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    Aus der eigenen Blase raus auf den Marktplatz

    Aus der eigenen Blase raus auf den Marktplatz

    Wie können sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebenseinstellung verständigen für ein gutes Zusammenleben? Mit dieser Frage hat sich das erste Demokratiefrühstück am Samstag in der Akademie in Weingarten beschäftigt, zu dem knapp 40 Leute kamen.

    Organisiert wurde die Veranstaltung von der Stadt Weingarten und verschiedenen Kooperationspartnern im Rahmen der Weingartner Tage der Demokratie und gefördert vom Bundesprogramm „Demokratie leben“. Das Fazit: Es gibt bereits viele Angebote und Orte der Begegnung, wohin aber immer nur die gleichen Leute kommen. Die einzelnen Milieus müssten ihre Kommunikationsblase verlassen und den öffentlichen Raum für Dialog und Gespräch mehr nutzen.


    Demokratie lebt vom Austausch. Vom Geltenlassen der anderen Meinung, von Streitgespräch und Kompromiss. Dass diese Errungenschaften in Gefahr sind durch Hass und Hetze und ein rauerer Umgangston die gesellschaftliche Debatte bestimmt, darum sorgte sich in seinem Impuls Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald. Er zitierte den Bundespräsidenten der vom „kommunikativen Klimawandel“ sprach. Mit Dialog setzte das 1. Weingartner Demokratiefrühstück dieser Entwicklung etwas entgegen.


    Die Teilnehmer, Migranten und Einheimische, Junge und Ältere, beherzigten dabei die zuvor ausgegebenen Regeln wie: „Wir lassen einander ausreden. Wir gehen respektvoll miteinander um und vermeiden Beleidigungen.“ Umgangsformen, die man eigentlich für selbstverständlich hält, die es aber nicht mehr sind, ausgehebelt auch durch den Brandbeschleuniger Internet, wo man in seiner Community verbal um sich schlagen und die übrige Welt außenvorlassen kann. Beim Demokratiefrühstück saß man sich gegenüber bei Kaffee und Brötchen und hörte sich zu.


    Wenn auch die Tische mit verschiedenen Themen bestückt waren wie „Liebe Deine Stadt!“ drehte sich doch alles um das Motto: „Verliere nicht den Kontakt zu Menschen, die nicht deiner Meinung sind“, also um das friedliche Miteinander einer multikulturellen Gesellschaft wie sie längst auch in Weingarten mit über 100 Nationalitäten existiert. An manchen Tischen wurde aber erst einmal auf das viele Gute verwiesen, das es ja auch gibt in Sachen Integration, das aber bei „defizitorientierter Berichterstattung“ leider oft unter die Räder komme, die Wahrnehmung also verzerrt sei.


    Am Tisch „Packe Probleme nicht in Watte“ erzählte ein junger Deutschtürke, dass er, obwohl hier geboren und sehr gut Deutsch sprechend, schlechter behandelt werde, ob in der Schule oder im Supermarkt an der Kasse. Seine Mutter trage Kopftuch, und dieses Anderssein ließe man sie spüren. Oder das Ehepaar aus Indonesien am Tisch „Mache dir die Welt zum Dorf“ berichtete, dass ihre beiden hier aufgewachsenen, perfekt Deutsch sprechenden Kinder trotz sehr guter Noten in dem Fach noch nie die Bestnote bekommen hätten. Nach dem Motto: Einem Asiaten kann man doch keine Eins in Deutsch geben.


    Die Frau sprach von ihren anfänglichen Ängsten, ihre Wohnung zu verlassen und ihre deutschen Nachbarn zu besuchen aus Scham, blöd dazustehen mit unzureichenden Sprachkenntnissen. Was sie aber überwunden habe und jetzt ein gutes Verhältnis pflege. Begegnung schaffen und mehr miteinander als übereinander reden, war die Meinung einer Gruppe. Wobei im Alltag oft mehr passiere als im gesetzlich verordneten Rahmen, so Sabine Weisel von der Stadt, die das Demokratiefrühstück moderierte. Einig war man sich tischübergreifend, dass es viele Angebote und Begegnungsräume gibt, zumal im Integrationszentrum, dass dahin aber immer dieselben Leute kommen.


    „Wir begegnen immer nur uns“, brachten die Mitveranstalter Heike Wagner von der Akademie und Mehmet Aksoyan von Tavir die Sache auf den Punkt. Auch das Demokratiefrühstück besuchten die immer schon in der Stadt Engagierten. Um Andersdenkende besser zu erreichen und miteinander ins Gespräch zu kommen wurde vorgeschlagen, raus aus den Räumen und auf den Marktplatz alias Löwenplatz zu gehen, zumal am Mittwoch, und dort einen „Stammtisch“ für Passanten einzurichten, wo man „barrierefrei“ seine Meinung kundtun kann. Oder zum Quatschmobil vom Team Jugendarbeit, das mittwochs im Stadtgarten und donnerstags in der Unteren Breite Halt macht noch eine Garnitur Bierbänke zu stellen, wo man sich austauschen kann. Christian Netti empfiehlt im Übrigen eine syrische Band beim Heimatabend auftreten zu lassen. Eine Wiederholung des Demokratiefrühstücks wünschten sich alle, jedoch besser beworben und auch an einen anderen Ort. In den Räumen von Migrationsverbänden wie dem albanischen Kulturverein „Albi“ oder auch auf dem Marktplatz mitten in der Stadt.

    https://www.schwaebische.de/landkrei...,10947698.html
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Aus der eigenen Blase raus auf den Marktplatz

    Zitat Zitat von Turmfalke Beitrag anzeigen
    Am Tisch „Packe Probleme nicht in Watte“ erzählte ein junger Deutschtürke, dass er, obwohl hier geboren und sehr gut Deutsch sprechend, schlechter behandelt werde[/B], ob in der Schule oder im Supermarkt an der Kasse.

    Natürlich. Und ich konnte kein Chefarzt werden, weil mein Ur-Opa mal einen Nazi gegrüßt hat.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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