Bunt ist es da, wo Frauen verschleiert werden

Anja Sievers

Der Wandsbeker Markt ist das Einkaufsparadies des Hamburger Ostens, des traditonellen Wohngebietes des Proletariats, während in den Villengebieten des Westens, in Blankenese und Othmarschen Unternehmer, Kaufleute und Senatoren hausen.


Meine Urgroßmutter war dort Stammkundin und ein äußerst zäher Besen. Sie, ihre vier Schwestern und zwei Töchter wurden alle über 95 Jahre alt. Sie zog acht Kinder groß, und das mit einem im 1. Weltkrieg versehrten Mann, aber dafür ohne Waschmaschine und Geschirrspüler, mit Pumpe auf dem Hof und einem Schwein im Hintergarten. Mit rund siebzig Jahren fuhr sie immer noch mit dem „Rhabarberexpress“, der Straßenbahn, die hinaus nach Bramfeld führte, zum Wandsbeker Markt zu Karstadt und kaufte ein solides hölzernes Waschfass, das sie im Alleingang nach Hause schaffte.


1988 wurde das Einkaufszentrum „Quarree“ am Wandsbeker Markt eröffnet, und seitdem geht es im Sinne des zeittypischen Strukturwandels konsequent bergab. Einzelhandelsgeschäfte mit höherklassigem Warenangebot sind nach und nach verschwunden, Billigboutiquen und Imbissketten herrschen vor, Karstadt verramscht hier die Ware, die der Rest Hamburgs nicht haben will, Buchläden sind geschlossen. Dönerimbisse und Shishalokale beherrschen das Straßenbild. Und, wie könnte es anders sein, ein Drittel der weiblichen Klientel ist verschleiert. Darunter sind Jahr für Jahr mehr deutsche Konvertitinnen zu beobachten, die nicht nur sich selbst, sondern auch minderjährige Töchter in stramme bunte Tücher wickeln.


Das Wandsbeker Quarree passt also wie eh und je zu seiner Klientel wie der Arsch auf den Eimer. Während in Köln die nächste antisemitische Straftat geschah, gingen derweil in Berlin 240.000 Menschen gegen „Rassismus“, „Hass“, und „islamophobe Hetze“ auf die Straße. Sie hinterließen tonnenweise Müll und bei mir die allumfassende Frage: Warum tun sie das?


Den Pascha in der nächsten Shishalounge parken

Gut, zum Teil wird es wohl am unherbstlichen Sommerwetter gelegen haben. Aber dennoch bleibt die Frage, warum man in dem Land, das weltweit die liberalste Einwanderungspolitik hat, dessen Bevölkerung schon bald zu einem Viertel aus Menschen mit Migrationshintergund bestehen wird und wo Kopftuchträgerinnen problemlos ihren Pascha in der nächsten Shishalounge parken können, während sie bei Karstadt für Töchterleins ersten Krabbelgruppenbesuch hübsche bunte Kopftücher kaufen, überhaupt einen Handlungsbedarf hierfür sehen.


Außenminister Heiko Maas überschlug sich vor Begeisterung: “Wir lassen uns nicht spalten“, so hieß das Motto, und zwar von einer Handvoll randrechter Neonazis. Jetzt soll ein Haufen Chemnitzer Spinner, die sich „Revolution Chemnitz“ nennen und größenwahnsinnig den „Umsturz“ planten, für Nachschub sorgen. Ach, kommt schon, Leute. Ernsthaft? Ist das ein Grund, sich aufzuführen, als stünde der nächste Reichstagsbrand und der Anschluss Österreichs unmittelbar bevor?

Nein, natürlich nicht. Es geht lediglich um Identitätststiftung und moralische Selbstüberhöhung, wie schon immer. Nichts liebt der Deutsche mehr als sein deutsches Kollektiv. Und so marschierte man denn als #unteilbare Nation fest geschlossen mit Islamisten, grauen Wölfen, Linksfaschisten und Antisemiten in ruhigen, festem Schritt. „Nein zu Hetze gegen Muslime“, war auf Transparenten zu lesen, auch „Omas gegen Rechts“ oder „Einhörner gegen Rassismus“ und, mein persönlicher Favorit, „strafverteidiger*innen warnen: strafe schadet der gesellschaft“.


Anders als mit selbstverliebter Toleranzbesoffenheit lässt sich der ganze Irrsinn irgendwie nicht mehr erklären. Die Menschen kennen es ja auch gar nicht anders. In der Kita gibt es schon Halalessen und verschleierte Erzieherinnen, in der Grundschule müssen sie sich über Kopftuchmädchen und deren prügelnde Rabaukenbrüder freuen, weil die Lehrer das so wollen. Sie lernen ganz früh, das „Hass“ ganz böse ist und „Gewalt“ keine Lösung, dass „Kriege noch nie etwas gebracht“ haben und dass „bunte Vielfalt“ das einzig Wahre ist. Und bunt ist die Welt für Beschränkte im Wesentlichen da, wo Frauen verschleiert werden.


Bis zum sechzehnten Lebensjahr auf Klo begleitet

Diese biobreigepamperte Generation, die von Helikoptermüttern bis zum sechzehnten Lebensjahr auf Klo begleitet werden muss und allein nicht mehr zur Uni findet, kann als Kernkompetenz den Müll trennen, aber kaum noch den eigenen Namen in des Sand kratzen. Woher soll’s auch kommen? Die Schule lehrt halt das, was sie für richtig hält. Eine Berliner Mutter hat mir erzählt, wie ihre Teenagertochter völlig verstört nach der ersten offiziellen Stunde zum Thema Sex nach Hause gekommen sei.


Es wurde als lockerer Einstieg Memory gespielt. Aber weder Tiermemory noch Blumenmemory, sondern sexuelle-Devianzen-Memory. Und so erfuhr Töchterlein, dass es Koprophagie gibt – Männer also, die feste Ausscheidungen von Frauen essen. Ja, so geht Pädagogik, die sexuelle Welt ist nunmal kein Glücksbärchiland, das kann frau gar nicht früh genug lernen.


Man braucht gar keine Statistiken, keine überintellektuellen Analysen zur Lage der Nation. Wer einen Blick in die Zukunft tun will, der gehe ins Wandsbeker „Quarree“. Wer wissen will, wie es dazu kommen konnte, der blicke nach Berlin.

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