Heute in Pakistan, demnächst in....

Unruhen in Pakistan
Protest für den Propheten


In Pakistans Hauptstadt Islamabad demonstrieren Tausende - weil das Parlament den Propheten Mohammed beleidigt haben soll. Jetzt schreitet das Militär ein.
Was jetzt zu einer Staatskrise zu werden droht, begann mit einer zunächst banal wirkenden Angelegenheit. Vor zwei Monaten, im September, wurde das Formular, das Kandidaten für eine Parlamentswahl unterschreiben müssen, überarbeitet.
Der Satz "Ich schwöre feierlich, dass ich an die absolute und uneingeschränkte Prophetenschaft Mohammeds (Friede sei mit ihm) glaube (...)" wurde leicht verändert. Er beginnt nun mit den Worten: "Hiermit erkläre ich, dass ich an die absolute und uneingeschränkte Prophetenschaft Mohammeds glaube (...)". Der Schwur ist verschwunden, aus einem Eid wurde eine Erklärung. Außerdem wurde dieser Satz in dem Formular weiter nach hinten verschoben.
Der Grund für die Wut der Religiösen reicht weiter als das geänderte Dokument. Die regierende Partei Pakistan Muslimliga (PML-N) ist den Konservativen schon seit Langem nicht religiös genug.
Im Februar 2016 wurde der Extremist Mumtaz Qadri gehängt, der den pakistanischen Gouverneur Salman Taseer erschossen hatte, weil der sich für eine "Blasphemistin" eingesetzt hatte. Qadri wurde für seinen Mord von religiösen Hardlinern als Held gefeiert. Seine Hinrichtung lasten sie der Regierung als "Verrat" an.
Die Regierung in Islamabad ihrerseits reagiert mit erschreckenden Zugeständnissen auf die Extremisten. So wurde diese Woche Hafiz Saeed, Kopf der Terrororganisation Lashkar-i-Toiba, aus seinem Hausarrest entlassen. Saeed, von Islamisten verehrt, ist für viele Anschläge in der Region verantwortlich, darunter für den Angriff auf Mumbai, Indien, im November 2008. Er läuft frei herum und predigt wieder öffentlich. Entsprechend entsetzt reagiert die indische Regierung, und die USA nennen die Aufhebung des Arrests einen "Schritt in die falsche Richtung" und verlangen die "sofortige Wiederfestnahme und einen Prozess" gegen Saeed.
Wieder einmal durchlebt Pakistan eine Krise, weil es nicht weiß, was es sein will: Demokratie oder Gottesstaat, liberal oder islamistisch, zivil regiert oder vom Militär. Die Suche nach einer Antwort stürzt Pakistan in diesen Tagen erneut ins Chaos.
http://www.spiegel.de/politik/auslan...a-1180355.html