Berliner Student fühlt sich verschaukelt Amt kürzt Wohngeld, weil er bei der Tafel isst

Anwalt: Vorgehensweise ist nicht rechtens +++ Selbst Politiker sind entsetzt

Foto: Christian Lohse" data-zoom-src="https://bilder.bild.de/fotos/frank-tiemann-wurde-wohngeld-abgezogen-weil-er-lebensmittel-von-der-tafel-bekam-er-legte-widerspruch-201130023-61884204/Bild/2.bild.jpg" id="" width="1280"> Frank Tiemann wurde Wohngeld abgezogen, weil er Lebensmittel von der Tafel bekam. Er legte Widerspruch gegen den Amtsbescheid ein – vergeblich

Frank Tiemann (32) aus Berlin-Lichtenberg wollte einfach nur ehrlich sein ... Der Informatik-Student (Diplom steht im nächsten Jahr an) war auf Wohngeld angewiesen. Mit seinem 450-Euro-Job (als IT-Systemadministrator) hatte er Schwierigkeiten, die 270 Euro Warmmiete für seine 1-Zimmer-Wohnung (31 qm) aufzubringen und gleichzeitig satt zu werden.
Also ging er einmal pro Woche zur Tafel. „In meinem Wohngeld-Antrag gab ich das an“, so Tiemann zu BILD. Und was machte die zuständige Lichtenberger Sachbearbeiterin? Sie berechnete die Tafel-Gaben als Einkommen und kürzte Tiemann die Sozialleistungen!

Sabine Werth, Vorsitzende der Berliner Tafel ist entsetzt: „Dieses Vorgehen ist willkürlich und rechtswidrig.“

tatt der ihm zustehenden 190 Euro bekam Tiemann nur 83 Euro Wohngeld. Denn das Wohngeldamt setzte den Wert der Tafel-Essens-Spende auf monatlich 241 Euro fest, berechnete für Frühstück 51 Euro sowie Mittag- und Abendessen jeweils 95 Euro.

Tiemann, arbeitet auch ehrenamtlich für die Tafel, stellt klar: „Einmal pro Woche habe ich dort wie alle anderen Lebensmittel bekommen. Obst, Gemüse, Brot. Manchmal Konserven. Alle zwei Monate gibt es mal Butter, Milch vielleicht viermal im Jahr.“ Alle Bedürftigen zahlen 1,50 Euro dafür. Ein Beitrag, der ihnen wenigstens die Würde lässt.
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„Diese Vorgehensweise finden wir unangemessen“

► Die Anrechnung freiwilliger Lebensmittelspenden sei unzulässig, so der Berliner Rechtsanwalt Dietmar Sedlaczek. Würde man den Wert dessen ermitteln, was die Leute bei der Tafel bekommen, müsse man das mit null Euro berechnen. „Denn der Handel bewertet diese unverkäuflichen Lebensmittel auch so.“

► Auf Landesebene sorgt der Fall für Furore: „Diese Vorgehensweise finden wir befremdlich und für ein soziales Berlin unangemessen“, so eine Sprecherin der Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) zu BILD.

► Selbst Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) ist mit der Entscheidung aus seinem Haus unglücklich, hat die Akte angefordert und will den Fall in einer Bezirksamt-Sitzung besprechen.

► Auch die zuständige Stadträtin Katrin Framke (parteilos für Linke) hält die Berechnung ihrer Sachbearbeiterin mittlerweile für bedenklich.

https://www.bild.de/regional/berlin/...4070.bild.html

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Die Welt hat das Thema ebenfalls aufgegriffen. Kommentare daraus:

Alex M.
vor 2 Stunden
Mir wurden auch mal vor einigen Jahren 600 Euro Arbeitslosengeld gestrichen, weil ich einen 2-wöchigen Mathematik-Kurs an der Uni besuchte. Galt für das Amt als "Urlaub".
Mich wundert gar nichts mehr.
Thueringe R.
vor 3 Stunden
Was Viele nicht wissen:

Liegt ein HartzIV Empfänger im Krankenhaus,
wird also dort verköstigt, werden ihm die HartzIV
Leistungen auch entsprechend gekürzt, wenn (!)
das Jobcenter davon Kenntnis erhält. Das ist noch
heute gängige Praxis, obwohl Gerichte längst anders
entschieden haben. Dem HartzIV Empfänger bleibt
oftmals nur der Rechtsweg. Das heisst gegenwärtig:
Rechtsanwalt vom Amt genehmigen lassen und dann,
in den meisten Fällen, 3-4 Jahre auf ein Verfahren warten.
https://www.welt.de/vermischtes/arti....html#Comments