Wie die Tafel in Wattenscheid die Probleme löst
Die Essener Tafel ist nicht allein. Auch der Chef der Wattenscheider Tafel berichtet von Migranten, die mit einer Einstellung „gib, gib, gib“ zu ihnen gekommen seien. Diese Tafel geht dagegen jedoch anders vor.
Die Essener Tafel geriet am Donnerstag mit ihrer Ankündigung, nur noch Deutsche aufzunehmen, in die Schlagzeilen. Sie begründete die Entscheidung damit, dass zuletzt 75 Prozent der 6000 Hilfebedürftigen Flüchtlinge und Zuwanderer gewesen seien. Man wolle, dass auch die deutsche Oma weiter zu ihnen komme, hatte der Vorsitzende des Vereins, Jörg Sartor, gesagt.
Bei der Wattenscheider Tafel, die sogar 16.000 Menschen versorgt, gab es ähnliche Sorgen. „Wir hatten die gleichen Probleme“, sagt Manfred Baasner dem Portal „Der Westen“. Er hat die Wattenscheider Tafel gegründet und für seine Arbeit das Bundesverdienstkreuz erhalten.
„Die sagen: ,Ich bin jetzt hier, gib, gib, gib‘“

Er sagt dem Portal zufolge, Menschen anderer Nationalitäten hätten sich dort aufgeführt, als wären sie mehr „wert“ als Deutsche. Die Probleme seien schon 2015 massiv gewesen. „Die sagen: ‚Ich bin jetzt hier, gib, gib, gib.‘ In deren Augen sind wir minderwertig“, sagt er. Baasner erklärt dies mit einer „anderen Denkweise“ der Menschen aus anderen Kulturen.
Dennoch geht der Chef einen anderen Weg. Er versucht, aktiv solchen Einstellungen entgegenzuwirken. „Die alten Menschen haben wir bei der Ausgabe bevorzugt, die werden zuerst bedient“, sagt er. Damit die „Reibungen nicht so groß“ werden. Laut Baasner hatte diese Taktik Erfolg: „Auf einmal war Verständnis füreinander da. Im Laufe der Zeit haben sie das begriffen.“
Die Anzahl der Flüchtlinge sei auch bei der Wattenscheider Tafel hoch. „Der Gedanke, dass wir Menschen deshalb nicht mehr bedienen, der ist uns nicht gekommen“, sagt er aber.

Jörg Sartor von der Essener Tafel hatte von einem einem „schleichenden Verdrängungsprozess“ gesprochen, dem Senioren und alleinerziehende Mütter in den letzten Jahren zum Opfer gefallen seien. Gerade ältere Menschen hätten sich von von der großen Zahl fremdsprachiger Männer abgeschreckt gefühlt.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung kritisierte die Entscheidung der Essener Tafel, berichtet der „Spiegel“. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) hält den Ausschluss Nichtdeutscher für falsch: „Entscheidend kann nur die Bedürftigkeit, nicht die Herkunft sein.“ Auch die Dachorganisation Tafel Deutschland appellierte an die Verantwortlichen in Essen, die Regelung zu überdenken.
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