Wer betreibt diese Kampagne? Jens Spahn und die Politik, die Presse, private Heimbetreiber, irgendwelche gut vernetzten Organisationen?

Dass es sich hier um eine Kampagne handelt, ist unbestritten. Kaum eine Diskussion im Öffentlch-Rechtlichen, eine Nachrichtensendung, seit Wochen solche und ähnliche Artikel in der Presse lanciert, dazu die Forderungen privater Heimbetreiber, das Engagement, vom Staat geförderte selbstverständlich, der kirchlichen Heimbetreiber, die ähnlichen Forderungen unzähliger Organisationen....

Da soll etwas gehoben werden....

Fachkräfte für die Pflege : Flüchtlinge sollen in sozialen Berufen arbeiten
Und es gibt sogar schon ein Landesförderprogramm, das die Flüchtlinge darauf vorbereitet, irgendwann in der Pflege zu arbeiten. Es geht also gar nicht darum, dass die Flüchtlinge in der Pflege arbeiten, sondern dass sie darauf vorbereitet werden.

Ein Förderprogramm der Landesregierung soll Flüchtlinge mit einer Bleibeperspektive auf eine Ausbildung vorbereiten. Die Integration stellt eine große Aufgabe dar.
Was ich für ein NRW-Programm hielt, entpuppt sich hier als ein Programm des Bundeslandes Hessen. Und es hat den Anspruch, nicht nur Hilfskräfte mit großem Aufwand und langer und öffentlich geförderter Vorbereitung zu gewinnen, sondern Fachkräfte, also solche, die über Maßnahmen und Planungen entscheiden, die selber Eingriffe vornehmen, die nicht ungefährlich sind, wenn sie unsachgemäß ausgeführt werden, ja sogar zum Tode führen können, Medikamente verabreichen und Medikamentenpläne erstellen, die Notfallversorgungen vornehmen und über das Wohl und Wehe entscheiden und Wehe, es läuft dann etwas schief:

Der Fachkräftemangel in sozialen Berufen wie der Altenpflege wird laut Prognosen in den nächsten Jahren weiter steigen. Zugleich stellt die Integration von Flüchtlingen und Menschen mit ausländischen Wurzeln eine große Aufgabe dar. Die Landesregierung hat jetzt deswegen das Förderprogramm „Sozialwirtschaft integriert“ aufgelegt. Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) übergab gestern in Wiesbaden die Förderbescheide an sieben Projektträger aus ganz Hessen, deren Konzepte als erfolgversprechend angesehen werden.
Wenn es nur um die Arbeitskraft bei Hilfstätigkeiten ginge, bräuchte man kein teures Vorbereitungsprogramm.

Das Programm soll laut Grüttner Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive darauf vorbereiten, eine Ausbildung in einem sozialen Beruf anzutreten. „Die Berufe der Sozialwirtschaft sind der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“, sagte Grüttner; Integration könne nur dann funktionieren, wenn sich die Zugezogenen auch in den Arbeitsmarkt einbrächten.
Alleine die Vorbereitung darauf, dass die Flüchtlinge vielleicht irgendwann einmal eine Ausbildung beginnen - dem Wortlaut ja eine zur Fachkraft - läßt sich die hessische Regierung schlappe 10,4 Millionen Euro kosten.

2015 gab es in Hessen etwa 226.000 Arbeitsplätze im sozialen Sektor. Aktuellere Zahlen lägen nicht vor, so Grüttner. Aber: Von 2008 bis 2014 habe sich das Angebot verdreifacht, auch in diesem Jahr steige der Bedarf. Die Zahlen verdeutlichen, welche Probleme auf die Gesellschaft zukämen, wenn der Fachkräftemangel nicht behoben werde. Das Sozialministerium hat 10,4 Millionen Euro bereitgestellt, um die sieben Projekte bis zu fünf Jahre lang zu unterstützen.
Die Zeitung fragt, ob dies nicht zu wenig Geld sei:

Auf die Frage, ob das angesichts des hohen Bedarfs ein zu geringer Betrag sei, verwies Grüttner auf weitere Förderangebote, um den Fachkräftemangel zu beheben. Zudem handele es sich um eine Aktion zur Integration von Flüchtlingen, und das brauche Zeit. „Es bedarf einer langen Begleitung“, sagte der Minister.
Und bei dieser Gelegenheit stellt sich heraus, dass dies nur ein Programm von vielen Programmen ist, die Flüchtlinge darauf vorbereiten sollen, eventuell irgendwann einmal etwas zu tun. Dies bedarf allerdings, wie der Minister betont, einer langen Begleitung.

Wer sich bewirbt und genommen wird, erhält 1,5 Millionen Euro.

40 Projektträger hatten sich mit ihren Konzepten um die Fördergelder beworben. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, sagte der Minister. Jedes der sieben ausgewählten Projekte erhält jetzt rund 1,5 Millionen Euro, um die Menschen für eine Berufsausbildung zu qualifizieren.
Es profitieren private Träger, also eigentlich diejenigen, die in der Gesundheitsversorgung keine Rolle spielen sollten und denen man erst vor einigen Jahren Tür und Tor geöffnet hat mit dem Argument, man bräuchte mehr Anbieter auf dem Markt.

Qualifikation für die Ausbildung sammeln

Fördergelder bekommt zum Beispiel das Projekt „Perspektive Gesundheitsberufe“ der privaten Initiative „Bildungsprofis“ aus Frankfurt. Die gemeinnützige Gesellschaft will neue Wege entwickeln, um Flüchtlinge und Menschen mit sprachlichem Förderbedarf in Gesundheitsberufe zu vermitteln. Geschäftsführerin Petra Rahn will in den nächsten drei Jahren rund 100 Flüchtlinge entsprechend schulen. Dabei geht es spartenübergreifend um alle Gesundheitsberufe. Die Landesunterstützung diene als Grundfinanzierung, sie wolle noch weitere Gelder einwerben.
In 15 Monaten werden Flüchtlinge auf eine Ausbildung vorbereitet. Zugleich wurden eigene Ausbildungsarbeitsstellen für die Flüchtlinge geschaffen, im Klartext, vom Staat und den Sozialkassen (in die die sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer einzahlen) geförderte und daher für die Arbeitgeber ganz oder fast kostenlose Arbeitsstellen und sehr wahrscheinlich und hoffentlich nur für eine Helferausbildung und nicht für eine Fachausbildung. Die Helferausbildung dauert für Migranten schon einmal zwei Jahre.

Die Stadt Wiesbaden war mit dem Projekt „Ausbildung zur Altenpflegehilfe APH intensiv“ erfolgreich. Ihm geht es darum, Flüchtlinge so weit zu qualifizieren, dass sie eine Ausbildung in der Altenpflegehilfe beginnen können. Während der Programmlaufzeit werden vier Kurse, die jeweils 15 Monate dauern, angeboten. 80 Menschen sollen später die Ausbildung beginnen können. Zugleich werden in Wiesbadener Einrichtungen der Altenpflege 20 Ausbildungsplätze geschaffen, in denen Flüchtlinge eine Ausbildung absolvieren können. Projektpartner sind Evim und die Bauhaus Werkstätten, wie Wiesbadens Sozialdezernent Christoph Manjura (SPD) erläuterte.
Auch in Darmstadt gibt es ein Projekt, von dem selbstverständlich ein privater Anbieter profitiert:

„So Wirt’s“ heißt das Projekt aus Darmstadt und dem Kreis Darmstadt-Dieburg, das ebenfalls Migranten auf eine Berufsausbildung vorbereiten will. Die Darmstädter arbeiten mit Berufsschulen zusammen und möchten Sprachkenntnisse fördern und „interkulturelle Kompetenzen“ lehren. Die hohe Bereitschaft der Menschen, in diesen Berufen zu arbeiten, ist ein großer Schatz, den wir mit diesem Projekt heben können“, sagte Darmstadts Sozialdezernentin Barbara Akdeniz (Die Grünen). Die Teilnehmer sollen auch während der anschließenden Ausbildung begleitet und unterstützt werden.
Lehrer, die Migrantenklassen dieser Art unterrichten, erzählen über die Motivation der Migranten anderes. Sie ist zwar vorhanden, aber zeitlich begrenzt und eng mit dem Aufenthaltsstatus verbunden. Und nicht wenige dieser Migranten können sich eines gewissen Ekels oder einer Abneigung gegen diese Tätigkeit entheben. Das sind dann später die, die bleiben, aber diejenigen, die ihnen solche Tätigkeiten zugemutet haben - und dies wird auf die gesamte Gesellschaft ausgedehnt - hassen.

Und es geht - mindestens einmal propagiert - offensichtlich um Fachkräftegewinnung. Ein Helfer ist aber keine Fachkraft.


Die sieben Projektträger äußerten übereinstimmend, dass es nicht nur um Integration gehe, sondern auch darum, den Fachkräftemangel in sozialen Berufen zumindest zu lindern. „Es gibt zu viele Menschen, die wegen fehlender Abschlüsse nicht in diesen Berufen arbeiten können, die aber eine hohe Affinität und Motivation dafür haben“, erläuterte Grüttner. Gleichwohl ist seinen Angaben nach nicht bekannt, wie viele Fachkräfte in Hessen in den nächsten Jahren für soziale Berufe gesucht werden.
Fachkräfte ohne ausreichende Vor- oder Ausbildung?

http://www.faz.net/aktuell/rhein-mai...-15705109.html