"Schauspieler" will Asyl

**Realist59** · Hits: 1313 | 28.01.2014, 18:48

Jedes Jahr im Februar findet in Berlin das Filmfestival Berlinale statt. Hollywoodstreifen haben hier keine Chance, egal wie hochwertig sie sein mögen. Ist der Regisseur Türke, Mongole, Afghane oder Iraner verbessert das die Aussicht auf einen Sieg ungemein. Die Qualität des Films ist zweitrangig, Hauptsache die politische Botschaft stimmt. 2013 gewann der Film "Aus dem Leben eines Schrottsammlers" den Großen Preis der Jury und der Hauptdarsteller Nazif Mujic den Silbernen Bären als bester Schauspieler. Mujic ist Roma und der Film stammt aus Bosnien. 17000 Euro Produktionskosten sind auch für bosnische Verhältnisse extrem niedrig. Nun lebt der Hauptdarsteller mit seiner Familie in Berlin, hat einen Asylantrag gestellt, der inzwischen abschlägig entschieden wurde. Mujic glaubt allen ernstes, dass er hier beim Film arbeiten kann. Dabei war seine Rolle, die preisgekrönt wurde, sein reales Leben. Der Regisseur hat Mujic und dessen Familie einfach gefilmt.
Nachdem der Film in Berlin gefeiert wurde, fuhren die Darsteller wieder nach Bosnien zurück aber ins alte Leben fand Mujic nicht mehr. Er dachte tatsächlich, dass er sich nun vor Angeboten nicht mehr retten könne aber niemand wollte ihn. Eine angebotene Arbeit in seiner Heimat brach er nach 4 Monaten wegen angeblicher gesundheitlicher Probleme ab. Da ist es natürlich leichter, den dummen Deutschen auf der Tasche zu liegen.

Nazif Muji ć und Danis Tanović letztes Jahr auf der Berlinale. - Foto: picture alliance / dpa

Nazif Muji ć mit seiner Familie in einer Berliner Asylbewerberunterkunft. - Foto: Thilo Rückeis

http://www.tagesspiegel.de/kultur/asylpolitik-herr-muji-und-die-silberne-verheissung/9371000.html

**holzpope** · 28.01.2014, 19:05

Nun gut, wer aus so ärmlichen Verhältnissen kommt, macht sich natürlich nach so einem Erfolg Hoffnungen.
Ich finde, dass die Jury einen Fehler macht, wenn sie so leichtfertig Preise vergibt, nur um ihr Gutmenschengehabe offen zu legen.
Diesem Roma kann ich es nicht für Übel nehmen, wenn er jetzt dachte, als Filmstar gefeiert zu werden und Angebote würden folgen.
Da dies nicht geschah, kann ich nur vermuten, dass die Filmleute weder Anstand, noch irgendeine Form von Menschlichkeit besitzen.
Was nutzt es einem armen Teufel, wenn man ihn hochjubelt und mit einem läppischen Figürchen abspeist, er aber anschließend wieder in die Armut zurück fällt.
Das ist erbärmlich und für mich ein Zeugnis dafür, wie abgestumpft diese Branche ist.
Diesem Pseudokünstler bleibt jetzt tatsächlich nur der Versuch, in dem Land Geld zu bekommen, in dem er so verarscht worden ist.
Ich finde das Ganze sehr beschämend!

**malignus** · 28.01.2014, 19:27

ja auf der einen Seite wurde hier diesem Roma scheinbar falsche Hoffnung gemacht. Aus seinem Leben wurde ein low-low-low-budget Streifen und die linksgrün versiffte Avantgarde geilt sich daran auf, zeichnet ihn und den Film aus. Das muss schon in die Richtung riesen Kulturschock gehen. Aus seinem ärmlichen Leben gerissen denkt er, nun sei seine Stunde gekommen. Schließlich ist er auch noch als überragender Schauspieler ausgezeichnet worden. Aber so lange kein zweiter auf die Idee kommt, einen Film über das Leben in Armut eines Roma zu drehen, wird er wohl in die Röhre schauen.
Auf der anderen Seite besteht nun auch kein Grund ihm Asyl zu gewähren. Er scheint nur ein weiterer Armutsflüchtling zu sein. Soll ihn doch einer aus der Jury der Berlinale aufnehmen und durchfüttern, schließlich haben die ihm die falsche Hoffnung gemacht.

**Realist59** · 05.06.2014, 16:45

Berlinale-Gewinner Nazif Mujic, der in Deutschland um Asyl kämpfte, ist in seine Heimat Bosnien zurückgekehrt. Mujic habe Deutschland auf eigene Initiative zusammen mit seiner Familie verlassen, teilte die Berlinale am Donnerstag mit. Das lange Warten und die Ungewissheit hätten die Familie zermürbt.

Mujic lebte seit November vergangenen Jahres mit seiner Familie in Berlin. Sein Asylantrag war abgelehnt worden. Über den Winter durfte die Familie aber in der Stadt bleiben. Die Anwältin der Familie reichte dann beim Petitionsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses eine Petition ein, um doch noch ein Bleiberecht für die Familie zu erreichen. Mit der Rückkehr von Mujic habe sich das Petitionsanliegen nun erledigt, so die Berlinale.

http://www.bz-berlin.de/kultur/berli...osnien-zurueck

**Realist59** · 19.02.2018, 17:00

Nazif Mujic ist gestern gestorben. Todesursache bisher nicht bekannt. Trotz angeblicher finanzieller Probleme wollte er zur derzeit stattfindenden Berlinale anreisen. Seinen "Silbernen Bären" hatte er bereits für 4000 Euro verscherbelt.