Hassan El Jaraan hilft im evangelischen Kindergarten in Hahn Flüchtlingskindern und ihren Eltern

HAHN - Auf die Frage, was er als Integrationshelfer für Flüchtlingskinder im evangelischen Kindergarten in Hahn so mache, gibt Hassan El Jaaran eine kurze Antwort: „Vieles“. Für seine Arbeit gibt es tatsächlich keine offizielle Bezeichnung und auch keinen genauen Aufgabenkatalog,
Und offensichtlich auch kein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, wie es für eine Tätigkeit in Kindertagesstätten mittlerweile zwingend vorgeschrieben ist.

Warum einen Mann? Weil nur dieser eine Autoritätsperson im eigenen Kulturkreis darstellt?

Dolmetscher und Vermittler müsse er sein, sagt Heidrun Rau, die stellvertretende Leiterin. Er soll helfen Hemmschwellen abzubauen und die Unterschiede in den Kulturen zu erkennen – vor allem aber habe man für diese Aufgabe einen Mann gewollt.
Das war ihr und ihrer Kollegin Evelyne Kiesel, der Leiterin der Einrichtung, klar, als abzusehen war, dass immer mehr Flüchtlingskinder und Kinder mit Migrationshintergrund in die Kita kommen würden.
Zusammenprall der Kulturen ist vorprogrammiert
Die Hahner Kita ist ein sogenannter Schwerpunktkindergarten. Ihn besuchen derzeit 42 Kinder, Platz hat man für 50. Zehn Kinder flüchteten mit ihren Eltern nach Deutschland, dazu kommen noch eine ganze Reihe von Kindern mit Migrationshintergrund. Der Zusammenprall verschiedener Kulturen ist damit vorprogrammiert. Dazu kommen dann nicht selten auch noch mangelnde Deutschkenntnisse, bei den Kindern und bei den Eltern.
Auf Vermittlung von Pfarrerin Imke Goerlitz und mit finanzieller Unterstützung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau konnte erreicht werden, dass Hassan El Jaraan nun 21 Stunden in der Woche im evangelischen Kindergarten mitarbeitet. Dazu hat er zwei Arbeitsverträge, wird aus zwei Töpfen bezahlt.
Also vom Staat und von der staatlich finanzierten Kirche, aufgestockt dann vom Jobcenter oder noch besser der Arbeitsagentur aus den Töpfen der Sozialversicherung bzw. Arbeitslosenversicherung. Und das Beste: Die Hälfte des Lohnes, den die Kirche aus Steuermitteln aufwendet, wird ihr wieder von der Arbeitsagentur (aus den Töpfen der Arbeitslosenversicherung) erstattet.

Seine Aufgaben sind vielfältig, fast jeden Tag kommen neue hinzu: Der 43-Jährige spricht mit den Kindern möglichst viel Deutsch, lernt mit ihnen neue Wörter, hilft dabei, den Wortschatz der Jungen und Mädchen zu erweitern.
Hassan El Jaraan vermittelt zwischen Eltern und der Kita, erläutert ihnen das Geschehen, versucht ihnen zu helfen, die Arbeit im Kindergarten nachvollziehen zu können.
Dazu ist er nicht selten Arabisch-Dolmetscher, um überhaupt eine Kommunikation zwischen Eltern und dem Kindergarten zu ermöglichen. Gleichzeitig ist er für die Kinder der Anker, der für sie da ist und ihnen manches Fremde verständlich macht.
„Die Kinder leben zwei Leben“, sagt Hassan El Jaraan, das in ihrer Familie und das im Kindergarten. Die kulturellen Unterschiede seien riesig und stellten die Kinder nicht selten vor große Probleme
. Ein Beispiel: In einer muslimischen Familie sei der Junge der „Prinz“, und das „weiß er auch ganz genau“. Heidrun Rau kann dazu eine Geschichte erzählen: Der kleine Sary staunte bei einem Besuch der Feuerwehr in Hahn nicht schlecht, dass keine Putzfrau den Waschraum säubert, sondern die Männer selbst. „Hier fängt Integration an“, sagt dazu Evelyne Kiesel.
Und vermutlich glaubt Evelyne Kiesel nun, dass Sary fortan eifrig und freiwillig Waschräume und Toiletten putzen wird.

Hassan hat, wie wir erfahren, bereits Familie in Deutschland. Mit seinen 21 Stunden wird sein Lohn dann aber sehr gewaltig aufgestockt werden müssen, sofern seine Frau keine akademische Karriere in Deutschland gemacht hat. Ich vermute aber mal, dass sie vor allem Windeln wechselt und daheim putzt.

Als Flüchtlingskind in Beirut aufgewachsen
Hassan El Jaraan gibt zu, dass er in seiner Heimat Beirut seiner Familie auch nicht erzählt habe, dass er daheim die Windeln seiner Töchter wechsele.
Und nun erfahren wir, dass Hassan Palästinenser ist:

In unserer Kultur brauchen das die Männer nicht zu machen“. Entsprechend schwer sei für viele junge Flüchtlinge das Einleben in die deutsche Kultur. Hassan El Jaraan ist Palästinenser, wurde im Libanon geboren und wuchs als Flüchtlingskind in Beirut auf.
Wie immer, eigentlich eine Fachkraft, ein Programmierer, der zuvor seinen Angaben nach und angeblich mit seiner Frau eine Tauchschule betrieb:

Mit seiner Frau betrieb er in Beirut eine Tauchschule, bis sie 2006 nach Deutschland kamen. Die Zeugnisse des gelernten Programmierers wurden hier jedoch nicht anerkannt, also arbeitete der Familienvater zwei Jahre bei einem Fast-Food-Restaurant, dann bekam er eine Anstellung als Flüchtlingshelfer bei der EVIM.
Als Flüchtlingskind habe er in Beirut nicht studieren dürfen, erzählt er. Ein Grund, warum er nicht wollte, dass seine beiden Töchter im Libanon aufwachsen.
Auch dieser Fluchtgrund wird in Deutschland anerkannt.

Er habe dort den gegenseitigen Rassismus von Moslems und Christen erlebt. Bis heute habe sich nichts verändert, stellt er fest, nun bekämpften sich Libanesen und Syrer.
Für Flüchtlingskinder sei „alles neu“. Die Sprache, die Kultur, die Gesichter, das Spielzeug. „Alles braucht Zeit“, wird Hassan El Jaraan nicht müde zu betonen. Unter sich zu bleiben, biete den Kindern deshalb Sicherheit. Integration brauche also „Geduld, Kraft und Zeit“.
Die Kinder leben noch in einem zweiten Spannungsfeld, weiß El Jaraan. Mit ihrer fortschreitenden Integration werde die Beziehung zu ihren Eltern immer schwieriger.
Die fortschreitende Integration kann ja wohl nur als Prognose gemeint sein, denn sie findet ja wohl nicht oder nur sehr verzögert statt, wenn die Kinder "unter sich bleiben", gefördert von Hassan, dem Kindergarten und dem deutschen Staat und den Sozialversicherungen der Arbeitnehmer.

Deren Deutschkenntnisse seien zumeist nicht so gut wie die ihrer Kinder, damit schwinde der Respekt des Nachwuchses, die Konflikte zwischen Alt und Jung nähmen zu. Deshalb wiederholt Hassan El Jaraan einen Ratschlag geradezu gebetsmühlenartig: „Sprache ist wie eine Brille. Ohne Brille kannst Du nichts sehen.“
http://www.wiesbadener-tagblatt.de/l...n_18465292.htm

Wie üblich, wird einmal wieder die Logik außer Kraft gesetzt wie so oft in diesem Land. So glauben die Deutschen dann, dass jemand, der taucht, fliegt, und jemand, der arabischen Umgang pflegt und arabisch spricht, deutsch lernt, und jemand, der sieht, wie ein Ungläubiger Toiletten putzt, auch Toiletten putzt und jemand, der anderen unglaubliche Geschichten erzählt, davon ausgeht, dass diese auch geglaubt werden.