Bei einem Workshop können sich Bürger über Integration beteiligen

Im ersten Workshop zum Leitbild Migration und Integration ging es um Klischees und Vorurteile. Bürgerinnen und Bürger können bei der Entwicklung eines neuen städtischen Leitbilds mitwirken.

Welche Fragen drücken Interesse an einer anderen Person aus – und wann mischen sich Vorurteile gegenüber anderen kulturellen Hintergründen als den eigenen mit hinein? Um solche Aspekte ging es am Donnerstagabend im Paulussaal im ersten von drei Workshops, bei denen sich Bürgerinnen und Bürger an der Entwicklung eines neuen städtischen Leitbilds Migration und Integration beteiligen können. Das Schwerpunktthema diesmal: "Austausch und Begegnung".


Beim Auftakt im November im Historischen Kaufhaus war der Saal voll – jetzt beim ersten Workshop sind rund 100 Menschen da, deutlich weniger als beim Start. Sie sitzen in Vierergruppen an Thementischen, unter anderem zu "Religion" oder "Werten". Brigitte Bernhard-Gauss ist bei "Identitäten" gelandet. Sie war unter 1000 zufällig Ausgewählten, die bisher nichts mit dem Thema zu tun hatten und von der Stadtverwaltung mit einem Brief eingeladen wurden. Nur eine Handvoll von ihnen hat die Einladung angenommen.

Die anderen arbeiten haupt- oder ehrenamtlich im Migrationsbereich. Und auch Brigitte Bernhard-Gauss hat einen persönlichen Bezug dazu. Sie stammt aus der Schweiz, lebt seit 21 Jahren in Freiburg und hat einen deutschen Pass. Wie wichtig sind solche Infos? Eigentlich signalisiere es positive Neugier, jemanden zu fragen, woher er kommt, findet sie. Aber diese immer gleiche Frage gehe vielen auf die Nerven, erst recht, wenn sie gleich beim Gesprächseinstieg kommt, sagt Laila Koller vom E-Werk, wo Veranstaltungen zu interkulturellen Themen fest etabliert sind.

Wo beginnen Stereotype, Schubladen und Wertungen?


Das versteht Brigitte Bernhard-Gauß, die sich auch schon oft geärgert hat, wie stereotyp viele auf ihre alte Heimat reagieren: "Alle schwärmen immer sofort, wie schön doch die Schweiz ist." Noreen Noble, die aus Simbabwe stammt und beim Amt für Migration und Integration arbeitet, würde sich wünschen, dass die Herkunft keine Rolle mehr spielen würde – weil sie nach ihrem Studium der Internationalen Betriebswirtschaft befürchtet hatte, in Deutschland im Vergleich zu Einheimischen schlechtere Chancen zu haben und nie einen Job zu finden.

Wie schnell werden Menschen in Schubladen gesteckt – und welche Wertungen mischen sich da hinein? In einer Viererrunde zum Thema "Gender/Geschlecht" überlegt Birgit Genz vom Deutschen Kinderschutzbund, wieso alle davon ausgehen, dass Frauen aus traditionell geprägten Ländern "Anstöße" in Deutschland bekommen, die automatisch dazu führen, dass sie lieber wie deutsche Frauen leben wollen: "In der Annahme steckt drin, dass unser Lebensstil richtig ist und die anderen unglücklich sind."

Leitbild Integration und Migration: Am Dienstag, 2. April, findet im Paulussaal, Dreisamstraße 3, der nächste Workshop statt, Thema "Teilhabe und Gleichbehandlung", am Mittwoch, 22. Mai, ist der Abschluss mit "Öffentlichkeit und Politik". Jeweils von 17 bis 20.30 Uhr, alle Interessierten sind willkommen, müssen sich aber anmelden: Tel. 0761/201-6341 oder über Email an: leitbildintegration@stadt.freiburg.de

http://www.badische-zeitung.de/freib...167014706.html