Syrische und orientalische Familienplanung sieht grundsätzlich anders aus als europäische und deutsche. Während hierzulande erst einmal ein Beruf her muß, ein ausreichender Verdienst und natürlich auch Wohnraum, verläßt man sich als Syrer offenbar auf Allah und noch mehr auf das deutsche Sozialsystem. Kaum gekommen, der Sprache noch nicht wirklich mächtig, kein Beruf und keinen in absehbarer Zeit in Aussicht und weit und breit kein Beruf in Sicht, mit dem man eine mehrköpfige Familie auch nur annähernd ohne staatliche Hilfe ernähren kann, pflanzt man sich sorgenlos fort.

Syrer will in der Pflege arbeiten

Mansour Helal Swaid machte Praktikum bei Sozius

Es gibt Kartoffeln, Fleisch und Rotkohl. Der Duft des Essens erfüllt den Raum. Mansour Helal Swaid zögert nicht, nimmt Teller und Gabel in die Hand und reicht Andreas Hering die Speise an. Der Schweriner sitzt im Rollstuhl, benötigt Hilfe bei den Mahlzeiten, ist dankbar für die Unterstützung, sehr dankbar. Mittagszeit im Sozius-Haus „Am Fernsehturm“ .

Für Mansour Helal Swaid begann der Tag schon vor dem Frühstück. Der 29-jährige Syrer macht ein Praktikum im Heim in der Perleberger Straße, hilft den Bewohnern beim Essen und bei der Körperpflege. „Die älteren Menschen freuen sich, wenn ich zu ihnen komme und sie unterstütze“, sagt Mansour. Auch mit seinen Kollegen verstehe er sich prima. „Sie sind sehr nett und helfen mir.“
Mansour Helal Swaid flüchtete vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat, lebt seit zweieinhalb Jahren in Deutschland. Eine Odyssee führte ihn in die Bundesrepublik. Libanon, Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich. In Schwerin fand der Syrer ein neues Zuhause, holte seine Familie nach. „Meine Frau und ich haben drei Kinder, zwei wurden schon in Deutschland geboren“, sagt Mansour Helal Swaid.
Die Arbeit in der Pflege liegt dem 29-Jährigen. In der syrischen Hauptstadt Damaskus arbeitete Mansour Helal Swaid im Krankenhaus, als diplomierter Pfleger auf der Intensivstation. So ist denn auch Teamleiterin Yvonne Robnitzki mit ihrem Praktikanten sehr zufrieden: „Mansour hat ein großes Wissen, jede Aufgabe, die ihm gegeben wird, erledigt er super.“ Gerne würde Robnitzki den Syrer im Haus „Am Fernsehturm“ behalten.
Fachkräfte in der Pflege sind gesucht. „In unseren Heimen in der Stadt könnten wir auf einen Schlag bestimmt 20 Mitarbeiter einstellen“, sagt Sozius-Sprecherin Franziska Hain.

Nach mehreren Sprachkursen spricht Mansour Helal Swaid inzwischen fast fließend Deutsch. Im Oktober beginnt der einjährige Lehrgang, in dem er für die Anerkennung seines Berufsabschlusses das nötige Fachwissen nachweisen will. „Ich würde gerne wieder als Pfleger im Krankenhaus arbeiten“, erklärt der Syrer. Er könne sich aber auch eine Tätigkeit in einem Pflegeheim vorstellen. Praktikumsziel erreicht.
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