Wie bei der euphorischen Meldung von Rosa Domm (23, Grüne). Die jüngste Bürgerschafts-Abgeordnete verkündete verzückt: „Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir uns binnen weniger Monate unabhängig von russischem Gas machen oder ein bundesweites ÖPNV-Ticket zu günstigem Preis einführen. Das zeigt, was mit starkem Willen politisch möglich ist, gilt auch für die Klimapolitik, bei der die nächsten sieben Jahre bis 2030 entscheidend sind.“

Dass jedoch der Weg in diese „Unabhängigkeit“ Hamburgs Industrie und viele Menschen an den Rand des Gas-Bankrotts treibt, bleibt unerwähnt. So viel jugendliche Sorglosigkeit sorgt bei Koalitionspartner SPD für Kopfschütteln.

Problem für die Grünen: Ideologisch irrlichternde Meldungen wie diese flankieren den energiepolitischen Spagat, den ihre Senatoren hinlegen müssen. Wie bei Jens Kerstan (56, Grüne).

Der Umweltsenator: „Wir tun, was getan werden muss. In normalen Zeiten hätte ich gesagt: 'Seid ihr des Wahnsinns?' Aber wir sind nicht in normalen Zeiten.“ Denn: Hamburg steckt mitten im Umbau seiner Kraftwerke. Statt teurem Gas muss Kerstan nun Öl verbrennen lassen.
Aus der Behörde heißt es: „Die Heizwerke Eppendorf und Barmbek sind für den Heizölbetrieb vorbereitet, ebenso die Spitzenlastdampferzeuger am Standort Tiefstack. Die Infrastruktur für Heizöl-Anlieferung per Schiff wird vorbereitet, soll Ende Oktober zur Verfügung stehen. Anlieferung per Tanklaster ist heute schon möglich.“ Auch am Haferweg wird umgebaut. Gesamtosten: 1,5 Mio. Euro.

Die Energie-Ersparnis?

Gas habe im Brennstoffmix der Energiewerke nur einen Anteil zwischen 15 und 20 % gehabt: „Ab Temperaturen unter 5 Grad oder bei Ausfall einer kohlegefeuerten Anlage ist es erforderlich, dieses Gas einzusetzen.“ Die Hoffnung: der Ölverbrauch wird eher gering sein.

Kerstan zu BILD: „In dieser Notsituation müssen wir Maßnahmen ergreifen, die mir in meiner grünen Seele weh tun. Diese Energiekrise verlangt pragmatisches Handeln, damit wir mit einem blauen Auge davon kommen. Auf einer Skala von eins bis zehn liegt meine Schmerzgrenze bei 7...“

Spruch der Woche
„Sie widersprechen sich tagtäglich auf offener Bühne und dabei haben die Senatorinnen und Senatoren den Respekt vor dem Ersten Bürgermeister abgelegt.“

CDU-Fraktionschef Dennis Thering (38) in Richtung des Senats.

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