Es würde mich wundern, wenn unter den einkommensschwachen Bürgern nicht auch ehemalige Flüchtlinge wären, die nach durchlaufenem Asylverfahren - ob anerkannt oder abgelehnt und geduldet - als Bürger mit Migrationshintergrund zählen.

(12,80 Euro pro Quadratmeter ist übrigens kein Preis, den die Sozialämter (Hartz IV) als Quadratmeterpreis für eine Wohnung genehmigen. Für Flüchtlinge gibt es aber offensichtlich Ausnahmen)


Kernen-Rommelshausen. Mit einigen Jahren Verzögerung kommt nun Bewegung in das soziale Wohnbauprojekt beim Friedhof in Rommelshausen. Die Kreisbaugesellschaft wird auf Gemeindefläche insgesamt 36 Wohnungen errichten: 24 für einkommensschwache Bürger, zwölf zur Anschlussunterbringung für Flüchtlinge. Die schlechte Nachricht: Auf Anwohner der Straße Am Weihergraben kommen Erschließungskosten zu.


Insgesamt fast sieben Millionen Euro kostet die neue Wohnanlage der Kreisbau, die westlich des Rommelshausener Friedhofs entstehen wird. Das Projekt ist auch deshalb so teuer, weil in den Hang hineingebaut werden muss – und die Preise explodierten, während sich der Baubeginn verzögerte. Die Gemeinde Kernen wird sich mit rund 650 000 Euro an den Erschließungskosten beteiligen. Den Grund und Boden überlässt sie der Kreisbaugesellschaft für 50 Jahre im Erbbaurecht. 30 Jahre lang erhebt die Gemeinde keinen Erbbauzins, sichert sich für diese Zeit aber das Belegungsrecht der Wohnungen, die zwischen 40 und 54 Quadratmeter groß sind.
„Je mehr Mittel vom Land, desto günstiger wird es für Kreisbau und Gemeinde“

In 24 Wohnungen werden Menschen mit Wohnberechtigungsschein zu einer reduzierten Miete leben. Zwölf weitere Wohnungen mietet die Gemeinde für 12,80 Euro den Quadratmeter von der Kreisbau – als Anschlussunterbringung für Flüchtlinge. Bürgermeister Stefan Altenbergers Wunsch ist es, dass diese Menschen, sobald sie eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis haben und eigenes Geld verdienen, ebenfalls in den vom Land geförderten Wohnbau (33 Prozent unter der ortsüblichen Miete) wechseln: „Je mehr Mittel vom Land, desto günstiger wird es für Kreisbau und Gemeinde“, sagte Altenberger in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend. Der Gemeinderat stimmte den Plänen und der Kooperation mit der Kreisbaugesellschaft schließlich ohne Gegenstimme zu.


Bei der Erschließung trägt die Gemeinde einen Teil der Kosten für Wasserversorgung, Stellplätze und den Ausbau beziehungsweise die Fertigstellung der Friedhofstraße und der Straße Am Weihergraben. Weil die Straße Am Weihergraben zwischen der Halden- und der Friedhofstraße „erstmalig hergestellt“ werden soll, hier also noch nie Erschließungsbeiträge erhoben wurden, werden die Anwohner nach Abschluss der Bauarbeiten zur Kasse gebeten (siehe Infokasten). Ähnlich war es in jüngster Vergangenheit den Anwohnern der Rotenbergstraße in Stetten ergangen.


Bevor an der Friedhofstraße, die entlang der Westseite des Friedhofs zum „Heinrich-Becht-Weg“ werden könnte, neue Häuser entstehen, muss ein Gewächshaus abgerissen werden. Dafür ist die Gemeinde verantwortlich. Sie muss dabei besonders sorgsam vorgehen: Hier wurde einst Asbest verbaut.
Fünf Jahre Verzögerung – spätestens 2022 sollen hier Menschen wohnen

Ist die Fläche geräumt und erschlossen, sollen hier zweigeschossige Wohnungen aus Holzmodulen der Firma Aktivhaus errichtet werden (siehe Visualisierung). Die Satzung für einen entsprechenden Bebauungsplan hatte der Gemeinderat bereits im November 2017 beschlossen. Die Pläne sind allerdings schon älter: Im Frühjahr 2016, als großer Druck bei der Flüchtlingsunterbringung herrschte, hatte Kernen geplant, bis zu 100 Flüchtlinge beim Friedhof unterzubringen. Damals war noch vom Frühling 2017 als Bezugstermin die Rede. Dieser Termin wurde immer wieder korrigiert – mal weil das Planverfahren stockte, dann wieder, weil kein Erschließungsträger gefunden wurde. Heute gehen Kreisbau und Gemeinde davon aus, dass hier spätestens zum Jahresbeginn 2022 Menschen einziehen.


„Die Sozialquote liegt bei 100 Prozent“, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger in der Sitzung am Donnerstagabend und nahm damit Bezug auf die Forderung vieler Gemeinderäte nach mehr kostengünstigem Wohnraum in Kernen. Außerdem sorge die Gemeinde per Belegungsrecht für eine gute Durchmischung. Überhaupt würden Flüchtlinge dezentral untergebracht, was für die Integration förderlich sei.


Kritik aus dem Gremium wurde laut an den hohen Mietkosten und daran, dass die Kreisbau über 30 Jahre keinen Erbbauzins entrichten muss. „Das ist ein Geschäft, das mache ich gerne“, frotzelte Christof Leibbrand (Offene Grüne Liste). Bürgermeister Altenberger verteidigte das Vorgehen. Würde die Gemeinde selbst bauen und vermieten, bräuchte er mindestens eine zusätzliche Personalstelle, so der Rathauschef. Der Aufwand wäre immens. „Wir bräuchten mehr Geld als die Kreisbau dafür kriegt, dass sie den Betrieb sicherstellt. Das ist höchst wirtschaftlich für uns.“

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