Flüchtlinge : Viele „Minderjährige“ sind über 18
Von den Migranten, die als „unbegleitete Minderjährige“ gelten, sind viele eigentlich schon volljährig. Aus zwei Gründen fehlt es immer noch an einer verlässlichen Feststellung des Alters.
Rund 43 Prozent der Migranten, die in Deutschland als „unbegleitete Minderjährige“ betreut werden, sind einem Zeitungsbericht zufolge in Wahrheit älter als 18 Jahre.
In einigen Bundesländern sei sogar die Mehrheit der als „unbegleitete Minderjährige“ versorgten Migranten offiziell erwachsen, hieß es weiter. In Hessen seien im Oktober von rund 5.500 Personen rund 2.900 junge Volljährige gewesen, wie das hessische Sozialministerium mitteilte. Insgesamt machen dem Zeitungsbericht zufolge die Unbegleiteten inzwischen mehr als die Hälfte aller in Obhut der Jugendämter versorgten Kinder und Jugendlichen aus.
Nach Schätzungen von Betreuern dürften auch unter den als minderjährig eingestuften Migranten viele bereits volljährig sein, hieß es. Dass es vielen jungen Schutzsuchenden gelingt, mit einem niedrigeren Alter registriert zu werden, habe zwei Gründe: Erstens fehlten bei den meisten Neuankömmlingen Identitätspapiere zur Überprüfung der Altersbehauptung. Zweitens werde das Alter zumeist nur durch Inaugenscheinnahme festgestellt, wenn der Betroffene durch das Jugendamt vorläufig in Obhut genommen werde. Hier gebe es lediglich ein Gespräch des Migranten mit einem Behördenmitarbeiter.
„Verlässliche Methoden“ der Altersfeststellung wie die ärztliche Begutachtung der körperlichen Reife oder radiologische Untersuchungen würden selten angewandt, hieß es weiter. Rechtsmediziner Andreas Schmeling von der Universitätsklinik Münster sagte der Zeitung: „In meinen Augen haben es in Deutschland einige Kinderärzte leider geschafft, das öffentliche Bild der Altersdiagnostik negativ zu prägen.“ Dabei sei es möglich, „mit wissenschaftlich gesicherten Methoden Volljährigkeit zweifelsfrei nachzuweisen“.
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