Studie der Uni Köln Nachbarn sehen Flüchtlinge positiv

Köln -
Wer in der Nähe von Flüchtlingsheimen wohnt, steht Flüchtlingen in der Regel aufgeschlossener gegenüber. Je besser der Kontakt, desto weniger Vorbehalte gibt es. Das sind Ergebnisse einer Studie des Instituts für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Köln. In Ostheim und Rondorf sowie in jeweils zwei Stadtteilen in Hamburg und in Mülheim an der Ruhr wurden rund 2200 Anwohner nach ihrer Einstellung zu Flüchtlingen und Flüchtlingsunterkünften befragt. Die Urteile über die neuen Nachbarn fallen überwiegend positiv aus.


Die Studie macht aber auch deutlich: Das Urteil in der Nachbarschaft hat durchaus etwas mit dem Einkommen und dem Bildungsstatus der Bewohner des jeweiligen Stadtteils zu tun. In „statushohen Gebieten“, zu denen die Forscher auch Rondorf zählen, ist die Akzeptanz deutlich höher als in „statusniedrigeren“ wie Ostheim. Daraus folgern sie, dass es „sinnvoller ist, Flüchtlingsunterkünfte in Mittel- und Oberschichtgebieten – und nicht in benachteiligten Wohngebieten – zu errichten“.

Akzeptanzwerte von über 80 Prozent

Insgesamt gaben nur 5,1 Prozent der Befragten an, dass sie Flüchtlingen negativ gegenüber stehen. Zehn Prozent finden, dass zu viele Flüchtlinge aufgenommen werden, und 12,1 Prozent fordern eine Zuzugskontrolle. Anders formuliert: Die Einstellungen in der Nachbarschaft von Flüchtlingsunterkünften sind überwiegend positiv. In Rondorf wie auch im Hamburger Harvestehude steigen die Akzeptanzwerte auf über 80 Prozent. In Stadtteilen wie Ostheim liegen die Werte zwischen 60 und 70 Prozent.


Die Forscher waren vor ihren Umfragen davon ausgegangen, dass die meisten den Flüchtlingen gegenüber positiv eingestellt sein würden, vor der eigenen Haustür aber eher keine Unterkunft haben möchten. „Das trifft nicht zu“, so die Studie. Nur 6 Prozent lehnten die Unterkunft in ihrem Stadtteil ab. Die positiven Urteile lauteten „Irgendwo müssen sie ja hin“, „Das ist ein gutes Viertel“ und „Wir sind ohnehin multikulti hier und es klappt ganz gut.“

Die Akzeptanz der Flüchtlingsunterkünfte ist in den letzten beiden Jahren gestiegen

Um eine Entwicklung zu dokumentieren, gingen die Forscher im Abstand von mehreren Monaten zweimal in die Viertel, um die Anwohner zu befragen. Das Ergebnis: Die Akzeptanz der Flüchtlingsunterkünfte ist gestiegen. In der ersten Befragungswelle 2016/17 hatten 51,7 Prozent der Befragten gesagt, dass sie keine Nachteile durch die Unterkunft für sich sehen. In der zweiten Welle im Frühjahr dieses Jahres stieg dieser Wert auf über 70 Prozent. In kleinerem Umfang gibt es Klagen über Lärm und Müll. 7,5 Prozent sagten, dass sie sich unsicherer fühlen. Auch hier gibt es Unterschiede, die von der Sozialstruktur der Viertel abhängen: In Stadtteilen mit hoher Eigentumsquote wie Rondorf fürchten sich Menschen vor Abwertung. In Ostheim, dem Wohngebiet mit zwei sozialen Brennpunkten, wurde Unsicherheit besonders häufig als Nachteil angeführt. Auch Kriminalität, Müll und Lärm wurden hier besonders häufig als Nachteile genannt.

Frauen änderten ihre Einstellung stärker als Männer

Die Kölner Forschergruppe um Jürgen Friedrichs, Felix Leßke und Vera Schwarzenberg hat auch nach den Folgen der Kölner Silvesternacht 2015/16 gefragt. 59 Prozent gaben an, dass sich ihre Einstellung zu Flüchtlingen nach den Übergriffen auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz nicht geändert habe. 32,1 Prozent sagten das Gegenteil. Frauen haben deutlich stärker als Männer ihre Einstellung geändert.

Die Studie belegt, dass Ängste wegen einer möglichen Konkurrenz um Wohnungen und Arbeitsplätze mit der Zeit zurückgehen. Dagegen stieg der Anteil derer, die befürchten, dass der Einfluss des Islam in Deutschland zunimmt von 26,2 auf 32 Prozent. Bei der Frage, ob es den Befragten Angst mache, dass so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen, stellen die Wissenschaftler eine zunehmende Polarisierung fest. In der ersten Befragungswelle antworteten knapp 27 Prozent mit „ja“, in der zweiten waren es schon über 40. Der Anteil derer, die keine Angst haben, liegt in beiden Befragungen bei rund 60 Prozent.

https://www.ksta.de/koeln/studie-der...sitiv-31581170