Deutsche haben niedrigste Lebenserwartung in Westeuropa. Ganz oben: die Schweiz


Eine internationale Studie fand heraus: Die Deutschen haben in Westeuropa die niedrigste Lebenserwartung. Das hat sehr viel mit der Politik dieses Landes zu tun.

In dem frühen NS-Propagandafilm „Morgenrot“ (1933) erklärt ein Kommandant im sinkenden U-Boot seiner Truppe, dass „wir Deutschen“ vielleicht nicht zu leben verstehen. „Aber sterben, das können wir!“ Offenbar hat das heutige Politik-Establishment sich diesen Spruch golden eingerahmt. Denn laut der weltweit größten Gesundheitsstudie, Global Burden of Disease Study, haben deutsche Staatsbürger von allen Westeuropäern die durchschnittlich geringste Lebenserwartung. In der britischen Fachzeitschrift The Lancet wurden die Ergebnisse dieser Studie jetzt veröffentlicht.


Zunächst die Ergebnisse: Global sei die Lebenserwartung im Zeitraum von 1950-2017 um 50 Prozent gestiegen. Neugeborene haben in Westeuropa eine durchschnittliche Lebensdauer von 79,5 Jahren (Männer) und 84,2 Jahren (Frauen). Außer in Deutschland: Da dürfen neue Erdlinge nur mit 78,2 (m) beziehungsweise 83 Lebensjahren (w) rechnen. Im Vergleich mit den 22 anderen Staaten Westeuropas bildet Deutschland das Schlusslicht. Nur Großbritannien und Dänemark stehen in Bezug auf weibliche Lebenszeitlänge noch mieser da.

Und wer steht ganz oben? Wo haben Menschen die höchste Lebenserwartung? Richtig, in der Schweiz, mit insgesamt 82,1 Jahren. Nur in Bezug auf Frauen steht Spanien mit 85,8 Jahren noch ein wenig drüber.


Und jetzt die Frage nach dem Grund. Pavel Grigoriev, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Rostock), erwähnt in Zeit-Online die Ernährung, stellt sie in Kontrast zur mediterranen Nahrung mit viel Fisch, Gemüse und Salat.


Eine weitere Rolle spielen Hektik, Alltagsstress und ein belastendes Arbeitsleben. And last but not least, so SPD-Politiker Karl Lauterbach, die starke Kluft zwischen Armen und Reichen. Die sei in Europa nur noch in Littauen größer als in der Bundesrepublik. Mutiges Geständnis eines Politikers, dessen Partei die Hartz-Gesetze einführte…


Und noch deutlicher: Es sei die wesentlich kürzere Lebensdauer von Menschen in prekären Lebensverhältnissen, die den gesamten statistischen Durchschnitt so sehr nach unten ziehe. Das dürfte für ALG-II-Empfänger ebenso gelten wie für Arbeiter im Billiglohn-Sektor. Neben materiell bedingten Mängeln käme auch noch ein schlechter Lebensstil aufgrund psychischem Druck oder Resignation hinzu. Dieser prekäre Lebensstil werde freilich auch auf den Nachwuchs übertragen.


Dazu passend publizierten Christian Lindner (FDP) und Johannes Vogel heute eine Verteidigung der Hartz-Gesetze, relativierten den Sanktionsdruck und alles andere Lebensverkürzende der Schröder-Reform. Politiker wie Friedrich Merz würden den Satz sogar gerne auf 132 Euro runtersetzen… Nach dieser Studie muss man jedoch in aller Konsequenz sagen: Die Sozialpolitik dieses Landes ist keine Nebensache sie verkürzt das Leben der Bürger! Man kann nur hoffen, dass den Deutschen nach zwei Weltkriegen und neoliberalem Faschismus endlich die Lust am frühen Sterben vergeht. Was würden wohl die Franzosen tun, wenn sie erführen, dass sie die kürzeste Lebenserwartung in Westeuropa hätten?… Die Politiker hätten dort keine ruhige Minute mehr.
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