So kunstvoll haben Asylbewerber Wände gestaltet

In der Asylunterkunft Hafenstraße haben junge Menschen aus dem Iran und Kolumbien einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Sie bemalten Wände mit Symbolen und Sprüchen aus ihrer alten Heimat.




Symbole und Zeichen aus dem Iran: Mahsa Sadot Rafigh und Mohammad Mahdiyan vor der von ihnen gestalteten Wand. Quelle: Burkhard Heuer





Fallersleben Zwei riesige Kunstwerke sind seit kurzem auf dem Gelände der Asylunterkünfte Hafenstraße zu betsaunen. Die Wandbilder zeigen Impressionen aus Kolumbien und einen symbolischen Neujahrsgruß aus dem Iran.
Wandgemälde: Die jungen Leute starteten damit im Februar

Im Februar hatten die kunstinteressierten Asylbewerber Mahsa Sadot Rafigh(23) und Mohammad Mahdiyan (beide aus dem Iran) sowie die beiden Kolumbianer Luis Felipe Oroczo (23) und Hugo Antonio Mosqura Perea (35) die Arbeiten auf der hinteren Fassade der Unterkünfte begonnen, nun präsentierten sie stolz die Ergebnisse. Und die Betrachter sind begeistert: „Man kann nicht anders als fasziniert hinzuschauen“, sagt Ulf Appel, Diplom-Soziologe und Leiter des Wohnheim unter Regie der Human Care GmbH.
Asylunterkunft Hafenstraße: Bewohner werden nach Interessen befragt

Erst wenige Monate leben die vier Protagonisten in Fallersleben, betreut von Appel und seinem Team. „Wir fragen unsere Ankömmlinge stets danach, wie sie ihre Freizeit gestalten möchten“, so der Leiter. Fußball, Handball oder Schwimmen höre man oft, umso überraschender kam für ihn das Kunstinteresse der jungen Leute. In Absprache mit Stadt, Sozialamt und Human Care war schließlich auch die Wand gefunden, die für die beiden Kunstwerke präpariert wurde.


Kolumbianer Luis Felipe Oroczo hat diese farbenfrohe Wand gestaltet. Quelle: Burkhard Heuer


Seitdem betrachten viele interessiert die Impressionen beispielsweise aus Kolumbien, in denen Luis Felipe die Schönheiten des Meeres und des Waldes sowie den eigentlichen Reichtum des Landes an Bodenschätzen darstellt. Luis aber hat auch die erschreckende Kehrseite kennenlernen müssen: Bandenkrieg und persönliche Bedrohungen haben ihn zur Flucht veranlasst.


Symbole und ein Neujahrsgruß aus dem Iran

Traditionelle Symbole ihrer iranischen Heimat haben Mohammad Mahdiyan und Mahsa Sadot Rafigh auf rund 15 Quadratmeter Wandfläche gezaubert. Sie dokumentieren damit das iranische Neujahrsfest aber auch die Schätze des Landes: Gewürze und Früchte, legendäre Herrscher und die traditionelle Bitte um Gesundheit, die zu Neujahr ausgesprochen wird. „Das ganze zeigt die Straße des Lebens“, so der 29-jährige Mohammad, „die man geradlinig und mit guten Vorsätzen begehen sollte.“
Die Beispiele ebenso sinnvoller wie künstlerischer Freizeitgestaltung entstanden aus wetterfester Fassadenfarben und werden sicherlich noch viele Wechsel in den Unterkünften überdauern. Den von Luis aus Kolumbien auf jeden Fall. Denn er wird bereits in wenigen Tagen in seine Heimat zurückkehren. „Der Liebe wegen“, wie er mit einem Lächeln bestätigt.

https://www.waz-online.de/Wolfsburg/...ende-gestaltet