Flüchtling startet Ausbildung bei Maler in Melle
Peshang Enes ist endgültig angekommen in Deutschland. Der syrische Flüchtling mit kurdischen Wurzeln hat sich mit viel Eigenengagement seinen beruflichen Traum erfüllt: Er macht eine Ausbildung zum Maler – in Melle.


Begleitet hat ihn dabei die MaßArbeit, Unterstützung fand er beim Malerfachbetrieb Klockenbrink in Melle: Denn das Unternehmen setzte nicht auf formale Qualifikationen, sondern schaute selbst ganz genau hin und gab dem 34-Jährigen eine Chance.
Und die Bundesagentur für Arbeit zahlt den Arbeitgeber aus den Mitteln der Arbeitslosengeldversicherung. Praktisch!

Ohne fremde Hilfe

Er habe bereits in Syrien als Maler gearbeitet, schildert Peshang Enes: „Aber eine Ausbildung gibt es dafür in meiner alten Heimat nicht.“ Sein Ansprechpartner bei der MaßArbeit war Eugen Pinsker.
Der Außenstellenleiter und Mitarbeiter des ArbeitgeberService war beeindruckt von der Zielstrebigkeit des Kurden: „Herr Enes hat von Anfang an gesagt, er wolle unabhängig von Sozialleistungen werden“, erinnert sich Pinsker. „Ich habe eine Frau und vier Kinder – für die will ich ohne fremde Hilfe sorgen“, so Enes fester Vorsatz.
Als Maler möchte er also für 4 Kinder und eine Frau finanziell ohne fremde Hilfe und staatliche Leistungen sorgen. Ein Maler verdient maximal 2.200 Euro brutto im Monat und Bruttoverdienste um die 1.700,-- Euro sind keine Seltenheit.

Mit 11 Jahren Beruferfahrung kann er auf 25.561,-- Euro Bruttojahresverdienst kommen.

Der Minimalverdienst in diesem Beruf ist mit 1.700 Euro brutto angegeben, der Maximalverdienst liegt bei 2.200,-- Euro brutto im Monat (Berufserfahrung natürlich vorausgesetzt). Wer Berufserfahrung hat, kann sich natürlich auch als Vorarbeiter bewerben. Vorarbeiter verdienen brutto zwischen 1.800 Euro und brutto 2.700,-- Euro.

Schauen wir doch mal, was diese gigantisch hohen Bruttoverdienste bei Steuerklasse III netto ergeben:
1.700,-- Euro brutto bei Steuerklasse III = 1.347,-- Euro netto
2.200,-- Euro brutto bei Steuerklasse III = 1.708,-- Euro netto
2.700,-- Euro brutto bei Steuerklasse III = 2.009,-- Euro netto

Nur wird der gute Mann wahrscheinlich überhaupt nicht 2.700,-- Euro brutto verdienen, sondern erst einmal das übliche Gehalt.

Von diesem Geld eine sechsköpfige Familie ohne staatliche Hilfe zu ernähren, halte ich für ausgeschlossen.

Durch einen privaten Kontakt wurde der 34-Jährige auf den Malerfachbetrieb Klockenbrink aufmerksam und bewarb sich um ein Praktikum. „Wir waren begeistert“, erinnert sich Juniorchef Sven Opitz an diese Zeit: Der syrische Flüchtling überzeugte im Betrieb durch viel Freude an der Arbeit und seine freundliche Art auf ganzer Linie.
Dass Peshang Enes erst das Sprachniveau A 2, also erste Grundkenntnisse erreicht hatte, störte den Klockenbrink-Geschäftsführer dabei nicht.„Es kommt auf den Menschen an“

Das 1846 gegründete Familienunternehmen mit neun Mitarbeitern bietet eine breite Angebotspalette rund um die Wand- und Fußbodengestaltung, aber auch Sanierungsarbeiten am Mauerwerk, den Gerüstbau und Verglasung an. „Wir müssen sehr flexibel und kundenorientiert arbeiten“, so Seniorchef Wolfgang Opitz. Engagierte Mitarbeiter wie Peshang Enes seien deshalb extrem wichtig. Klockenbrink hat auch in der Vergangenheit schon mehrfach langzeitarbeitslose Bewerber eingestellt: „Es kommt immer auf den Menschen an, eine Qualifikation auf dem Papier sagt oft wenig aus“, so die Erfahrung von Wolfgang Opitz.
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