Flüchtlinge drängen auf Stormarns Wohnungsmarkt

Stormarn. Auch 2017 war die Unterbringung die zentrale Herausforderung Stormarner Kommunen in Flüchtlingsfragen. Nur hat sich das Problem von den Erstunterkünften auf den privaten Wohnungsmarkt verlagert, wie aktuelle Zahlen zeigen, die Verwaltungen auf Abendblatt-Anfrage zur Verfügung gestellt haben.



Kaum bezahlbaren Wohnraum im Kreis

2595 Flüchtlinge leben derzeit noch in kommunalen Unterkünften – zum Beispiel in angemieteten Wohnungen oder in größeren Heimen. Und das, obwohl viele von ihnen bereits einen Aufenthaltsstatus haben, der ihnen Freizügigkeit auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt gewährt. Aus der Übergangslösung ist also häufig ein Dauerzustand geworden. Wirklich optimal ist das in den meisten Fällen nicht.
Im Kreis gibt es kaum bezahlbare Wohnungen. Angebote für Großfamilien sind entweder nicht vorhanden oder zu teuer. Auch bei Einzimmerwohnungen ist der Preis zu hoch.
Zentrale Unterkünfte birgen Probleme

Bei den zentralen kommunalen Unterkünften birgt neben der Größe der Zimmer auch die Zusammensetzung der Hausgemeinschaften Probleme. Anfang des Jahres hatte ein 21-jähriger Afghane in Bad Oldesloe seinen aus dem Irak stammenden 22 Jahre alten Zimmergenossen erstochen – immer wieder war es davor zwischen den beiden jungen Männern zum Streit gekommen.
Der mögliche Familiennachzug wird die Situation auf dem Wohnungsmarkt wahrscheinlich noch einmal verschlechtern. Kommen Frau und Kinder nach, braucht es eine größere Wohnung.

Wir erinnern uns: 0,7 nachziehende Personen pro Flüchtling, so die offizielle Verlautbarung unserer Bundesregierung.

Familiennachzug lässt sich schwer prognostizieren

Viele Kommunen sehen einem möglichen Familiennachzug dennoch gelassen entgegen. Wo es nicht genug Kapazitäten gibt, wie etwa in Tangstedt oder in den Bereichen der Ämter Bargteheide-Land und Nordstormarn, sollen nach Bedarf weitere Wohnungen angemietet werden.
Das bestätigten die Verwaltungen dem Abendblatt. Wo es nicht genug Mietobjekte gibt, sollen neue Einheiten gebaut werden. Zum Beispiel in Barsbüttel und Ahrensburg .

Zwar habe die Stadt, so Thomas Sobczak von der Oldesloer Verwaltung, im Falle des Familiennachzuges nicht zwingend eine Unterbringungsverpflichtung. "Die Wohnraumversorgung muss in der Regel über den freien Wohnungsmarkt erfolgen", sagt er. Die Möglichkeiten dort seien aber sehr eingeschränkt.

Vorbereiten lasse sich ein geregelter Familiennachzug sowieso kaum. "Prognosen sind von regelmäßigen Korrekturen gekennzeichnet", sagt Sobczak. Ob der Familiennachzug für Flüchtlinge mit subsidiären Schutz 2018 wieder gewährt wird, ist unklar – und ein Streitthema bei den Gesprächen um eine Regierungsbildung zwischen Union und SPD.
https://www.abendblatt.de/region/sto...ungsmarkt.html