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    Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Vorab: Zuerst die Vorstellung des Verfassers dieses Artikels, dem Artikel selber entnommen, dort am Ende stehend:

    Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“, das im Herbst 2014 in erweiterter siebter Auflage bei dtv erschienen ist. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

    Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Die Erfahrungen der Entwicklungshilfe für Afrika sind ernüchternd, manchmal erschreckend. Jeder, der mit Entwicklungshilfe vertraut ist, kennt zahlreiche trostlose Geschichten. Verteidiger der Entwicklungshilfe wehren sich gegen den „Hilfs-Pessimismus“. Aber kein Kontinent erhält mehr Geld als Afrika, doch Not und Elend hat das viele Geld nicht aus der Welt schaffen können.


    Was wir in Afrika erleben ist das Versagen der afrikanischen Regierungen und der von konsequenter Selbstüberschätzung getragene Versuch der Entwicklungshilfe, das auszugleichen. „Mzungu – der Weiße oder Fremde“ beschreibt auf Swahili, denjenigen, der ziellos umherrirrt. Sehr anschaulich ist der Bericht der F.A.Z. vom 8. Dezember "Unbestechlich" von Tim Kanning und Johannes Pennekamp, nachzulesen auch beim Bonner Aufruf.


    Ganzseitig wird über die Vergeblichkeit von Entwicklungshilfe in Afrika geschrieben. Hier ein paar Kernsätze aus dem Artikel: „Ein erheblicher Teil der Entwicklungsgelder in Westafrika fließt in korrupte Kanäle“, behauptet Marc. „Daran lassen meine Erfahrungen vor Ort überhaupt keine Zweifel.“ (Marc war bis September 2017 Projektmanager der KfW. In dem Bericht wird er nur „Marc“ genannt, weil in seinem Arbeitsvertrag steht, dass er über seine Erlebnisse nicht reden darf.)


    „Vor allem bei Bauauschreibungen durch Ministerien und öffentliche Einrichtungen, mit denen die KfW vor Ort zusammen arbeitet, vermutet er systematisch Unregelmäßigkeiten. [...] Das Fatale daran sei nicht in erster Linie die Verschwendung von Steuergeld, oder dass irgendein Minister Oberklassewagen fahre, sondern die zerstörerische Kraft der Hilfen: ‚Die bittere Realität ist doch, dass wir die korrupten Strukturen am Leben halten, weil wir den Kleptokraten ständig neues Geld geben.'"


    „7,3 Milliarden Euro hat die Entwicklungsbank im vergangenen Jahr bereitgestellt. [...] Ein altgedienter KfW-Mitarbeiter, der sich dem Rentenalter nähert, wird in der F.A.Z. zitiert: Die große Konkurrenz der Geldgeber begünstige die Korruption sogar: Es gibt viele Mittel zu vergeben, aber zugleich einen Mangel an unterstützenswerten Projekten. Die Organisationen stünden zudem unter Druck, dass die Mittel möglichst schnell abfließen. Wenn einem Empfängerstaat die deutschen Standards zu hoch sind, muss er nach Alternativen nicht lange suchen. Die erfahrenen Entwicklungshelfer prangern zudem einen Etikettenschwindel an, der mit den Slogans wie „Klimawandel stoppen“ oder „Fluchtursachen bekämpfen“ betrieben werde. ‚Wir machen dieselben Sachen wie immer, verkaufen sie aber unter diesen Labeln‘, sagt der KfW-Mitarbeiter.“
    Der in der F.A.Z. zitierte KfW-Mitarbeiter weiter:


    „Denkt man da ans Hinschmeißen? [...] Am Ende geben sie sich [...] damit zufrieden, dass irgendwo eine neue Schule, ein Brunnen oder eine Straße entsteht.“


    Gesamtkontext und Nebenwirkungen würden von den Entwicklungshelfern ausgeblendet.


    „Die Altbauwohnung, das gute Gehalt, teure Dienstreisen, die Familie, die Anerkennung der Freunde – das alles hindert sie daran, aus dem ‚goldenen Käfig‘ auszubrechen."


    Von Entwicklungshelfern bzw. deren Organisationen höre ich häufig, dass sich die Entwicklungshilfe in den vergangen 60 Jahre stark verändert habe. Mit Hilfe der Geber sei zum Beispiel die Korruptionsverfolgung gestärkt und die Armut vermindert worden. Aber ich erkenne keine grundsätzliche Änderung der Grundeinstellung hin zu einer Wirkungstransparenz, damit meine ich, dass etwa der Rechnungshof endlich prüfen darf, wie wirkungsorientiert eine Organisation vorgeht. Warum geschieht das nicht? Weil wir uns nie wieder entbehrlich machen wollen.


    Die Entwicklungshelfer haben lange so getan, als könnten sie immer alle Probleme lösen. Dadurch verloren viele Menschen den Sinn für Eigenverantwortung, und der vielfach abgenutzte Slogan „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird zur hohlen Phrase. Welche Hilfsorganisation hat sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, in einem überschaubaren Zeitraum nicht mehr zu existieren?
    Seit Jahrzehnten wird Entwicklungspolitik mit einem gigantischem Personal- und Finanzeinsatz betrieben. Trotzdem werden die Minimalziele nicht einmal annähernd erreicht. Länder wie Ruanda, Botswana, Mauritius oder Ghana zeigen, dass sie ganz oder weitgehend mit eigener Kraft vorankommen. Dauerhilfe aus dem Ausland dagegen zementiert die Abhängigkeit der Regierungen und verlangsamt eine nachhaltige Entwicklung. Warum reden wir den Afrikanern immer wieder ein, dass sie ihre Probleme nicht selbst lösen können?
    Es scheint schwer zu sein, die Menschen einfach ihren eigenen Ideen zu überlassen. Immer nimmt sie jemand bei der Hand. Der „White Savior Industrial Complex“ (Teju Cole) macht die Afrikaner zu ewigen Opfern.
    Das Thema Entwicklungspolitik wie auch die personelle Besetzung des Ministeriums (BMZ) gehört nach meinen Erfahrungen bei Koalitionsverhandlungen zu den „Restgrößen“ unter „Sonstiges“ der Vereinbarungen. Deshalb bleiben meine Erwartungen an die zukünftige Entwicklungspolitik sehr bescheiden.
    http://www.achgut.com/artikel/entwic...iger_berichtet
    Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
    Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister

  2. #2
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    AW: Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Die Afrikaner sind durchaus lebenstüchtig und in der Lage die nächsten 100 000 Jahre ohne Europäer zu überstehen !!!
    Nur ein Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Wirbelsturm auslösen

  3. #3
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    AW: Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Es scheint schwer zu sein, die Menschen einfach ihren eigenen Ideen zu überlassen. Immer nimmt sie jemand bei der Hand. Der „White Savior Industrial Complex“ (Teju Cole) macht die Afrikaner zu ewigen Opfern.
    Was eigentlich ja auch rassistisch ist.

  4. #4
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    AW: Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Zitat Zitat von ryder Beitrag anzeigen
    Die Afrikaner sind durchaus lebenstüchtig und in der Lage die nächsten 100 000 Jahre ohne Europäer zu überstehen !!!
    Zumindest im deutschen Sozialsystem!
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

  5. #5
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    AW: Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Auch im Busch, sie müssen nur ordentlich karnickeln, ihre einfachste Übung.

  6. #6
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    AW: Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Ich finde es arg rassistisch daß wir ständig Geld nach Afrika reinpumpen - wir unterstellen daß die Afrikaner nicht in der Lage sind, sich selbst am Leben zu erhalten.

    Bin der Meinung, wir sollten dieses rassistische Bevormunden sein lassen und diese rassistischen Geldflüsse einstellen.

  7. #7
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    AW: Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Zitat Zitat von Narima Beitrag anzeigen
    Ich finde es arg rassistisch daß wir ständig Geld nach Afrika reinpumpen - wir unterstellen daß die Afrikaner nicht in der Lage sind, sich selbst am Leben zu erhalten.

    Bin der Meinung, wir sollten dieses rassistische Bevormunden sein lassen und diese rassistischen Geldflüsse einstellen.
    Aber nicht, weil es „rassistisch" wäre, sondern weil es unsinnig ist, daß eine Minderheit glaubt, die Probleme der Mehrheit lösen zu können, indem sie ihr nur den eigenen Stempel aufdrückt.
    Wer im kleinen Kreis unfähig ist, die eigenen Probleme zu lösen, wird dies weltumspannend erst recht nicht fertigbringen.
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

  8. #8
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    AW: Entwicklungshilfe – ein Aussteiger berichtet

    Je mehr Geld nach Afrika fließt umso bequemer werden die Afrikaner. Sie haben doch gar keinen Grund einen Weg aus ihrer sebstgeschaffenen Misere zu finden.
    Alle Texte, die keine Quellenangaben haben, stammen von mir.

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