"Kosten, Sicherheit, Delegationen: Was man in Zahlen über den G7-Gipfel von Biarritz wissen muß"
7 Staatschefs, 36,4 Millionen Euro Kosten, 13 200 Polizisten, 5 000 Personen, 12 000 G7-Gegner

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde Biarritz in konzentrische Sicherheitszonen aufgeteilt. Der Präfekt legte am Freitag nach und riegelte nahezu das gesamte Stadtzentrum ab. 13 200 Polizisten, eine nicht veröffentlichte Anzahl Militär, Hunderte von Begleitern der Delegationen, Kriegsschiffe vor der Küste und Hubschrauber im ständigen Einsatz sichern das Medienspektakel ab.

Derweil haben sich die Banken in Hendaye der seit dem 19. August 2019 stattfindenden, vom Sitz des "Alternativen Gipfels" organisierten Demonstrationen der G7-Gegner wegen verrammelt, man liest auf den Holzverschlägen Sprüche wie "Der Kapitalismus ist nicht unsterblich". Am Samstagnachmittag finden auf allen öffentlichen Plätzen, um Biarritz herum, G7-feindliche Kundgebungen statt.

In Bayonne wird ein "Marsch der Porträts" in den Gemeinden geklaute Fotos des Staatspräsidenten "für Klima und soziale Gerechtigkeit in die Lüfte recken. Die Geschäfte in Biarritz, Bayonne, Hendaye und allen anderen Städten des Umkreises sind verrammelt. Das Verkehrschaos im Baskenland, Atlantik, und im Roussillon, Mittelmeer, hat bereits begonnen.


G7. Hôtel du Palais: 60 Millionen Euro Renovierungskosten, abgebucht unter Gemeinnutz

Emmanuel Macron hält Hof in Biarritz. 23. August 2019

Die Kritiken sowohl in meinem Lokalblatt L'Indépendant als auch in Le Figaro sind vernichtend, es sei denn, man könnte der Bemerkung des Leitartiklers Gaëtan de Capèle etwas Positives abgewinnen, wenn er schreibt, daß jenseits des Medientheaters persönliche Gespräche und Verhandlungen stattfänden sowie "geheime Pakte" geschlossen werden könnten. Da wüßte man doch gern, welche!

Der Club habe keine Legitimität mehr, und die Teilnehmer seien untereinander uneins. Der "nicht kontrollierbare" Donald Trump befinde sich im Wahlkampf 2020, Europa [er meint die EU] wäre die Beute tiefer nationalistischer Strömungen und bräche auseinander. [Ich sag's ja, das Jahr 843 mit einem neuen Verdun ist nahe!] Die Tagesordnung sei überladen, entgegen der Tradition gebe es kein Abschluß-Kommuniqué, der Berg werde ein Mäuschen gebären.

Michel Litout, Leitartikler des Indépendant, einer Zeitung, die man als Macron-freundlich einschätzen kann, hält den G7-Gipfel für einen Anachronismus "der Jahre der Treffen alter Kämpfer des vorigen Jahrhunderts"; denn "unter den 7 haben vier normalerweise nichts mehr zu suchen, überholt durch Volkswirtschaften der Schwellenländer in beschleunigter Ausdehnung. Kanada, Italien, Großbritannien und Frankreich haben nicht mehr ausreichend Gewicht gegenüber den tatsächlichen Giganten, die China, Indien, Indonesien und Brasilien heißen." Unser Kauf sei ihr Wohlstand.

Emmanuel Macron aber legt sich mit Brasilien an, bezichtigt Jair Bolsonaro der Lüge, was dessen Einsatz fürs Klima angeht, und macht seine Politik für die Großbrände am Amazonas verantwortlich. Man könnte allerdings fragen, wer ein Interesse daran hat, Brasilien und seinem Präsidenten durch diese Brände zu schaden? In Galizien wurde es schon vorgemacht: Wer brennt Galizien nieder? Welch ein willkommener Vorwand des Staatspräsidenten Frankreichs, das Freihandelsabkommen Mercosur der Europäischen Union mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay nicht zu ratifizieren, das er noch im letzten Juni, auf dem G20-Gipfel, in Osaka, begeistert feierte! Die Bauern Frankreichs teilten allerdings diese Begeisterung nicht. Le Point titelte:


"Mercosur: Macron begrüßt ein 'gutes Abkommen', nicht so die Landwirte"
Mercosur : Macron salue un « bon accord », pas les agriculteurs. Par AFP, Le Point, 29 juin 2019

"Ein umfangreiches Freihandelsabkommen zwischen der EU und vier südamerikanischen Staaten wurde von den Landwirten des Hexagons eher negativ aufgenommen."

Noch einmal davongekommen! Die Bauern können ihre gelben Westen einstweilen im Schrank lassen. Stattdessen geht ein Gewitter an Bezichtigungen gegen Jair Bolsonaro los. Man muß nur sehen, was bei Google für bolsonaro umstritten und bolsonaro contesté angeboten wird:

Derweil grast der Bison woanders. Die Kosten werden einen Bruchteil von 36,4 Millionen betragen.
"Die Zentralbanker haben es sich zur Gewohnheit gemacht, in Wyoming Energie zu tanken, im Zentrum der Vereinigten Staaten. Deshalb ist das Treffen von Jackson Hole auch bedeutend, wenn nicht bedeutender als der G7-Gipfel."


À la veille du G7, la planète financière se réunit à Jackson Hole, le vrai centre du monde.
Par Pierre-Henri de Menthon, Challenges, le 23.08.2019
"Am Vorabend des G7 trifft sich die Finanzwelt in Jackson Hole, im wirklichen Zentrum der Welt."




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