinen Deutschkurs besuchen (obwohl es diese an jeder VHS mannigfach gibt). Eine Ausbildung wurde ihm aber erlaubt? Und gearbeitet hat er kurze Zeit (warum nur kurz, wird nicht verraten) ebenfalls in der Nähe von Verl, offensichtlich in dem Bereich, in dem er sich in Afghanistan (der Bruder hatte angeblich eine Autolackiererei) und in Dubai (wo er angeblich Nobelkarossen lackierte) Fähigkeiten aneignete.

Und - der Leser staunt - geht es sogar um seine Einbürgerung, die in spätestens 4 Jahren (drohend im Raum immer, sofern er sich nichts zuschulden kommen läßt - bzw. lassen darf, denn das wirkt noch bedrohlicher) zu erwarten ist.

Eine märchenhafte Erfolgsgeschichte, an die der Handwerkerchef (der mit den Aufträgen kaum hinterherkommt, weil ja nun so viel gebaut werden muss, nicht zuletzt auch dauerhafte Wohnungen für die Familie des Afghanen) mit der Einstellung weiterer Flüchtlinge anknüpft, denn die sind (auch hier wieder ein märchenhafter Traum für den Handwerker) für ihn umsonst, weil die Arbeitsagentur bzw. BA (die die Arbeitslosengelder der Sozialversicherung verwaltet) den gesamten Lohn des Flüchtlings übernimmt und der Handwerker auf diese Weise auch an die besonders lukrativen Ausschreibungen der öffentlichen Hand rund um den Bau, die Sanierung und Ausstattung und Wartung von Flüchtlingsunterkünften und natürlich auch Anschlussunterbringungen bzw. Neubauten für Flüchtlinge herankommt. So viel Win-Win hat man als Arbeitgeber nun einmal selten.
Prüfung bestanden: Nasim Nazar aus Afghanistan ist für seinen Chef unverzichtbar Er hat alle überzeugt

Nasim Nazar mit seinem Chef, Christoph Gievers, im Materiallager des Betriebs. Nachdem er im Juni dieses Jahres seinen Gesellenbrief mit »Gut« bestanden hat, arbeitet er eigenständig, sehr zu Freude des Malermeisters.





Mohammed Nasim Emam Nazar (31) hat Pläne. In vier Jahren möchte er vielleicht den Meisterbrief machen und dann eventuell eine eigene Firma gründen. Gerade hat er seine Gesellenprüfung mit »Gut« bestanden und in seinem Ausbildungsbetrieb eine Festanstellung bekommen.







Nasim, wie sie ihn bei Gievers, dem Maler- und Lackiererbetrieb an der Österwieher Straße, alle nennen, ist gebürtiger Afghane und lebt seit 2015 in Verl. Als er damals nach Deutschland kam, konnte er kein einziges Wort Deutsch. Jetzt ist es möglich, ein flüssiges Gespräch mit ihm zu führen.


Die Deutschkenntnisse hat er sich überwiegend selbst angeeignet. Einen Kurs hat er nicht besucht. Kurse gibt es nur für anerkannte Asylbewerber. Nasim ist aber nur geduldet. Doch jetzt, nach der abgeschlossenen Ausbildung, hat er die Chance, nach den Einwanderungsgesetzen eingebürgert zu werden. Das dauert aber vier Jahre. Zwei Jahre, in denen er sich nichts zuschulden kommen lassen darf, um eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, und weitere zwei Jahre, bis er einen deutschen Pass bekommt.

Am Ziel seiner Reise

Dann wäre er am Ziel seiner Reise.


Eine Reise, die im Jahr 2009 in Afghanistan, in der Provinz Parwan, begonnen hat.

Während seiner ersten Zeit in einer Verler Asylunterkunft hatte er Kontakt zu Elke Bole, die sich ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmert und sie auch in Arbeitsverhältnisse zu vermitteln versucht. Nasim hatte Vorkenntnisse im Bereich Maler und Lackierer. »Mein Bruder in Afghanistan hatte eine Autolackiererei. Da habe ich schon geholfen.« Auch in Dubai, einer Station seiner Flucht, hat er Nobelkarossen lackiert. Und in Verl arbeitete er kurze Zeit bei Fortkord in Sürenheide.


»Als er sich bei uns vorgestellt hat, war ich skeptisch«, gibt Christoph Gievers, Juniorchef bei Gievers, unumwunden zu. »Wir konnten uns nur mit Händen und Füßen verständigen.« Aber er durfte auf Probe arbeiten. Gievers ließ ihn Spachtelarbeiten ausführen und war danach begeistert: »Der Junge muss eine Ausbildung bekommen.«


In der Folge merkte der Malermeister, dass andere genauso überzeugt werden mussten wie er. Zum Beispiel die Berufsschullehrerin: Keine Deutschkenntnisse – wie soll das gehen? Nasim Nazar bewies, dass es geht. Weil er keinen Kurs belegen konnte, paukte er mit Google und YouTube und besuchte das Sprachcafé in Verl. Im Verlauf der dreijährigen Ausbildung avancierte er zeitweise sogar zum Klassenbesten. Von der Sto-Stiftung, die den Nachwuchs im Handwerk fördert, wurde er als einer der 100 besten Gesellen Deutschlands ausgezeichnet.


„»Ich weiß, dass ich Nasim zu jedem Kunden schicken kann, wo er seinen Auftrag fachgerecht ausführt.«“
Christoph Gievers





»Ich weiß, dass ich Nasim zu jedem Kunden schicken kann, wo er seinen Auftrag fachgerecht ausführt«, sagt Christoph Gievers. »Wir können nicht mehr auf ihn verzichten.«


Christoph Gievers und sein Vater Jürgen haben neun Mitarbeiter und haben mittlerweile zwei weitere Flüchtlinge eingestellt. »Nicht die Nation zählt, sondern der Mensch.« In dem Betrieb, der seit 1935 existiert, sind die Auftragsbücher voll. »Wir kommen kaum hinterher.« Es herrscht Fachkräftemangel.



Deshalb versteht Christoph Gievers nicht, welche bürokratischen Hürden integrationswilligen Flüchtlingen in den Weg gelegt werden. Beispielsweise muss Nasim in Kürze noch eine Prüfung ablegen, um das B1-Zertifikat zu erlangen. »Dabei hat er mit dem Gesellenbrief bereits eine Qualifikation nachgewiesen, die dem Hauptschulabschluss gleichzusetzen ist, also ein viel höheres Niveau hat.«


Auch Beihilfen oder Kredite kann Nasim Nazar nicht in Anspruch nehmen, bis er seine Staatsbürgerschaft in der Tasche hat. Trotzdem ist er zuversichtlich. Typisch. »Wir jammern bei uns auf hohem Niveau«, sagt Christoph Gievers. »Nasim habe ich noch nie schlecht gelaunt erlebt.«

Sechs Jahre Flucht

Nasim Nazar ist 2009 vor Krieg und Terror geflohen. Er gehört zur Minderheit der Hasara, die als Schiiten von den Taliban (Sunniten) verfolgt werden. Er hat den Vater, einen Bruder und fünf Schwestern zurückgelassen, die Mutter ist tot. Die Flucht führte ihn über Dubai, den Iran und die Türkei nach Deutschland, wo er von Passau aus nach Verl zugewiesen wurde.


In Dubai, wo er vier Jahre gelebt hat, lernte Nasim Nazar seine Frau kennen und heiratete sie. Sie stammt ebenfalls aus Afghanistan. Das Paar hat inzwischen zwei Kinder (5 und 2 Jahre). Der ältere Sohn wurde in der Türkei geboren, der jüngere in Deutschland. Frau und Kinder sind als Asylbewerber anerkannt. Deswegen darf auch Nasim Nazar bleiben. Zurzeit lebt die Familie noch in einer Flüchtlingsunterkunft. Nazars Frau will, wenn die Kinder etwas größer sind, auch eine Ausbildung machen.


»Wenn man sich überlegt, was er durchgemacht hat, und welchen Optimismus er hat, relativieren sich all die Vorurteile über Flüchtlinge«, sagt Christoph Gievers. »Was da an den Stammtischen geredet wird, ist Bullshit.«

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