Anfrage der Linken Viele Übergriffe auf Bahn-Personal



Ausfälle und Pannen gehören bei der Bahn inzwischen zum Alltag. Ebenso dazuzugehören scheint, dass Bahnreisende ihren Frust an Mitarbeitern des Unternehmens auslassen - oft sogar gewalttätig.



Mitarbeiter von Bahnunternehmen sehen sich weiterhin oft gewalttätigen Angriffen ausgesetzt. In diesem Jahr wurden nach Angaben der Bahn allein in den ersten neun Monaten bereits 1981 Körperverletzungen gemeldet und damit mehr als im gesamten Jahr 2015.


Das schrieb das Bundesinnenministerium in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag, wie die "Passauer Neue Presse" berichtete. 2015 wurden demnach insgesamt 1876 Körperverletzungen auf Bahnmitarbeiter registriert, 2016 waren es 2374 und 2017 dann bereits 2550.


"Unternehmensführungen verantwortlich"

Die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann sprach von einer "beunruhigenden Tendenz". "Die Beschäftigten erfahren täglich den angestauten Frust über schlechte Leistungen ihres Unternehmens, im schlimmsten Fall bis hin zur Gewalt", erklärte Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, gegenüber der Zeitung.


Gleiches gelte für Post und Paketzusteller wie DHL. Nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien für schlechten Service verantwortlich, sondern die Unternehmensführungen, erklärte Zimmermann.

Mitarbeiter verlieren Hoffnung

Der Vize-Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn AG, Alexander Kirchner, warnte angesichts zahlreicher Verspätungen und Technikprobleme vor wachsendem Frust unter den Mitarbeitern. "Nicht wenige denken: Es wird eh nicht besser. Viele Kollegen haben die Hoffnung verloren", sagte der Chef der Gewerkschaft EVG dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

"Die Kollegen in den Zügen und auf den Bahnhöfen sind mit der Wut der Reisenden über Verspätungen direkt konfrontiert. Sie müssen sich permanent für Probleme rechtfertigen, die sie weder verursacht haben noch verhindern können."
"Über Jahre auf Verschleiß gefahren"

Zuletzt waren die Fernzüge der Bahn wieder häufiger verspätet. Die Pünktlichkeitsquote lag im November bei 70,4 Prozent. "Das war in der Vergangenheit die Ausnahme, jetzt ist es fast der Regelfall", sagte Kirchner. "Die Bahn ist über Jahre auf Verschleiß gefahren worden. Es fehlen Kapazitäten bei der Infrastruktur, bei den Zügen und beim Personal. Das führt dazu, dass das System allmählich kippt."


Kirchner gab nicht nur dem aktuellen Vorstand um Bahnchef Richard Lutz und dessen Vorgängern die Schuld an der schwierigen Lage bei dem staatlich kontrollierten Unternehmen - auch die Politik sei verantwortlich für den desolaten Zustand: "Sie hat es über Jahre versäumt, die notwendigen Mittel für die Modernisierung der Infrastruktur bereitzustellen."

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