„Ist das normal in Deutschland?“

Autohaus lehnt syrischen Bewerber ab – und legt ihm Rückkehr in die Heimat nahe

Vor zwei Jahren kam der Syrer Salim F. als Flüchtling nach Deutschland. Er lernte Deutsch und sucht nun einen Ausbildungsplatz. Die Reaktion auf sein ernsthaftes Bemühen fiel jedoch anders aus, als erwartet: Ein Autohaus lehnte seine Bewerbung ab und schrieb ihm zurück, er solle lieber in seine Heimat zurückgehen. Der Krieg sei schließlich vorbei.
„Ich habe seit meiner Ankunft in Deutschland wirklich alles unternommen, um einen Ausbildungsplatz zu finden“, erklärte der 26-jährige Flüchtling der Webseite „Migazin“, die sich mit Migration in Deutschland beschäftigt. „Ich kann verstehen, wenn die Leute einen nicht haben wollen. Aber so etwas hätte ich mir niemals vorgestellt. Ist das normal in Deutschland?“
Der Fall sorgte für Ärger: Salim F. (Name geändert) ist nach seiner bestandenen Deutschprüfung auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Sein Abitur und seinen Führerschein habe er anerkennen lassen, seine sorgfältig erstellten Bewerbungsunterlagen seien von der Arbeitsagentur mit „super“ beurteilt worden. Er rechnete zwar mit Ablehnung, doch die Antwort, die er bekam, schockierte ihn.

Unrechtmäßige Benachteiligung

Ein Autohaus in Warstein schickt ihm seine Unterlagen zurück. In dem Schreiben, das „Migazin“ veröffentlichte, hieß es, er erfülle die Vorgaben nicht. Dabei beließ es der Autor jedoch nicht und schrieb: „Ich möchte Ihnen eher die Empfehlung aussprechen, in ihr Land zurück[zu]gehen, da der Krieg beendet ist und Sie dort dringend benötigt werden, um es wieder aufzubauen.“
Anissa Bacharwala, Rechtsexpertin für Antidiskriminierungsrecht, erklärte gegenüber der Webseite, das Schreiben sei ein starkes Indiz für einen Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz. Das verbiete Benachteiligungen wegen der ethnischen Herkunft. Möglicherweise habe der Betroffene sogar Anspruch auf Schadenersatz.
Das Autohaus selbst reagierte kurz nach Veröffentlichung des Berichts und schrieb auf Facebook eine Entschuldigung: „Durch eine nicht nur dumme, sondern auch inhaltlich falsche Darstellung gegenüber eines Bewerbers durch eine verantwortliche Person unseres Unternehmens, werden wir zu Recht kritisiert“, steht dort. Man werde personelle Konsequenzen ziehen.
Das Unternehmen sei multinational tätig und habe freundschaftliche Kontakte zu Kollegen auch aus dem nahen und mittleren Osten, heißt es weiter und: „Wir werden den Kontakt zu dem Bewerber suchen, um uns auch persönlich zu entschuldigen sowie um eine zweite Chance für ein persönliches Vorstellungsgespräch bitten.“ Auch der Geschäftsführer selbst zeigte sich „fassungslos“.


Im Video: Zahl der Asylanträge überschreitet die 200.000
https://www.focus.de/finanzen/karrie...d_8049455.html