Sieben Millionen Euro (laut Artikel) GEZ-Gelder werden in die Serie gesteckt. Auch die ARD (ebenfalls in dem Artikel zu lesen - wobei der SWR zur ARD-Senderkette gehört - ) ist beteiligt. An Arte sind wiederum ARD und ZDF beteiligt:

Eden
SWR und Arte drehen Serie über Flüchtlingsschicksale


Als Odyssee durch ein verunsichertes Europa drehen SWR und Arte eine Fernsehserie über das Schicksal von Migranten. Einer der Schauspieler ist selbst aus Syrien geflohen. Es geht um Politik, Humanität - und unbequeme Wahrheiten. Gelingt der Balanceakt?



Regisseur Dominik Moll (M) mit den Darstellern Bruno Alexander (l) und Wolfram Koch. Foto: Uwe Anspach






Oftersheim (dpa) - Es könnte eine der spannendsten TV-Serien des kommenden Frühjahrs werden - und sie wird mit Sicherheit Diskussionen anstoßen. «Eden» heißt der brisante Mehrteiler, den
SWR und Arte derzeit auch in Baden-Württemberg drehen.


Es geht um das Schicksal von Migranten in einem zerrissenen Europa. Eine der Hauptrollen spielt Adnan Jafar - der junge Syrer flüchtete selbst 2015 über die Balkanroute aus Afrin nach München. Der 23-Jährige hält die Serie, für die auch Drehtage in Athen und Paris eingeplant sind, für extrem wirklichkeitsnah. «80 Prozent der Handlung ist realistisch.»


An diesem Tag steht ein Dreh in Oftersheim an, einer kleinen Kommune bei Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis. «Hier wohnt Adnan, der im Film Bassem heißt, bei einer Lehrerfamilie», erzählt Regisseur Dominik Moll. Gemeinsam mit den Schauspielern Wolfram Koch, der den Vater Jürgen spielt, und Bruno Alexander, der den Sohn Florian spielt, bespricht er an einem Tisch die nächste Szene. In der Serie sorgt die Aufnahme des Migranten für große Spannungen in der Familie. Es ist einer von fünf Erzählsträngen der etwa sieben Millionen Euro teuren Reihe, die wohl in drei Teilen à 90 Minuten ausgestrahlt werden wird.


Eine Initialzündung für die Serie sei das Video eines Schlauchboots mit Flüchtlingen gewesen, das an einem Strand in Spanien angekommen sei, erzählt Moll. «Die Badegäste schauen auf diese Migranten, die aus dem Boot springen, wie auf Marsmenschen. Sie sind überrascht und ratlos - wie wir.» Die Diskussion über Flüchtlinge entwickle sich zwar dynamisch, aber dass die Serie im Frühjahr aus der Zeit gefallen sein könnte, denkt er nicht. «Vielleicht haben sich Dinge verlagert. Aber wir schneiden einige Aspekte an und versuchen, nicht zu vereinfachen», sagt der in Baden-Baden aufgewachsene Regisseur.


«Bitte Ruhe» ruft ein Mitglied der Filmcrew. In dem Reihenhaus in der Oftersheimer Beethovenstraße, die in «Eden» nicht so heißen wird, wird die nächste Szene vorbereitet. Das zweistöckige Gebäude stand zur Vermietung leer und wurde mit Wandbildern und Bücherregalen als «typische Lehrerwohnung» gestaltet. Vater Jürgen, gespielt von Wolfram Koch, spricht mit seiner Ehefrau Silke (Juliane Köhler).


«Beide spüren oft Hilflosigkeit und Unvermögen, aber sie helfen», sagt Koch, auch bekannt als Frankfurter «Tatort»-TV-Ermittler «Paul Brix». Die Macher der Serie wollten nichts erklären. «Die unkommentierten Erzählblöcke wechseln, der Zuschauer muss sich selbst ein Bild machen. Das gefällt mir am meisten.» Ähnlich sieht es Köhler. «Wir haben durchaus den Ehrgeiz, die Komplexität des Themas aufzuzeigen. In unserem Strang etwa geschieht viel unterschwellig.»


«Wir wollten keine einzelne Geschichte erzählen, sondern in die Lebenswirklichkeit von fünf Protagonisten eintauchen, die durch die Flüchtlingskrise lernen, die Dinge mit anderen Augen zu sehen», sagt Manfred Hattendorf vom SWR. Sein Kollege Andreas Schreitmüller von Arte hält «Eden» für einen idealen Titel. «Das Wort steht wohl bei allen Menschen für große Sehnsucht.» Schon jetzt gebe es Interesse aus Osteuropa, Skandinavien, Griechenland und Spanien an der Serie. Auch ARD Degeto ist an der Produktion beteiligt.


In der Beethovenstraße 41 macht sich Adnan Jafar fertig für die nächste Szene. Der Syrer wohnt in Dachau selbst bei einer deutschen Gastfamilie, aber Spannungen wie im Film gebe es dort nicht. Auch die Staatsoper München hat sein Talent entdeckt und ihn für eine Rolle engagiert. Langfristig wolle er aber Umweltingenieurwesen studieren, erzählt er in gutem Deutsch. «Ich bin für alles sehr dankbar», sagt Jafar und wirkt nachdenklich. «Aber manchmal habe ich auch Heimweh.»
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