Skandale, die in Deutschland keine sind.

Ermittlungen eingestellt, weil Zeugen schweigen Prügel-Tod von Niklas (17) bleibt ungesühnt

Die brutale Tat löste im Mai 2016 bundesweit Bestürzung aus: Schüler Niklas P. (17) gerät an eine Gruppe junger Männer, wird so brutal zusammengeschlagen und gegen den Kopf getreten, dass er im Krankenhaus stirbt. Jahrelang ist die Staatsanwaltschaft auf der Suche nach dem Schuldigen. Aber: Jetzt sind die Akten geschlossen – weil Zeugen immer noch schweigen …

„Der Täter konnte nicht ermittelt werden, da das gesamte Umfeld eisern schweigt“, sagte der Bonner Oberstaatsanwalt Robin Faßbender. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass viele Leute wissen, wer das getan hat, aber keiner erzählt es uns“, sagte Faßbender. „Wir sind in diesem Fall aber auf die Aussagen von Zeugen angewiesen.“

Sollte sich eines Tages doch noch jemand dazu durchringen, sein Schweigen zu brechen, würden die Ermittlungen wieder aufgenommen, versicherte Faßbender.


Dr. Wolfgang Picken (51), Stadtdechant von Bonn, der die Familie seit dem schrecklichen Vorfall betreut: „Für die Familie ist das extrem schmerzhaft. Es ist quasi der Jahrestag. Ungünstiger konnte der Zeitpunkt nicht sein. Schlimm vor allem, dass die Familie von der Einstellung aus den Medien erfährt und mit keiner Silbe persönlich unterrichtetet wird. In meinen Augen ist das mehr als unsensibel.“


Richter: „Können nicht beweisen, dass er geschlagen hat“

Als vermeintlicher Täter wurde Walid S. wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Doch der Prozess vor dem Bonner Landgericht endete mit einem Freispruch. „Wir können nicht beweisen, dass er geschlagen hat und dass er am Tatort war“, begründete Richter Volker Kunkel die Entscheidung damals. Der damals 21-jährige Walid S. hatte die Vorwürfe bestritten.


Die Zeugenaussagen, die im Prozess getätigt wurden – allesamt nahezu wertlos. An einem der Prozesstage war eine 19-jährige Überraschungszeugin aufgetreten, die auf einen anderen Täter als Walid S. verwies. Weil andere Zeugen ihr widersprachen, wurde am Ende sogar wegen Falschaussage gegen die 19-Jährige ermittelt!



Der Anwalt von Denise P., der Mutter von Niklas, hatte im Laufe des Verfahrens immer wieder die Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen angezweifelt: „Die Zeugen haben hier nachweisbar gelogen“, sagte Thomas Dübner. „Das deutet auf Einschüchterung und Angst hin. Die Ohnmacht der Justiz gegenüber einem solchen Verhalten ist erschreckend.“


Das Rätsel um die blutbefleckte Jacke

Bis zuletzt gab es einen möglichen anderen Täter: Ali D. (Name geändert). Er und Walid S. sehen sich zum Verwechseln ähnlich.


Im Laufe der Ermittlungen wurde eine Jacke gefunden, an der das Blut des getöteten Niklas klebte!
Sie muss also von dem oder einem der Täter getragen worden sein. Sie gehört Ali D. Aber: Das Kleidungsstück wurde im Zimmer von Walid S. gefunden. Richter Kunkel: „Die Jacke war am Tatort und der Täter hat sie getragen. Es gibt aber unterschiedliche DNA-Spuren an ihr.“

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