Nicht ganz zurechnungsfähig

Thomas Rietzschel

In jedem „Einzelfall“ ist das Procedere das gleiche. Wann immer eine Frau, ein Mann oder ein Kind abgestochen, mit dem Säbel niedergehauen oder vor den Zug „geschubst“ werden, beginnt das große Rätselraten, die Suche nach dem Tatmotiv.


Die Ermittlungsbehörden tappen im Dunkeln. Auch nachdem ein Afghane Ende voriger Woche seine Frau mit siebzig Messerstichen hingerichtet und die Leiche in einen Koffer verpackt hatte, um sie unweit der S-Bahnstation Dortmund-Lütgen abzustellen, hieß es nach der Festnahme: „Sein Motiv bleibt nach wie vor unklar.“


Nun ist es die Aufgabe der Polizei sowie der Staatsanwaltschaft, den Tathergang jedes Verbrechens aufzuklären, herauszufinden, was dahinter stecken könnte. Doch scheint es inzwischen, dass sie dabei immer öfter auf der Stelle treten. Anders als im „Tatort“ ziehen sich die Ermittlungen hin, oftmals so lange, bis das Gras des Vergessens über die Sache gewachsen ist. Weil uns schon die nächste Gräueltat zu Tränen rührt, erlahmt das öffentliche Interesse an der Aufklärung der vorherigen. Die Täter treiben die Kriminalisten vor sich her.


Ein Nullsummenspiel für den Staat

Um dennoch zu einem Ergebnis zu gelangen, enden die Ermittlungen vielfach mit der Feststellung, dass die Mörder, die Totschläger und Vergewaltiger nicht ganz zurechnungsfähig sind. Und wenn dem tatsächlich so sein sollte, was nicht auszuschließen ist, werden wir in Zukunft mehr geschlossene Klapsmühlen und weniger Gefängnisse brauchen.


Für den Staat könnte das sogar auf ein Nullsummenspiel hinauslaufen und zugleich helfen, die Gesellschaft über den Ernst der Lage hinwegzutäuschen. Die Taten würden individualpsychologisch relativiert. Und für die Opfer wäre es dann ja ohnehin egal, ob sie zur Ehre Allahs gemeuchelt wurden, die Täter als fanatisierte Moslems zustachen oder als eifersüchtig tobende Gockel.


Entscheidender als diese individuelle Motivation, die es natürlich zu ermitteln gilt, ist aber das archaische Rechtsverständnis der aufgenommenen Täter. Aus ihrer geistigen Verwurzelung in Verhältnissen jenseits unserer zivilisatorischen Vorstellungen folgt eine Enthemmung, gegen die mit den rechtsstaatlichen Mitteln einer aufgeklärten Gesellschaft wenig bis nichts auszurichten ist.


Das gilt nicht für alle, die Asyl suchen, aber doch für erschreckend viele, die Europa mit seinen Wohlstandsversprechen anlockt: für die „Schubser“ von Frankfurt und Voerde wie für den Afghanen, der am 15. Juli mit einem Baseballschläger auf seine Schwester losging. Oder für den Syrer, der am 31. Juli in Stuttgart einen anderen Mann auf offener Straße mit dem Schwert niedermetzelte.


Nach der jüngsten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) betrug 2018 der Anteil der Flüchtlinge an den Delikten Mord und Totschlag 18,6 Prozent, obwohl die erfassten Zuwanderer nur zwei Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten. Von 2.850 Tatverdächtigen besaßen 43 Prozent keinen deutschen Pass. Überwiegend kamen sie aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Meist waren es Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren.



Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch

Zur Erklärung ihrer Gewalttätigkeit muss man keine Psychologen befragen, man muss nur zu Kenntnis nehmen, dass die Täter aus Ländern kommen, in denen die Ausübung körperlicher Gewalt zur Durchsetzung politischer sowie persönlicher Interessen selbstverständlich ist, heute wie vorzeiten. Während wir die Justiz bemühen, um unser tatsächliches oder vermeintliches Recht durchzusetzen, während wir Psychologen aufsuchen, um mit inneren Konflikten fertig zu werden, werden in der arabisch-moslemischen Welt nach wie vor die Messer gezückt.


Weil sie das nicht sehen wollten, haben deutsche Politiker verschiedenster Couleur mit ihrer Flüchtlingspolitik der fortschreitender Verrohung Vorschub geleistet. Dass sie das nicht absehen konnten, ist ihnen schwerlich abzunehmen. Von Anfang an haben sie Vabanque gespielt. Schon im Herbst 2015 sagte Katrin Göring-Eckardt: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch.“ Wer wollte das heute noch bestreiten, selbst wenn es sich die Grüne anders vorgestellt haben mag, als es gekommen ist.


Indem sie ihre eigene Naivität zur politischen Doktrin erheben, untergraben Politiker, Pastoren und Kardinäle, Schlagersänger, Schauspieler und Journalisten die Fundamente des Rechtsstaates. Um sich selbst als Retter feiern zu können, schließen sie mit den Flüchtlingen auch jene die Arme, die aufgrund ihrer sozialen Prägung ewig unberechenbar bleiben werden. Das allein ist der springende Punkt. An Tätern und Hehlern, denen ein Platz in der Geschlossenen zustünde, besteht kein Mangel.

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