In jedem dieser Jubelartikel tritt immer wieder Erstaunliches zutage:

Flüchtling als Fachkraft in Fleischfabrik
Hückeswagen. Bewusst beschäftigt die Firma Fleischwaren Blumberg mehrere Flüchtlinge, kann sie doch so ihre eigenen Fachkräfte ausbilden. Davon überzeugten sich gestern Bürgermeister Dietmar Persian und Deike Schütte von der Flüchtlingshilfe
Immer mal wieder eine kleine Hintergrundinfo zu den Ereignissen. Wer als Arbeitgeber einen Flüchtling als Praktikanten einstellt, zahlt nichts und erhält Hilfen von der Bundesagentur für Arbeit, die das Praktikum und die Hilfen für die Arbeitgeber zahlt.
Wer einen Flüchtling als Azubi oder generell einstellt, erhält mehr als 50 Prozent des Lohnes als Subvention von der Bundesagentur für Arbeit plus zusätzlicher Hilfen.
Die Bundesagentur für Arbeit verwaltet die Mittel der Arbeitslosengeldversicherung, die Arbeitnehmer zwangsweise in die Sozialkasse einzahlen. Damit finanziert der Arbeitnehmer über seine Sozialversicherungsbeiträge in die Arbeitslosengeldversicherung den Arbeitsplatz für Flüchtlinge.
Wer als Arbeitgeber Flüchtlinge und Migranten einstellt, kann an Ausschreibungender öffentlichen Hand teilnehmen, die eine interkulturelle Öffnung des Betriebes als Ausschreibungsvoraussetzung festlegen. Auf jeden Fall wirkt sich die Einstellung von Flüchtlingen und Migranten in den Betrieb positiv aus und verhilft zum Zuschlag. Die öffentliche Hand schreibt mittlerweile so gut wie jede Dienstleistung aus. Auch die Belieferung der Behörden mit Wurstwaren und -konserven gehört zu den Dienstleistungen, die ausgeschrieben werden.
Wer als Flüchtling einen Ausbildungsplatz annimmt, umgeht das Asylverfahren und erhält eine 5jährige Duldung, von denen 3 Jahre auf die Ausbildung entfallen und 2 Jahre auf die anschließende Arbeitsplatzsuche (hier wird ein halbes Jahr zugebilligt) und 1 1/2 Jahre auf ein anschließendes Arbeitsverhältnis in irgendeinem Beruf (also nicht vorgeschrieben im ausgebildeten). Möglich sind auch Teilzeitbeschäftigungen, die aufgestockt werden müssen (über Hartz IV). Übersteht der Flüchtling diese 5 Jahre relativ unfallfrei, erhält er eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis (sieht das Aufenthaltsrecht vor - mit Rechtsanspruch darauf). Danach kann er bleiben, selbst wenn er keinen Fluchtgrund nachweisen kann.
Also eine Win-Win-Situation für die Arbeitgeber und die Flüchtlinge und Politiker bestimmter Couleur, die sich sehr für Einwanderung einsetzen.

Suleiman Abbas nimmt unweigerlich eine Sonderrolle ein bei Fleischwaren Blumberg in Kobeshofen. Weniger wegen seiner Hautfarbe, die angesichts der blütenweißen Arbeitskleidung besonders deutlich auffällt, als vielmehr wegen der Tatsache, dass er als Flüchtling in dem Hückeswagener Unternehmen eine Ausbildung zum Fleischer, Fachrichtung Feinkost und Konserven, absolviert. Und das als 36-Jähriger. Der Ghanaer war vor vier Jahren nach Deutschland geflüchtet und arbeitet mittlerweile seit eineinhalb Jahren bei "Meister Blumberg".
Als was und wovor, verrät der Artikel nicht....

"Er macht sich sehr gut", versicherte Personalreferent Willi Martz gestern im Gespräch mit Bürgermeister Dietmar Persian und Deike Schütte, die sich im Auftrag der Stadt um die hier lebenden Flüchtlinge kümmert. Abbas' Patin, eine ehemalige Deutschlehrerin, war mit ihm bei der Fleischfabrik auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle vorstellig geworden. Die Geschäftsführung zögerte nicht lange, und nach einem erfolgreichen dreitägigen Praktikum hatte der Afrikaner die Zusage.
Die Schwierigkeiten der Berufsschule werden damit umgangen, dass das Unternehmen die schriftlichen Arbeiten für den Azubi erledigt. Unter anderem wird sein Berichtsheft von dem Personalreferenten geschrieben.

Auch seine Sprachkenntnisse sind enorm gewachsen. So weiß er mittlerweile schon, dass Teller "nicht nur etwas aus Porzellan" ist, sondern auch ein Teil der Schweineschulter ist.


Persian kennt die Problematik, die sich bei solchen Konstellationen in der Regel aufzeigen: "Die Praxis ist häufig gut, das Problem ist jedoch die Berufsschule." Denn dort hapert es mitunter an den Sprachkenntnissen. Bei Abbas hat sich das mittlerweile jedoch relativiert, weil die Verantwortlichen im Unternehmen viel mit ihm zusammenarbeiten. So verfasst er sein Berichtsheft etwa einmal wöchentlich zusammen mit dem Personalreferenten. Der sagt: "Er versteht vor allem besser, als er sich auf Deutsch ausdrücken kann." Die Fachbegriffe seien aber kein Problem mehr für ihn. So wisse er etwa, dass ein Teller nicht nur etwas aus Porzellan sein könne, sondern auch Teil der Schweineschulter.

Nur damit keine falschen Gedanken beim Leser aufkommen (vielleicht wird ja etwas zuviel geschoben....). Der Ausbildungsbetrieb kümmert sich selbstverständlich auch um seine anderen Azubis....

Dennoch könne es gerade bei der Prüfung schwierig für den Ghanaer werden, wenn er die Fragestellung nicht versteht. "Unser Ziel ist es, dass er die Prüfung besteht", versicherte Geschäftsführer Oliver Bernitz. Dafür bekomme er Unterstützung aus dem Betrieb. "Die Wurstproduktion ist nicht ganz einfach - die muss er erklären können." Die Verantwortlichen im Betrieb kümmerten sich aber um jeden Auszubildenden, versicherte Bernitz, Chef von etwa 250 Mitarbeitern.
8000 km zu Fuß, das kann man glauben oder lassen.


Es ist nicht nur die reine Menschenfreundlichkeit, die die Geschäftsführung dazu veranlasst hat, Flüchtlingen Praktika und - bei entsprechender Eignung - auch Ausbildungen anzubieten. "Wir sind froh, solche Leute integrieren zu können, weil wir auch einen Fachkräftemangel haben", sagte Hendrik Pilatzki, Geschäftsführer der Engelskirchener Firma Jaeger, seit knapp einem Jahr Mehrheitseigner von Fleischwaren Blumberg. Flüchtlinge scheinen dafür gut geeignet zu sein: "Sie haben alleine schon durch ihre zum Teil lange Flucht bewiesen, dass sie sich durchsetzen und ein Ziel verfolgen können", sagte Pilatzki. So arbeiten bei "Meister Blumberg" in Kobeshofen zwei weitere Flüchtlinge - Christopher Quist (24) aus Ghana, der über den RSV 09 vermittelt worden war, und Abessa Fissaye (24) aus Eritrea, den sein Pate vorgestellt hatte. Letzterer sei 8000 Kilometer zu Fuß aus seiner Heimat und im Boot über das Mittelmeer geflüchtet.
Durchsetzungsfähig durch die Flucht und dadurch auch in der Lage, ihre Ziele durchzusetzen, liest man. Dennoch muss man sie erst mühsam über einen längeren Zeitraum an die Arbeitszeiten gewöhnen? Wer 8000 km zu Fuß gegangen ist, schafft diese Disziplin doch locker...
Durchsetzungsfähig sollen sie durch ihre Flucht sein und dadurch auch in der Lage, Ziele zu verfolgen, aber dennoch müssen sie erst über einen längeren Zeitraum getestet werden, ob sie den Dienst nach Vorschrift machen oder sich Gedanken über ihre Arbeit machen?

Wer führt hier eigentlich wen hinter die Fichte?


Beide arbeiten noch in der Kistenwäsche, die für sie gewissermaßen den Einstieg in den Berufsalltag im Fleischmarkt bedeutet. "Wir wollen sie an die Arbeitszeiten gewöhnen", erläuterte Pilatzki. "Aber auch testen, ob sie Dienst nach Vorschrift oder sich Gedanken über ihre Arbeit machen."
Öffentliche Aufträge sind der Firma durch ihr Engagement aber sicher:

Persian und Schütte, die noch weitere Hückeswagener Firmen, die Flüchtlingen Arbeit geben, besuchen wollen, zeigten sich erfreut über das Engagement von Fleischwaren Blumberg. Es sei wichtig für die Menschen, die jetzt hier eine neue Heimat suchten, ein Netzwerk aus Paten, Betrieben und Mitarbeitern der Stadtverwaltung zu haben, die sie bei der Integration unterstützten.
Das Ergebnis sei, sagte der Bürgermeister, dass die Firmen qualifizierte Mitarbeiter erhielten und die Menschen auf eigenen Beinen stehen könnten. Und Deike Schütte betonte: "Es ist wichtig, dass sie durch die Arbeit in den Betrieben Wertschätzung erfahren."
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/...-aid-1.7503720