Eine Propagandashow.

Die Geschichten der Geflüchteten erzählen

Die Ausstellung "Gesichter der Flucht" öffnet am Sonntag.
Wenn am Sonntag um 17 Uhr die Ausstellung "Gesichter der Flucht" im Gemeindesaal der evangelischen Friedensgemeinde in Lörrach eröffnet wird, hat ein fast zwei Jahre andauerndes Projekt seinen Höhepunkt gefunden. Auf Stellwänden und in Videos haben Jugendliche aus Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim Menschen mit Fluchterfahrung interviewt und ihre Geschichte aufgezeichnet. Sie beließen es aber nicht bei den Fluchtgeschichten aus Afghanistan, Bosnien oder Somalia. Bald erkannten die Beteiligten, dass für Deutschland das Thema Flucht Teil der Geschichte ist. So wurde das Thema "Flucht nach Deutschland" um das Thema "Flucht aus Deutschland" ergänzt.
Bewegen wir uns also im Rahmen deutscher Tradition und Geschichte.

Als vor fast zwei Jahren die vielen Familien mit Kindern ins Land gekommen sind, hat die Evangelische Bezirksjugend Markgräflerland auch Aktionen für die Kinder der Geflüchteten angeboten. Aus diesen Aktionen hat sich ein Projektteam gebildet, das den Menschen der Flucht ein Gesicht geben und mit diesem Gesicht auch ihre Geschichten erzählen will. Die Jugendlichen haben Menschen mit Fluchterfahrung interviewt, haben sie gefilmt, haben ihre Geschichten auf große Stellwände gebracht, diese stehen im Gemeindesaal.
Dayana Jaffna ist zwanzig Jahre alt. Nächstes Jahr macht sie Abitur. Mit den Menschen im Flüchtlingsheim in der Schildgasse in Rheinfelden zu sprechen, sei ihr nicht schwergefallen, sagt sie. Lange Zeit habe sie selbst mit ihrer Familie dort gewohnt. Fluchtgeschichten ähnelten sich in gewisser Weise, sagt Bezirksjugendreferent Jörg Mauch. "Jeder hat einen Grund zur Flucht, alle sind mehr oder weniger traumatisiert." Doch die junge Frau, die ursprünglich aus Sri Lanka stammt, hat nicht nur mit Menschen gesprochen, die nach Deutschland geflüchtet sind, sondern auch mit solchen, die aus Deutschland weg mussten. Werner Ross wurde aus der DDR nach Westdeutschland abgeschoben. Zwar kannte der Mann die Sprache, doch in vielem sei es ihm ergangen wie den Menschen, die aus ganz anderen Kulturkreisen hierher gekommen waren, so Dayana Jaffna. "Wir mussten alle lachen", erzählt sie.
Vor was flüchtet man aus Sri Lanka?

Auch Tariq Masumi macht demnächst Abitur. Für ihn sei es völlig neu gewesen, von Deutschland als Land im Krieg zu erfahren. Zwar hätte er die deutsche Geschichte in der Schule gelernt, doch mit jemandem zu sprechen, der selbst auf der Flucht gewesen war, sei etwas völlig anderes, sagt der junge Afghane.

Bis zum dreißigsten November ist die Ausstellung in den Räumen der evangelischen Friedensgemeinde zu sehen. Mit Konfirmandengruppen hat Jörg Mauch schon Kontakt aufgenommen, doch auch Schulklassen können sich an die Evangelische Bezirksjugend Markgräflerland wenden, um außerhalb der üblichen Öffnungszeiten die Ausstellung zu besuchen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm ist der Ausstellung angeschlossen. Es gibt HipHop und Kino; Brot für die Welt hat ein Spiel beigesteuert, dort kann man sich interaktiv mit der Situation Geflüchteter auseinandersetzen.
http://www.badische-zeitung.de/loerr...144457952.html

Wer konfirmiert werden will, muss zuerst die Ausstellung besuchen. Wessen Deutschlehrerin Kontakte zu Jörg Mauch hat oder umgekehrt, muss demnächst die Ausstellung besuchen. Zuallerletzt werden die Besucherzahlen in der Presse als Erfolg gefeiert werden.

Wobei eine Frage bleibt: Vor was flüchtet man aus Sri Lanka?