Okwui Enwezor nennt Abschied vom Haus der Kunst "Beleidigung"




  • Sieben Jahre lang war Okwui Enwezor Chef am Haus der Kunst in München, vor zwei Monaten hörte er aus gesundheitlichen Gründen auf.
  • In einem "Spiegel"-Interview zu seinem Abschied rechnet er nun mit seinen Kritikern ab.


Als Okwui Enwezor vor gut zwei Monaten seinen Abschied als Direktor des Hauses der Kunst bekannt gab, sprach er noch von einem Privileg, "diese außergewöhnliche Institution zu leiten". Jetzt bekommt das Ausscheiden einen bitteren Nachgeschmack. In einem Interview mit dem Spiegel spricht der gebürtige Nigerianer von einer "Beleidigung" und sagt, er habe den Eindruck, in München "nicht mehr erwünscht" gewesen zu sein.
Dass jetzt die Leistungen und Erfolge von sieben Jahren "unter den Teppich gekehrt" würden, liegt für Enwezor auch an seiner Herkunft. "Ich sehe mich grundsätzlich nicht als Opfer von irgendwas. Aber es ist durchaus denkbar, dass meine Herkunft, auch mein Äußeres manchen zu Projektionen verleiten. Ich beobachte sehr wohl, wie ich kulturell abgewertet werde."


Beleg dafür sei die Kritik, dass er nicht Deutsch spreche, sagte der 54-Jährige dem Spiegel. Das habe man gewusst, als man ihn gebeten habe, aus New York zu kommen und die Leitung des Hauses der Kunst zu übernehmen. Er glaube, dass es Leuten, "die nun verlangen, man müsse deutsch sprechen, nicht um Kommunikation, sondern um etwa anderes geht".
Enwezor hatte sein Amt als künstlerischer Leiter Anfang Juni aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt - drei Jahre vor Ablauf seiner Amtszeit. Dem Spiegel sagte er nun, er habe Krebs. "Aber selbst wenn ich gesünder gewesen wäre, hätte mir wohl die Perspektive in München gefehlt." In einem Haus, das "seit Jahrzehnten ein großes strukturelles Defizit" habe, habe er vor allem die moralische Unterstützung vermisst.


Die zuständige bayerische Kunstministerin Marion Kiechle (CSU) sagte am Sonntag, sie bedauere Enwezors Äußerungen im Spiegel. "Die kuratorischen Leistungen von Herrn Okwui Enwezor für München und Bayern und das internationale Renommee sind unbestritten", sagte die Ministerin. Vor diesem Hintergrund sei seine im Nachgang geäußerte Sicht der Dinge "trotz des einvernehmlich geschlossenen Auflösungsvertrages bedauerlich".
In den vergangenen eineinhalb Jahren war das Haus der Kunst von einer Reihe von Krisen erschüttert worden. Im Sommer 2017 wurden massive Geldprobleme bekannt. Auch die Nähe von Angestellten zu Scientology und Fälle sexueller Belästigung sorgten für Schlagzeilen. Der Aufsichtsrat reagierte mit Kündigungen und stellte Enwezor einen kaufmännischen Geschäftsführer an die Seite.
Der ehemalige Leiter spricht von einem "Bild des Scheiterns", das konstruiert werde, und nannte als Beispiel die jetzt abgesagte Ausstellung, mit der die US-amerikanische Performancekünstlerin Joan Jonas gewürdigt werden sollte. Dabei sei das Haus "chronisch unterfinanziert", habe zu wenig Personal, und die umstrittenen Mitarbeiter seien dort schon vor seinem Amtsantritt beschäftigt gewesen. "Womöglich passte unsere inhaltliche Ausrichtung nicht ins heutige politische Klima", mutmaßte Enwezor in dem Spiegel-Interview.

https://www.sueddeutsche.de/muenchen...unst-1.4097398

Deswegen:



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