Eine Zunahme von 4.541 Delikten auf 5.683 Delikte. Eine Zunahme von 125 Prozent seit 2015. Tendenz weiter steigend.
Und natürlich weiß man bei genauen Rückfragen mal wieder nix Genaues. Aber das ist ja nix Neues.

Mehr Gewaltopfer im ÖPNV in Baden-Württemberg

Stuttgart Die Zahl der Aggressionsdelikte hat 2018 im Vergleich zum Vorjahr um knapp sechs Prozent zugenommen. Die Grünen fordern bessere Sicherheitskonzeption, das Verkehrsministerium verweist auf laufende Gespräche mit der Deutschen Bahn.


Das Bus- und Bahnfahren in Baden-Württemberg wird immer gefährlicher: Im vergangenen Jahr wurden 5683 Personen im öffentlichen Nahverkehr Opfer von Aggressionsdelikten. Dazu gehören laut Innenministerium unter anderem schwere Straftaten wie Mord, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, genauso wie Raub und schwere Körperverletzung.


Zwei Drittel der Fälle leichte Körperverletzungen



Dies ist insgesamt ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp sechs Prozent, als es 5374 Betroffene gab. Im Jahr 2015 wurden noch 4541 Personen Opfer von Straftaten im gesamten Bereich des öffentlichen Nahverkehrs gemeldet, also auch auf Bahnanlagen. In rund zwei Dritteln der Fälle handelte es sich in allen Jahren jedoch um leichte Körperverletzungen. Dies geht aus einer Landtagsanfrage der Grünen an das Stuttgarter Verkehrsministerium hervor. "Die Verkehrsunternehmen sollten bei ihren bestehenden Sicherheitskonzepten weiter nachbessern", fordert Elke Zimmer, ÖPNV-Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, gegenüber der Heilbronner Stimme. Weiter sei es notwendig, dass die Zusammenarbeit der Verkehrsunternehmen mit der Polizei ausgebaut werde.



Rückgang bei Bedrohungen



Insgesamt ist im Südwesten die Zahl der Straftaten bei Aggressionsdelikten 2018 auf 4646 Fälle angestiegen. 2017 waren es 4523 Delikte, 2016 noch 4227. Hinzu kommen Hunderte von Fällen, bei denen Fahrgäste oder Personal bedroht wurden. Bei den angezeigten Bedrohungen gab es 2018 jedoch rund 19 Prozent weniger Fälle als 2017.


Hemmschwelle ist gesunken



In der Antwort auf die Anfrage erklärt Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Stuttgarter Verkehrsministerium, die Hemmschwelle für Aggressionen und Handgreiflichkeiten sei nach Einschätzung der DB Regio AG gesunken, die Angreifer stammten aus nahezu allen Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten. Die DB Regio AG ist im Südwesten noch immer der größte ÖPNV-Anbieter. Schon Hinweise auf Rauchverbote oder das Freihalten von Eingangstüren und Fluchtwegen führen laut dem Unternehmen zu körperlichen Übergriffen.


Ob es im Rahmen von Großveranstaltungen zu mehr Zwischenfällen im ÖPNV komme, konnte nicht beantwortet werden. Allerdings sei laut der DB Regio AG zum Beispiel der Krankenstand des Personals im Großraum Stuttgart-Heilbronn-Aalen im Oktober, also in der Zeit des Cannstatter Volksfestes, zuletzt um mehr als ein Prozent höher gewesen als im Jahresdurchschnitt.


Sicherheit soll erhöht werden



Die von der Deutschen Bahn beauftragten Sicherheitskräfte in Zügen und an Bahnhöfen in Baden-Württemberg wurden von 149 Mitarbeitern 2017 auf 161 Mitarbeiter im vergangenen Jahr aufgestockt. "Aktuell laufen Gespräche zwischen der DB Regio AG und dem Verkehrsministerium, um die Sicherheitsbegleitung in den Zügen weiter auszudehnen. Ziel ist es, insbesondere Tagesrandlagen und Großveranstaltungen stärker zu berücksichtigen", erklärt Lahl weiter.


Videoüberwachung und Body-Cams



Aus der Antwort auf die Anfrage geht zudem hervor, dass die DB Regio AG bereits etliche Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit durchführt. Zugbegleiter würden geschult, mehr Videoüberwachungssysteme eingebaut und der Einsatz von Body-Cams für das Sicherheitspersonal werde überprüft. Körperkameras stehen die Grünen im Landtag jedoch eher skeptisch gegenüber. "Den Einsatz von Body-Cams sehe ich äußerst kritisch", so Zimmer. Zwar helfe die Body-Cam den Fahrgästen, ihre Rechte zu wahren. Zimmer: "Datenschutz und das Recht auf informelle Selbstbestimmung sind ein hohes Gut, das wir nicht leichtfertig opfern dürfen."

https://www.stimme.de/suedwesten/nac...t19070,4192667