Jugendliche, Flüchtlinge und wir
Wertevermittlung aus dem Koffer


Kreis Warendorf -
Oft ist allerorten vom Werteverfall die Rede. Multiplikatoren aus dem Kreis Warendorf gehen da jetzt andere Wege – mit einer positiven und konstruktiven Grundeinstellung: Sie wollen mit Jugendlichen ins Gespräch kommen, mit jungen Geflüchteten und nicht geflüchteten Menschen, wollen erfahren, was für sie wichtig ist und mit ihnen gemeinsam Werte und Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens spielerisch erarbeiten. Dazu gibt es jetzt als Pilotprojekt den „Warendorfer Wertekoffer“.






Präsentierten in der LVHS den „Warendorfer Wertekoffer“: (v.l.) Ulrike Klemann, Heinrich Sender, Stephanie Herrera Riekens, Christa Kortenbrede, Bela Bartels, Robert Stammer, Christina Bosch dos Santos, Gabriele Wessel, Sonja Kienzle und Wolfgang Rüting.




Informationen über Werte und Rechte, Körpersprache-Übungen, Flirt-Training, Bewertungssteine oder Vokabel-Check – sie alle sind Bestandteile des „Warendorfer Wertekoffers“. Dieser ist während einer einjährigen Projektphase von einer Arbeitsgemeinschaft aus Trägern der Jugendhilfe, von Beratungsstellen und dem Kreisjugendamt (Projektleitung) zusammengestellt worden. Der fertige Wertekoffer wurde jetzt in der Landvolkshochschule Freckenhorst mehr als 50 Mitarbeitern aus Schulsozialarbeit, Jugendhilfeträgern und offener Sozialarbeit vorgesellt, darunter viele Praktiker, die mit ihm in Zukunft arbeiten können.


Familiäre, religiöse und persönliche Werte und Regeln, aber auch strafrechtliche Aspekte und das deutsche Grundgesetz sollen bei der Arbeit mit dem Wertekoffer informativ und spielerisch zugleich reflektiert werden.

Ein Grundziel ist es, unter Zuhilfenahme der Materialien mit jungen Menschen ab einem Alter von 14 Jahren direkt ins Gespräch kommen zu können, über genau jene Themen, die ihren Lebensalltag ausmachen und über die Frage, was wertvoll ist und wie man nachhaltig gut gemeinsam zusammenleben kann.


Kreisjugendamtsleiter Wolfgang Rüting erläutert einen wesentlichen Vorteil des „Wertekoffers“: „Wir werfen nicht einfach Methoden auf den Markt, sondern leiten diese aus der Lebenswelt der jungen Leute ab, wir setzen uns mit deren Haltung auseinander. Mit Erfolg. Für eine erste positive Resonanz sorgte der Probelauf am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Warendorf, wie Sozialpädagoge Robert Stamner von der Beratungsstelle GrenzBewusst berichtet: „Es hat tolle Diskussionen über Werte gegeben.“


Wichtig ist, dass sich das Angebot des „Wertekoffers“ gleichermaßen an Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung richtet. Dabei soll ein Dialog über Werte zwischen hier geborenen, schon länger hier lebenden und geflüchteten jungen Menschen ausgelöst werden. „Mit dem Methoden-Set kann das Miteinander der Geschlechter beschrieben, diskutiert und gelernt werden“, machte Wolfgang Rüting deutlich.


Auch mit Blick auf einige unschöne Zwischenfälle in der Vergangenheit ist sich Kreisjugendamtsleiter Wolfgang Rüting sicher: „Manche eskalierende Auswirkungen hätten so nicht sein müssen, wenn vorher schon zentrale Informationen über Werte und Normen im Bereich sexuellen Umgangs bekannt gewesen wären.“


In der AG Wertekoffer haben neben der Beratungsstelle und dem Kreisjugendamt auch Vertreter der Innosozial, der offenen Kinder- und Jugendarbeit, des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf, des Mütterzentrums Beckum, des Caritasverbandes für das Dekanat Ahlen und des Vereins „Frauen helfen Frauen“ teilgenommen.

Die Kosten wurden vom Land (47 000 Euro) und vom Kreis (rund 3 500 Euro) getragen, die freien Träger stellen die professionellen Fachkräfte.



https://www.wn.de/Muensterland/Kreis...aus-dem-Koffer