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    AW: AfD-Anfrage gewollt missverstanden

    Saudi-Arabien: 60 Prozent der geplanten Ehen werden aufgrund "genetischer Inkompatibilität" abgebrochen
    26. März 2015
    Seit 2004 ist ein vorehelicher Gen- und Gesundheitstest in der fundamentalistischen Monarchie verpflichtend

    In Saudi-Arabien wurden 2004 verpflichtende Gen- und Gesundheitstests vor der Heirat eingeführt. Jährlich nehmen an dem Programm "Gesunde Heirat" 270.000 bis 300.000 Menschen teil. 2014 trennten sich aufgrund festgestellter "genetischer Inkompatibilitäten" 165.000 heiratswillige Menschen nach Angaben von Medien. 60 Prozent der Teilnehmer trennen sich nach dem Test durchschnittlich von ihrem Heiratspartner, weil angeblich großes Risiko für Erbkrankheiten bei möglichen Kindern besteht.
    Da aufgrund zahlreicher Heiraten unter Blutsverwandten der Anteil von genetischen Erkrankungen der Kinder und Totgeburten relativ hoch ist, Abtreibungen wegen Erbkrankheiten aber verboten sind, ist die Prävention eine Möglichkeit, die islamische Moral einzuhalten - und wahrscheinlich die Heirat unter nahen Verwandten zu reduzieren. Besonders häufig waren die Sichelzellenanämie und die β-Thalassämie. Wie hoch das Risiko ist, machte eine Studie aus dem Jahr 2007 deutlich, für die 2004 und 2005 im King Abdulaziz University Hospital in Dschidda 5.356 Neugeborene auf angeborene Anomalien überprüft wurden. 147 (27,06 von 1000) Lebendgeburten und 13 (2,39 von 1000) Totgeburten wiesen Missbildungen auf. Größere Anomalien lagen bei 93,9 Prozent der Lebendgeburten mit Missbildungen vor. 38,8 Prozent der Eltern waren miteinander verwandt.

    Nach längeren Diskussionen wurden 2004 die vorehelichen Tests eingeführt, um eine "gesunde Heirat" zu ermöglichen, aus der eine gute Familie und "gesunde, glückliche Kinder" entstehen sollen. Neben Sichelzellenanämie und β-Thalassämie werden auch Infektionskrankheiten wie Hepatatis B und C sowie Aids getestet, um zu verhindern, dass die Ehepartner oder die Kinder angesteckt werden. Nach einer Studie aus dem Jahr 2009 war der präventive voreheliche Test nach 6 Jahren erfolgreich. Die Zahl der Risikopaare sank demnach um 50 Prozent von 10,1 auf 4,0 von 1000 ab, die Zahl der freiwilligen Abbrüche des Heiratsversprechens stieg um das Fünffache von 9,2 auf 51,9 Prozent an.

    Dr. Mohammad Al-Saidi, der Direktor der Abteilung für Erbkrankheiten des Gesundheitsministeriums, sagt, man wolle mit dem Programm die Prävalenz von Erbkrankheiten senken und ein "internationales Modell für ein medizinisches Heiratsprogramm" sein. Die Abbruchrate von geplanten Heiraten wegen medizinischer Risiken heißt für ihn, "dass die Gesellschaft gebildeter und für die Bedeutung körperlicher Gesundheit aufmerksamer geworden ist". Das Programm mit 130 Testzentren, 91 Laboratorien, 80 Beratungskliniken und 1.120 Angestellten würde auch Geld für den Staat und die Familien sparen. Er hofft auf eine "Gesellschaft, die frei von Erbkrankheiten ist". (Florian Rötzer)
    https://www.heise.de/tp/features/Sau...t-3370927.html
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  2. #12
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    AW: AfD-Anfrage gewollt missverstanden

    Roland Tichy befasst sich mit dem Thema...............

    .............Allerdings erlebt auch Großbritannien in den letzten Jahren eine ähnliche Debatte. Dort ist es vor allem die pakistanische Gemeinde, in der Verwandtenehen weit verbreitet sind. 2005 kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass pakistanische Kinder, die 3.4% aller Neugeborenen stellen, 30% aller Fälle von Erbkrankheiten ausmachen – ihr Risiko ist damit gegenüber dem Durchschnitt um das 12-fache erhöht. Wissenschaftler der Uni Birmingham schätzen, dass sich die Kindersterblichkeit in der islamischen Parallelgesellschaft um 60% reduzieren ließe, wenn es nicht mehr zu Verwandtenehen käme. Gerade in der Stadt Bradford mit besonders hohem Einwanderungsanteil sind etwa 75% aller Pakistanis mit einem Verwandten verheiratet.
    Oft heißt es, nur die Ehe zwischen Geschwistern oder Eltern und Kindern sei eine Gefahr, das Risiko einer Beziehung zwischen Cousins hingegen vernachlässigbar. Tatsächlich unterscheidet daher das Strafgesetzbuch nach Verwandtschaftsgrad und sanktioniert Geschlechtsverkehr nur dann, wenn er zur Zeugung führen kann. Tatsächlich sind die meisten Kinder von Cousins nicht erbgeschädigt, die Wahrscheinlichkeit liegt aber immer noch höher als in der Gesamtbevölkerung. Auch nimmt der Verwandtschaftsgrad zu, wenn Cousins und Cousinen über mehrere Generationen hinweg heiraten. Zudem sind Ehen zwischen Doppelcousins ebenfalls verbreitet. (Zur Erläuterung: Peter und Paul sind ein Brüderpaar, Petra und Paula ein Schwesterpaar. Die Kinder von Peter und Petra und Paul und Paula sind untereinander Doppelcousins, also so eng verwandt wie Halbgeschwister.)
    Diese Zahlen werden im linken Lager aus falsch verstandenem Respekt vor dem Islam gar nicht erst diskutiert. Abgesehen davon, dass eine offene Debatte tatsächlich vielen türkischen, kurdischen und arabischen Kindern bei der Partnerwahl helfen würde, gibt es weitere Gründe, das Problem anzusprechen. Wird ein Kind mit Erbschädigungen geboren, gilt die Frau oftmals als die „Schuldige“ – sie trage „schlechtes Blut“ in sich, heißt es dann oft in den islamischen Parallelgesellschaften. Gerechtfertigt ist diese soziale Stigmatisierung nicht, schließlich wird bei einer Inzestschädigung der Fehler von beiden Elternteilen vererbt.

    Diese Grundlagen genetischen Wissens sind vielen Ausländern in Deutschland jedoch nicht bekannt. Die Soziologin Yasemin Yadigaroglu bemühte sich jahrelang um Aufklärung, fühlte sich jedoch im Stich gelassen. Sie klagte, deutsche Politiker würden sie nicht unterstützen, da sie fürchteten, als Rassisten in die rechte Ecke gestellt zu werden. Für ihre Postkartenkampagne unter türkischen Familien im Ruhrgebiet „Heiraten ja. Aber nicht meine Cousine!“ erntet sie nicht selten Drohungen. Yadigaroglu konnte ihre Doktorarbeit zum Thema nicht fertigstellen.

    Auch ungeachtet der medizinischen Schädigungen sollte man die hohe Zahl der Verwandtenehen als Problem begreifen, denn in den meisten Fällen handelt es sich um arrangierte oder Zwangsehen. Aber Frauenrechte werden meist nur gegenüber dem Christentum, nicht gegenüber dem Islam eingefordert. Zudem besteht immer auch die Gefahr, dass sich ein Scheidungskrieg zwischen zwei Verwandten zur Clanfehde auswächst. „Verwandtenehen werden nur ausnahmsweise freiwillig geschlossen. Meist entscheiden Familien über die Betroffenen hinweg. Wagen diese Widerspruch, stürzen sie in Konflikte. Wundert sich jemand, dass die Suizidraten türkischer Mädchen doppelt so hoch liegen wie die deutscher? Selbstbestimmte Partnerwahl gehört zur Würde des Menschen. Doch bislang verschließt die Gesellschaft die Augen vor dieser Verzweiflung in der Mitte unserer Gesellschaft,“ so der Berliner Zeitung.

    Der Islam gilt jedoch als sakrosankt und wird meist nicht hinterfragt. Zwar stimmt, dass der Koran vor Verwandtenehen warnt, Sure 4:23 führt verschiedene Ehekonstellationen auf, die verboten sind – jedoch nicht die zwischen Cousin und Cousine. Und laut islamischer Überlieferung war Ali, der die Nachfolge Mohammeds für sich beanspruchte, nicht nur dessen Cousin, sondern auch sein Schwiegersohn – er heiratete Mohammeds Tochter Fatima. All zu oft zeigt sich, dass vielen, die den Islam verteidigen, die Menschen, die damit leben müssen, egal sind. Deren religiöse Gefühle hat man zu respektieren, ihre tatsächliche physische Gesundheit ist Nebensache. Dabei ist das Thema geschichtlich und weltweit beobachtbar.

    Ein ähnliches Inzestproblem gibt es unter den Amish People in den USA. Die einstigen deutschen Einwanderer gehören dem mennonitischen Christentum an und leben wie im Jahr 1700. Moderne Technik lehnen sie ab, den Kontakt zur umliegenden Bevölkerung meiden sie. Über Inzestproblematik in dieser Parallelgesellschaft kann man aber problemlos diskutieren. Die Amish sind 1. Deutsche und 2. Christen. Über Verwandtenehen unter Adeligen und ihre erheblichen Erbfolgen durfte man immer reden. Inzest unter Muslimen existiert nicht – gegen den Adel sind derartige Vorhaltungen jederzeit abrufbar.

    Jüngst wurde der Gesundheitsbericht des Bezirksamts Berlin-Neukölln veröffentlicht. In dem vor allem von Migranten bewohnten Stadtteil liegt die Säuglingssterblichkeit etwa doppelt so hoch wie im übrigen Berlin. Der Bericht verweist auf den Facharztmangel in Neukölln und die Tatsache, dass viele Ausländer nicht über die nötige Orientierung im deutschen Gesundheitssystem, Sprachprobleme eingeschlossen, verfügen. Allein die soziale Lage reiche aber als Erklärung nicht aus, die Arztdichte ist auch in Bezirken ohne viele Muslime niedrig, ohne vergleichbare Folgen. Oder gibt es eine ganz andere Ursache, der Beteiligte und Kundige nicht nachgehen wollen und nicht sprechen, um nicht in die rechte Ecke gestellt zu werden von denen in den Sozialverbänden, Parteien und Medien?
    https://www.tichyseinblick.de/meinun...sind-ein-tabu/
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

  3. #13
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    AW: AfD-Anfrage gewollt missverstanden

    Schwerbehinderung: Kleine Anfrage - große Empörung
    Am Anfang war eine Kleine Anfrage der AfD an die Bundesregierung, ohne dass die Medien davon erkennbar Notiz nahmen. Es folgte am 10. April die Antwort der Bundesregierung, wiederum ohne Resonanz der Medien. Am 22. April schaltete der Paritätische Wohlfahrtsverband – zusammen mit siebzehn anderen Organisationen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich – eine halbseitige Anzeige in der FAS. Und schon kriegen sich die Medien gar nicht mehr ein. Wobei allerdings mehr über den Inhalt der Anzeige berichtet wird, als über die Anfrage selbst. Die dient den Medien überwiegend als Projektionsfläche für freies Assoziieren: Was ich schon immer mal sagen wollte zum Thema AfD und Behinderte. Man fühlt sich stark erinnert an das Medienecho, das die „Erklärung 2018“ ausgelöst hat.

    Diese Reaktion der Medien mag zunächst verwundern. Zum einen, weil der empörungsauslösende Sachverhalt aus wissenschaftlicher Sicht völlig unstrittig ist, etwa so wie 2 x 2 = 4. Zum anderen, weil die Qualitätsmedien vor noch gar nicht so langer Zeit diesen Sachverhalt selbst thematisiert haben (ich gehe im Text weiter unten mit Beispielen noch darauf ein). Aber wird ein solch emotional besetztes Thema einige Jahre später von der AfD vorgebracht, liegen bei den Edlen der Helferindustrie und ihrem medialen Gefolge mittlerweile die Nerven blank, was bekanntlich die Gefahr von mentalen Kurzschlüssen deutlich erhöht.

    Bei der AfD-Anfrage geht es im Kern zunächst schlicht darum, zu erfahren, wie sich die Zahl der schwerbehinderten Menschen in Deutschland – getrennt für bestimmte Altersgruppen – von 2012 bis 2017 entwickelt hat und ob beziehungsweise warum sich die hauptsächlichen Behinderungsursachen verlagert haben. So weit, so harmlos. Aber dann wird’s ernst: In Überschätzung der vorhandenen statistischen Daten und deren Aufbereitung möchte die AfD nämlich auch wissen, wie sich „die durch Heirat innerhalb der Familie“ entstandenen Behinderungszahlen entwickelt und wie viele davon einen Migrationshintergrund haben. Mangels einschlägiger Daten kann die Bundesregierung darauf keine Antwort geben.

    Bei der letzten Erkundigung der AfD geht es schlicht um die jeweilige Staatsbürgerschaft der in Deutschland lebenden Schwerbehinderten. Wie sich aus den Angaben der Bundesregierung ableiten lässt, betrug das diesbezügliche Verhältnis zwischen „Deutsch“ und „Nichtdeutsch“ 2015 übrigens siebzehn zu eins, bei einem ja deutlich niedrigerem Einwohnerverhältnis.

    Damit ist der Anteil der Nichtdeutschen unter den Schwerbehinderten also wesentlich geringer als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht. Neben zum Teil fehlender Antragsberechtigung dürfte das im Schnitt niedrigere Alter der Nichtdeutschen wesentliche Ursache für diese Disproportionalität sein. Dass sich dahinter eine Diskriminierung der Nichtdeutschen durch die Versorgungsämter verbirgt, dürfte folglich eher unwahrscheinlich sein.

    Nichts Bösartiges, allenfalls Unbedarftes
    Aber diese Frage trieb die annoncierenden Helferorganisationen nicht um. Zunächst einmal sind sie, jedenfalls laut FAS-Anzeige, über die AfD-Anfrage als solche „entsetzt“. Hört sich dramatisch an, das gute alte „betroffen“ wirkt offenbar selbst im Helfermilieu inzwischen etwas abgenutzt und „fassungslos“ klingt irgendwie nach hilflos, was man ja keinesfalls sein möchte. Weiter heißt es in der Anzeige: „Die Fraktion der AfD erkundigt sich vordergründig nach der Zahl behinderter Menschen in Deutschland, suggeriert dabei jedoch in bösartiger Weise einen abwegigen Zusammenhang von Inzucht, behinderten Kindern und Migrantinnen und Migranten.“

    Um mit dem Nebensächlichen anzufangen: Weder erkundigt sich die AfD in besonderer Weise vordergründig, noch nach der Zahl behinderter Menschen, sondern sie fragt nach schwerbehinderten Menschen, also denen mit einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50. Sie suggeriert auch nicht irgendeinen Zusammenhang. Auch etwas Bösartiges vermag ich in der Anfrage nicht zu entdecken, lediglich etwas Unbedarftes in Bezug auf die vermeintliche Differenziertheit der Schwerbehindertenstatistik. Ansonsten wird jeweils schlicht und ziemlich direkt einfach nur gefragt und der erwähnte Zusammenhang als bestehend unterstellt. Letzteres wiederum schlicht und einfach zu recht.

    Warum allerdings die annoncierenden Helferorganisationen den Zusammenhang zwischen Inzucht, behinderten Kindern und Migranten für „abwegig“ halten, wird nicht näher erläutert. Bei den nicht im ersten Glied stehenden Mitarbeitern der die Anzeige unterzeichnenden Organisationen kann man rein fachliche Bildungslücken zu diesem Zusammenhang ja vielleicht nicht ganz ausschließen. Aber das gilt doch wohl kaum für hochbezahlte Leute wie Linksparteimitglied und DPW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider.

    Das Risiko von Verwandten-Ehen sollte bekannt sein
    Ihm und den anderen Verantwortlichen für diese unsägliche Anzeige muss die „Wahrheit“ zum Zusammenhang von Inzucht oder, besser: Verwandtenehen und dem Risiko für das Auftreten von Erbkrankheiten doch zumindest soweit bekannt sein, dass solche Ehen aufgrund der Mendelschen Vererbungsregeln mit einer Risikoerhöhung verbunden sind: Während bei nicht blutsverwandten Partnern das Risiko bei etwa 3 Prozent liegt, beträgt es zwischen Cousin und Cousine ersten Grades etwa 6 Prozent, bei Ehen zwischen blutsverwandten Onkeln und Nichten 12,5 Prozent.

    Bei diesem unstrittigen kausalen Zusammenhang spielt selbstverständlich auch das in der Anfrage genannte dritte Element, also die Migranten, eine tragende Rolle. Denn in deren ja bekanntlich überwiegend muslimischen Heimatländern ist die Verwandtenehe, besonders die zwischen Cousin und Cousine ersten Grades, weit verbreitet, im Gegensatz zu den Gepflogenheiten bei den autochthonen Deutschen. Auch das ist alles kein großes Geheimnis und fällt überwiegend in die Rubrik Allgemeinbildung. Da die Praxis der Verwandtenehe – nach allem, was man davon weiß – von den muslimischen Migranten auch in Deutschland weiter gepflegt wird, führt das zwingend zu einer erhöhten Rate von manifesten Erbkrankheiten bei dieser Bevölkerungsgruppe.

    Es gab in Deutschland einmal eine noch gar nicht so lang zurückliegende Zeit, da wurde über diese Themen in unseren Qualitätsmedien recht offen berichtet – ohne dass sich entsetzte und empörte Helferorganisationen mit einem Aufruf zu Wort gemeldet hätten. Seinen Artikel „Schlechtes Blut“ leitete der Spiegel 2009 folgendermaßen ein: „Für viele ihrer Landsleute ist Inzest ein Tabuthema – im Ruhrgebiet kämpft eine junge Türkin allen Anfeindungen zum Trotz gegen die Eheschließung mit Verwandten.“

    Zwei Jahre zuvor hatte sich schon die „Zeit“ des Themas angenommen: Wenn unter Migranten „Cousin und Cousine heiraten, wissen sie oft nicht, worauf sie sich einlassen.“ Die Welt berichtete im selben Jahr unter dem Titel „Wenn der Cousin mit der Cousine schläft“ über den hohen Anteil von Kindern mit angeborenen Behinderungen in Berlin-Neukölln. „Als Grund wird Inzest vermutet.“ Und 2008 beleuchtete die NZZ die Arbeit eines Forschungsinstituts in Dubai, wo man eine „überwältigende Anzahl von rezessiv vererbten genetischen Merkmalen bei arabischen Patienten“ festgestellt habe. Als Ursache dafür wird „die Häufigkeit der Ehen zwischen Blutsverwandten unter Arabern“ genannt.

    Doch zurück zur Anzeige. Was wurde noch nicht erwähnt, das aber beim Kampf gegen Rechts nie fehlen darf? Genau! Der Hinweis auf die Nazizeit: „Die Anfrage der AfD-Fraktion erinnert damit an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte, in denen Menschen mit Behinderung das Lebensrecht aberkannt wurde und sie zu Hundertausenden Opfer des Nationalsozialismus wurden.“ Aber ist das etwa schon alles? Nein, keine Sorge. Zum Schluss folgt natürlich noch der kämpferische Aufruf an die „Bevölkerung“ – der Begriff „werktätige Massen“ ist nicht mehr korrekt, da dabei ja die „Geflüchteten“ ausgegrenzt werden – „wachsam zu sein und sich entschlossen gegen diese unerträgliche Menschen- und Lebensfeindlichkeit zu stellen.“ In diesem erstarrt-ritualisierten Stil der Selbstvergewisserung geht es weiter: Man sagt „Nein“ nicht bloß zum Rassismus, sondern zu „jeglicher Form“ desselben und, nicht zu vergessen, „Ideologien der Ungleichwertigkeit menschliches Lebens haben keinen Platz in diesem Land.“

    So klingt Realsatire in Deutschland im April 2018. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Menschen- und Lebensfeindlichkeit? Schließt der zweite Begriff vielleicht auch die Tierwelt ein? Hat die AfD etwa auch das Einschläfern von Chico zu verantworten? Fragen über Fragen. Aber mit einer bleibt sich abschließend noch zu beschäftigen.

    Die Reihen fest geschlossen
    Was reitet die Unterzeichner dieser Anzeige, allen voran den V.i.S.d.P. Hauptgeschäftsführer Schneider, entgegen der Wahrheit zu behaupten, dass die AfD in ihrer Anfrage einen abwegigen, also irrigen oder unsinnigen Zusammenhang hergestellt habe? Anders formuliert: Was reitet ihn, zu behaupten: 2 x 2 = 5. Damit betritt der Autor allerdings schwieriges, manchmal gar unwegsames Gelände. Denn berührt wird das Problem, wieso Menschen ideologisch wahrnehmen, denken und handeln und ggf. trotz einer der eigenen Überzeugung diametral entgegenstehenden Wirklichkeit nicht zur Besinnung kommen, ja vielleicht gerade dann erst zur Hochform auflaufen. Aber im vorliegenden Fall kann man durchaus den Ball flach halten und sich auf die folgenden Aspekte zu beschränken.

    Die Verantwortlichen der Anzeige – also die leitenden Mitarbeiter oder Geschäftsführer der beteiligten Helferorganisationen – bewegen sich, wahrscheinlich seit vielen Jahren, ganz überwiegend in einem stark linksgrün und sozialwissenschaftlich geprägten Biotop, in dem die Grenzen zwischen Wahrheit und Ideologie folglich ohnehin fließender sind, als etwa in einem natur- oder betriebswissenschaftlich geprägten Bereich. Diese Helferelite gehört zudem nicht nur zur Gruppe der Gutmenschen, sondern zu deren Speerspitze, bildet sozusagen die Edelmenschfraktion.

    Damit sind die Fronten klar: Man selbst verkörpert das Gute in seiner reinsten Form, die AfD hingegen das Böse schlechthin, das es selbstverständlich zu bekämpfen gilt. Aber nicht nur im Inneren der eigenen Organisation durch Fortbildungstraktate, sondern vor allem öffentlich, auch stellvertretend für die Vielen, die ebenfalls gerne für das Gute kämpfen würden, aber nicht können, sich nicht trauen oder einfach keinen geeigneten Anlass finden.

    Öffentliche Resonanz erreicht man aber nicht durch sachliche Auseinandersetzung, sondern durch Zuspitzung, Polarisierung und Emotionalisierung eines Konflikts. Das wiederum geht einher mit dem Zwang, Komplexität zu reduzieren – zur Not auch mittels Leugnung der Wahrheit wie im hier interessierenden Fall. Gelingen kann ein solches Agitprop-Manöver wie das von Schneider & Co allerdings nur, wenn die Medien mitspielen. Aber da kennt man seine Pappenheimer. Und in der Tat: Die stehen sofort geschlossen innerlich stramm, nehme den Ball auf und versenken ihn, mal eher nüchtern, mal hysterisch-geifernd. Aber keinesfalls steigt jemand kritisch in das eigentliche Thema ein. Welcher Qualitätsjournalist ist schon bereit, für die AfD in die Bresche zu springen?

    Darüber hinaus ist das Agitprop-Manöver auch noch nachhaltig. Denn die Tabuzone um das Thema Verwandtenehen bei Muslimen und deren gesundheitliche Konsequenzen wurde verstärkt. Wer traut sich jetzt noch, die Problematik erneut anzufassen? Man sieht: Auch Schmierentheater kann durchaus erfolgreich sein. Es müssen nur alle mitmachen.

    Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im sozial- und zivilrechtlichen Bereich.
    http://www.achgut.com/artikel/schwer...osse_empoerung
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