Einmal zum Mond und zurück, für 17,50 Euro, all inclusive

Henryk M. Broder

Erinnern Sie sich nch an die großartige Idee, eine europäische Rating-Agentur zu gründen, um die Vormacht der „großen Drei“ aus den USA zu brechen, damit die europäischen Wirtschaften nicht immer so negativ bewertet würden? 1.000 Mitarbeiter sollten rekrutiert werden, 2012 wollte man die ersten Banken- und Länderratings herausbringen. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2018. Weiß irgendjemand, was aus diesem Projekt geworden ist?


Nicht ganz so wie geplant lief es auch mit dem satellitengestützten Navigations-System Galileo, das GPS ersetzen sollte, einen „in die Jahre gekommenen Tiger“, so die CSU-Fachfrau für globale Kommunikation, Monika Hohlmeier. Auch mit diesem Projekt sollte die Abhängigkeit von den Amerikanern beendet werden, falls die auf die Idee kommen sollten, „uns“ abzuschalten.


Und jetzt taucht ein drittes europäisches Vorhaben hinter dem Horizont der nutzlosen Erfindungen auf. Ein „europäisches Youtube“, genauer: „Eine europäische digitale Infrastruktur – eine Plattform von Qualitätsangeboten im Netz, an der sich die öffentlich-rechtlichen, die privaten Rundfunkanbieter, die Verlage, aber auch Institutionen aus Wissenschaft und Kultur und viele andere beteiligen können“, sagt der Intendant des BR, Ulrich Wilhelm.


Also eine Art Schweizer Armeemesser kombiniert mit einem Klapprad, das auch schwimmen und fliegen kann. Das Superding, das sich der BR-Chf ausgedacht hat, ist ein echtes Schnäppchen. Es soll nur 50 Millionen Euro kosten und nicht aus dem Gebührentopf finanziert werden. Das ist, als würde Ihnen jemand eine Reise zum Mond und zurück für 17,50 Euro anbieten, Kaffee, Kuchen und Landgang inklusive.


Schau mer mal, dann seh’n mer scho.


PS: In den Gesamtzusammenhang passt auch diese Meldung hervorragend: Google-Rückzug: In Kreuzberg bestimmt eine radikale Minderheit die Politik