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Mängel bei der Bahn: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"
Übrigens: Erst ab der 6. Minute gelten Züge als verspätet. Züge, die nur 5 Minuten Verspätung haben, werden als pünktlich erfasst.
Mängel bei der Bahn
Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"
Veraltet, verspätet, überlastet: Interne Dokumente, die dem ARD-Magazin Kontraste vorliegen, offenbaren die Mängel bei der Bahn - und zeigen, was das für Folgen hat, Stichwort: "umgekehrte Wagenreihung".
Zu wenige Züge, zu wenig Personal und ein enormer Investitionsstau: Was Bahnfahrer tagtäglich spüren, belegen auch interne Dokumente des Unternehmens, die dem ARD-Magazin Kontraste vorliegen. Demnach sind nur magere 20 Prozent der ICE "vollständig funktionsfähig". Diese frappierende Zahl findet sich in Aufsichtsratsunterlagen der DB-Tochter Fernverkehr vom Juni 2018.
Zwar habe man seit dem Jahr 2016 in den Instandhaltungswerken deutlich mehr Züge mit Schäden abgearbeitet, heißt es in der aktuellen Vorstandsvorlage für die heutige Sondersitzung des DB-Aufsichtsrats - die Rede ist immerhin von einer Steigerung um 45 Prozent.
Bahn will Störungen in Zügen schneller beheben
Die Bahn will Wartung und Instandhaltung ihrer Züge möglichst schnell verbessern. Dem Aufsichtsrat des Konzerns seien dazu "detaillierte und umfassende Vorschläge vorgelegt" worden, teilte ein Sprecher mit. Das Kontrollgremium des Konzerns will am Nachmittag in Berlin zu einer zweitägigen Klausurtagung zusammenkommen.
Den Bericht des ARD-Magazin Kontraste wollte der Sprecher nicht kommentieren. Er fügte aber hinzu, ein Zug gehe schon dann als "nicht fehlerfrei" in die Statistik ein, wenn eine Wagentür defekt sei oder eine Kaffeemaschine nicht funktioniere.
Klar sei aber auch: "Mit dem aktuellen Stand der Fehlerbeseitigung in unserer Zugflotte sind wir selbst nicht zufrieden". Deshalb wolle man kurzfristig zusätzliche Ressourcen für die Wartung und Instandhaltung der Züge aufbauen.
Mehr kaputte Züge in den Werkstätten
Doch dieser Erfolg werde "überkompensiert", da "der Schadenseingang im gleichen Zeitraum anstieg", also mehr ICE-Züge mit Schäden in der Werkstatt eintrafen. Was dazu führt, dass die Anzahl der ICE, die mit Mängeln die Werkstatt wieder verlassen, sogar um 17 Prozent anstieg.
Auf Bahndeutsch wird als Grund unter anderem die "hohe Eingangsverspätung" aus dem Betrieb genannt, was auf Normaldeutsch heißt: ICE kommen auch im Instandhaltungswerk verspätet an, die Werkstattzeit wird knapper. Abgearbeitet wird dann nur, was sicherheitsrelevant ist, der Rest bleibt liegen. Und so kommt es, dass manchmal tagelang dieselben ICE mit kaputten Toiletten, defekten Klimaanlagen oder Kaffeemaschinen auf Reisen sind. Ein Teufelskreis.
"Umgekehrte Wagenreihung" sorgt für Verspätungen
Kleine Fehler addieren sich über den Tag zu immer größeren Verspätungen auf: So sorgt zum Beispiel die berühmte "umgekehrte Wagenreihung" oft für chaotische Szenen auf dem Bahnsteig. Das Einsteigen verzögert sich, der Zug fährt mit Verspätung los und das Unheil nimmt seinen Lauf. Das Schauspiel wiederholt sich an jedem Bahnhof, die Verspätungen summieren sich.
Hinter dem Phänomen "Wagenreihung" verberge sich ein enormes Problem, sagen Zugbegleiter: Die "Nachtbereitschaften" auf den Bahnhöfen seien nicht mehr ausreichend besetzt, es finde sich also kein Bereitschaftslokführer, der nachts mit dem Zug die nötige Drehfahrt unternimmt, damit der ICE am nächsten Morgen richtig gereiht einfährt.
Pünklichkeitsziel wird verschoben
Von einem wichtigen Ziel verabschiedete sich die Bahn angesichts der Vielzahl der Probleme offenbar. Die erwünschte Pünktlichkeitsquote von 82 Prozent aller Fahrten soll nicht mehr 2018, sondern erst 2025 erreicht werden, wie aus den Dokumenten hervorgeht, die Kontraste vorliegen. Aktuell liegt die Quote bei gerade mal 73 Prozent.
Die Probleme mit der Pünktlichkeit haben personelle und technische Ursachen. So fehlen im "betriebskritischen Bereich" mehr als 5000 Menschen, also Lokführer, Zugbegleiter, Instandhaltungskräfte und IT-Spezialisten. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Claus Weselsky, reagierte mit scharfer Kritik: Das Eisenbahnsystem drohe zu "kollabieren", wenn es über Jahre mit Sparprogrammen überzogen werde.
Netz an der Auslastungsgrenze
In fast allen produktionskritischen Bereichen plagen die DB enorme Kapazitätsprobleme: Das Netz sei an der Auslastungsgrenze, heißt es in den Unterlagen - und das "bei hohem Investitionsrückstau und Modernisierungsbedarf". Nach Kontraste-Recherchen beläuft sich der Investitionsrückstau im Bestandsnetz auf rund 32 Milliarden Euro. Auch eine Folge dessen, dass der Bund erst vor zwei Jahren die Mittel aufgestockt hat, die für den Erhalt des Netzes nötig wären.
Chaos in den Ballungsräumen
Besonders gravierend sind die Engpässe an großen Verkehrsknoten, durch die sich der Güter-, Regional- und Fernverkehr wie durch ein Nadelöhr durchkämpfen muss: Laut den Kontraste vorliegenden Unterlagen gehen 50 Prozent der Verspätungen im Fernverkehr auf überlastete Strecken und Verkehrsknoten in den Ballungsräumen Köln-Dortmund, Mannheim-Frankfurt-Fulda, Hamburg und Nürnberg-Würzburg zurück. Hier fehlen zusätzliche Gleise, Überholmöglichkeiten, Weichen, moderne Signaltechnik und ganze Brücken etwa über Rhein und Main. Dieses Problem ist seit 15 Jahren bekannt, wurde aber von den früheren Bundesverkehrsministern ignoriert. Denn für die Erhaltung und Ausbau des Netzes ist der Bund zuständig.
DB-Chef Richard Lutz räumte diese Woche "Wachstumsschmerzen" durch Kapazitätsengpässe, ein erhöhtes Fahrgastaufkommen und zusätzlichen Güterverkehr auf den Strecken ein. Er will nun Tausende neuer Mitarbeiter einstellen.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft...-bahn-163.htmlEs ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister
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AW: Mängel bei der Bahn: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"
Welch ein Unterschied zu der Bundesbahn früherer Zeiten, als die Züge wirklich pünktlich waren.
Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland
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22.11.2018, 23:39 #3VIP
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AW: Mängel bei der Bahn: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"
veraltet sind nicht die IC, sondern ist die Bahn an sich, und im Gegensatz zur US völlig unangemessen für ein kleines Industrieland wie die BRD, das besser das Strassennetz modernisiert und ausbaut.
Ich plädiere sehr dafür die Bahn aufzulösen, die Trassen 100% zurück zubauen und die Schienen einzuschmelzen und das Stahl genauso zu verkaufen, wie die Loks und Wagen. Und natürlich den unvorstellbar immensen Besitz an Immobilien, Grund und Boden zu verkaufen. Mit dem dadurch gewonnenen Vermögen kann man dann das Straßennetz und die Automobilindustrie ausbauen und mit dem verbleibenden Rest die arbeitslosen Kolleg*Innen durchfüttern, die nach Jahrzehnten in der sozialistischen Behörde verlernt haben, was Arbeiten bedeutet.Geändert von mutiny (23.11.2018 um 01:57 Uhr)
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AW: Mängel bei der Bahn: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"
Da bin ich leider entgegengesetzter Meinung.
Ein ausgebautes Schienennetz und ein durchdachtes Fahrplansystem könnten bei entsprechender Preisgestaltung die Straßen von überflüssigem und umweltschädlichem Autoverkehr befreien.
Es wäre auch an der Zeit, daß sich die Autoindustrie anderen Produkten zuwenden müßte. Ich halte die fortwährende Neuproduktion dieser Transportmittel im gegenwärtigen Ausmaß für nicht mehr zeitgemäß. Unsere Produktionen sollten weniger profitorientiert, aber dafür praxisbezogener sein.
Dieses Land braucht mehr innovatives Denken. Das Werkeln an Symptomen bringt keine Lösung, besonders wenn dahinter nur Profitgier steht.Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland
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24.11.2018, 08:28 #5
AW: Mängel bei der Bahn: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"
Da schließe ich mich der Meinung von Cherusker an. Bahn und Individualverkehr müssen nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Als ehemaliger Staatsbetrieb musste die Bahn keine Gewinne einfahren. Der Sinn war ja, dem Bürger eine Möglichkeit zu geben, schnell und günstig mobil zu sein. Das Problem war, dass die Bahn als Staatsbetrieb viele Leute einstellen musste, die im Arbeitsmarkt keine Chance hatten. Besonders viele Kriegsversehrte kamen so in Lohn und Brot. Die Bahn war schon immer ein kostenintensives Unternehmen.
Das war vor allem hausgemacht. Es gab eine Krankenkasse nur für Bahner und deren direkte Angehörige. Die DEVK war eine reine Bahnerversicherung, die Sparda-Bank eine Bank für Bahner. In der "Kleiderkasse" konnten sich die Bahner günstig mit Kleidung eindecken und es gab jährliche Freifahrten. In der Spitze waren mehr als 400000 Menschen dort beschäftigt.
So war die Verlockung groß, in Zeiten knapper Kassen den "Laden" loszuwerden. Die Bahn wurde "privatisiert" und befindet sich doch weiter im Besitz des Staates. Um Kosten zu reduzieren, wurden massiv Stellen abgebaut, am Service gespart, gering qualifizierte Leute beschäftigt und vor allem Wartungsintervalle vergrößert. Letzteres hat zur Folge, dass die Zugausfälle epidemische Ausmaße angenommen haben. Dazu kommen technische Störungen, weil in vielen Bereichen der Mensch durch Computer ersetzt wurde.
Desweiteren kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass immer mehr inkompetente Mitarbeiter beschäftigt werden.Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.
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