Offensichtlich sollen dem Zuschauer fiktive Geschichten als wahre Dokumentation vorgegaukelt werden, Ich nenne es mal Manipulation der übelsten Sorte:

Suche nach dem Paradies

Die sechsteilige Miniserie „Eden“ erzählt – basierend auf wahren Begebenheiten – über Flüchtlingsschicksale. Gedreht wurde auch in einem realen Flüchtlingslager nahe Athen.


H´el`ene (Sylvie Testud) leitet das Flüchtlingscamp und versucht, dabei die Menschlichkeit zu wahren.


Der Himmel ist blau. Die Wellen sind sanft. Am Strand gibt's Diskussionen, weil Mama Silke lieber ein Erdbeereis gehabt hätte, aber der nette Grieche vom Eisstand hatte nur Schoko und Vanille. Es tropft noch von Flos Fingern, als der Sohn der Familie mit offenem Mund ein Schlauchboot wahrnimmt. Als das unsichere Gefährt anlandet, reißen sich die Insassen erleichtert und getrieben zugleich die Schwimmwesten vom Leib und laufen davon. Nichts wie weg – hinein in eine unsichere Zukunft. Nach Europa, wo sie als Flüchtlinge Zukunft suchen . . . In ein Paradies, das sie sich ausgemalt haben – das die meisten von ihnen aber enttäuschen wird.

Die sechsteilige Miniserie „Eden“, die ab 2. Mai auf Arte, ab 8. Mai im Ersten gezeigt wird, erzählt – basierend auf wahren Begebenheiten – fünf Schicksale verschiedener Flüchtlinge in Europa. Für die Eingangsszene hat sich Regisseur Dominik Moll von einem Internetvideo inspirieren lassen, das an einem Badestrand nahe Cadiz aufgenommen wurde. Und das ist wohl auch das Besondere an diesen sechs mal 45 Minuten: Sie erzählen fiktive Geschichten, die ganz nah an den realen Vorlagen sind.



Ein Flüchtling spielt einen Flüchtling

Nehmen wir die Figur des Bassam, der von Silke und ihrem Mann aufgenommen wird und es trotzdem sehr schwer hat, sich den neuen Umständen anzupassen. „Er könnte ich sein, und ich könnte er sein“, erzählte Darsteller Adnan Jafar während der Dreharbeiten der „Osnabrücker Zeitung“: Er sei Kurde und 2015 über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute nach Deutschland gekommen. Zwei Jahre musste Jafar auf seinem Weg in Flüchtlingslagern verbringen.


Gedreht wurde auch in einem realen Flüchtlingslager nahe Athen. Im Film wird dessen Betreiberin, Hélène, im Spannungsfeld zwischen Geschäftssinn (sie hat um EU-Förderung für weitere Camps angesucht) und Mitmenschlichkeit aufgerieben: „Es geht nicht nur um Zahlen“, argumentiert sie vor ihrem Investor: „Es geht vorrangig um die Förderung von Menschen, die ihre ganze Existenz verloren haben.“ Sie kämpft gegen Konkurrenten, für die Flüchtlinge Teil „eines boomenden Markts“ sind. Für Hélène bleiben es Schicksale – wie jenes der nigerianischen Brüder Amare und Daniel, die im Camp wohnen und versuchen, ihr Leben zwischen Schule, Nichtstun und Schuldgefühlen in den Griff zu kriegen.


„Eden“, das ist nicht Hochglanz à la Netflix. Dafür fehlt selbst einem internationalen TV-Projekt das Geld. Dafür haben die Macher Ambitionen: Hier soll nicht mit Flüchtlingselend eine TV-Show gemacht werden, sondern es ist der gelungene Versuch, das komplexe Zusammenleben von Menschen verschiedenster Herkunft in Europa in einer spannenden TV-Serie zu erzählen.

ZUM PROGRAMM

EU-Schwerpunkt. Anlässlich der Europawahl bietet Arte einen Programmschwerpunkt – u. a. mit der Doku „24h Europe – The Next Generation“ (am 4.5.), die 24 Stunden lang 60 junge Europäer in Echtzeit begleitet. Ab heute zeigt Arte die mit der ARD produzierte Serie „Eden“, die anhand mehrerer Schicksale erzählt, wie es Flüchtlingen geht, die in Europa ihr Glück suchen: 2. und 9.5. auf Arte (20.15 Uhr) oder 8. und 15.5. im Ersten (20.15 Uhr).





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