Endlich angekommen: Flüchtling Halawa winkt eine Ausbildung

Hamm - Montasem Halawa strahlt, als er seinen Arbeitsvertrag unterschreibt. „Endlich angekommen“, sagt er. Halawa ist Syrer, lebt seit drei Jahren in Deutschland und ist als Flüchtling anerkannt. Beim Personaldienstleister Creativ hat er nun ein berufsvorbereitendes Praktikum begonnen, das ihm den Weg in eine Ausbildung ebnen soll.


Er will ein Vorbild für viele seiner Landsleute sein. Seit mehreren Jahren kooperiert der Personaldienstleister mit dem kommunalen Jobcenter bei der Vermittlung von Arbeitssuchenden. Durch ein Bundesprogramm mit dem sperrigen Titel „Soziale Teilhabe durch Arbeit für junge erwachsene Flüchtlinge und erwerbsfähige Leistungsberechtigte“ – kurz „Staffel“ – wird die Einstellung von Flüchtlingen wie Halawa gefördert.


Der Syrer absolviert zunächst bis zum 31. Januar ein Findungspraktikum und soll dann im Februar die zweijährige Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann beginnen. „Da bin ich guter Dinge, dass das klappt“, sagt Creativ-Niederlassungsleiter Andreas Böing. „Wir wollen anderen Arbeitgebern zeigen, dass Geflüchtete bereit sind für den Arbeitsmarkt.“

Flucht über die Mittelmeerroute

Zunächst soll Halawa lernen, Stellenangebot zu schalten und Kunden – vorrangig Migranten – zu betreuen. In Syrien, so Halawa, habe er Jura mit den Schwerpunkten Human Ressources und Handelsrecht studiert. Seine Flucht führte ihn über die Mittelmeerroute zunächst nach Italien und Frankreich. Nach sieben Monaten in einem Flüchtlingsheim in Deutschland lebt er derzeit in einer Wohnung in Heessen.


Neben dem Sprachkurs absolvierte er zuletzt ein Praktikum im Handelshof. „Ich hoffe jetzt, neue Erfahrungen zu sammeln und Leute, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich es war, helfen zu können“, sagt Halawa.

Das Hauptproblem bei der Eingliederung Geflüchteter in den Arbeitsmarkt ist nach Auskunft des Kommunalen Jobcenters nach wie vor die Verständigung. Oft mangele es an Grundlagenwissen, erklärt Friedhelm Frochte, Leiter des Jobcenters in Hamm.

„Das Instrument Ausbildung gibt es in Syrien nicht. Dort studiert man oder fängt einfach an zu arbeiten. Dass das in Deutschland anders ist, müssen wir diesem Kulturkreis näher bringen“, meint Fröchte. „Herr Halawa kann da Brücken bauen“, glaubt Creativ-Geschäftsführer Bernhard Fuest.

201 Geflüchtete in Arbeit

Davon, dass Vermittler wie Montasem Halawa in der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt wichtig sind, ist auch Frochte überzeugt. Nach der großen Offenheit vieler Arbeitgeber für Flüchtlinge im Jahr 2015 seien die Arbeitgeber „in der Realität“ angekommen, erklärt er. „Es ist klar geworden, dass wir etwas länger brauchen, um Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Basis dafür ist die Sprache.“


Nach drei Jahren seien die ersten Menschen aber gut in den Arbeitsmarkt integriert. Zwischen 2016 und 2018 wurden 512 Personen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gebracht. Zusätzlich sind 104 Flüchtlinge in Ausbildung vermittelt worden. „Das ist ein Indiz dafür, dass das Sprachniveau besser wird und die Maßnahmen langsam Früchte tragen“, sagt Heike Nowak, Pressesprecherin des Jobcenters.


Zur Abbrecherquote gibt es allerdings keine belastbaren Zahlen. Aktuell betreut das Kommunale Jobcenter 1438 geflüchtete Menschen aus sieben Nationen. Neben Syrern (911) sind Iraker mit 353 Personen die größte Gruppe. 201 Geflüchtete sind 2018 bislang in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integriert worden, 48 haben eine Ausbildung aufgenommen (Stand: 1. August).

Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Für die kommenden Monaten erwartet das Jobcenter eine positive Entwicklung. Dafür, dass dieser Trend anhält, will auch Montasem Halawa sorgen.

https://www.wa.de/hamm/fluechtling-m...-10096094.html