Mit 20 Millionen Euro finanziert die Familienministerin Giffey das Projekt, Migranten als Respect Coaches an Schulen einzusetzen:

Rascha Abou-Soueid
„Integration funktioniert nur, wo Spannungen sind“: „Respect Coach“ räumt an Schulen auf



Insgesamt 170 „Respect Coaches“ will Familienministerin Franziska Giffey noch in diesem Jahr an deutsche Schulen schicken, um religiösen Extremismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit zu bekämpfen. Einige Coaches sind bereits unterwegs, um mit Schülern zu arbeiten.

Eine von ihnen ist Rascha Abou-Soueid. Die studierte Sozialpädagogin arbeitet in Duisburg-Marxloh als „Respect Coach“. Als eines von fünf Kindern einer palästinensischen Flüchtlingsfamilie ist sie in Moers in Nordrhein-Westfalen geboren und aufgewachsen. Ihr Migrationshintergrund helfe der 31-Jährigen bei ihrer Arbeit mit den Schülern: „Wir wollen uns auch selbst als Identifikationsfigur anbieten – authentisch und geradeaus“, sagt Abou-Soueid im Gespräch mit der „Welt“.

„Respect Coaches“ sollen Jugendlichen die Werte einer demokratischen und offenen Gesellschaft vermitteln, mit den Schülern beispielsweise über Gleichberechtigung, Geschlechterrollen, Sexismus und religiösen Extremismus sprechen. 20 Millionen Euro lässt sich die Familienministerin das Projekt kosten, das Teil des „Nationalen Präventionsprogrammes gegen islamischen Extremismus“ ist.

Spannungen seien wichtig für gelungene Integration

Mit 170 Coaches für 8,5 Schüler ist das Projekt für die Grünen nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“, wie Grünen-Jugendpolitikerin Beate Walter-Rosenheimer gegenüber der „Welt“ zu verstehen gab. Abou-Soueid sieht das anders: „Mir ist wichtig, den Jugendlichen eine Perspektive zu vermitteln, sie zu Toleranz und auch Widerspruchstoleranz zu erziehen“, so Abou-Soueid. Denn jemand, der keine Perspektive hat, sei angreifbar für Salafismus oder andere extremistische Strämungen, so die Sozialarbeiterin weiter. „Wer aber weiß, wer er ist und wohin er will, ist für sich selbst geschützt. Der ist auch weniger geneigt, andere niederzumachen“.

So spricht die Sozialpädagogin mit Jungen mit frauenfeindlichen Einstellungen. Sie würden verstummen, wenn Abou-Soueid fragt, ob die eigene Mutter denn auch „minderwertig“ sei.

Dass es Konflikte zwischen den Jugendlichen aus den verschiedenen Kulturen gebe, ist laut Abou-Soueid normal. Die Spannungen seien aber auch fruchtbar für einen Dialog zwischen den Jugendlichen, so die 31-Jährige weiter: „Integration funktioniert nur dort, wo viele Spannungen sind. Wo es keine Konflikte gibt, gibt es auch keine Integration – weil jeder für sich bleibt.“

https://www.focus.de/politik/deutsch...d_9474876.html