Daniela Krein: "Integration heißt beiderseitiges Lernen"
wie man Geschichten erzählt.

Eine Frau aus der Nachbarschaft hält Daniela Krein, Geschäftsführerin des Vereins "Begegnen. Annehmen. Fördern" (BAF), auf einem Spaziergang an. "Ich traue mich gar nicht mehr alleine auf die Straße", sagt die Frau. Überall wohnen jetzt so viele Flüchtlinge in ihrem Viertel.
Gut vorstellbar. Man stelle sich vor, man wäre Daniela Krein und da kommt plötzlich eine Frau auf einen zu und sagt "Ich traue mich gar nicht mehr auf die Straße. Überall wohnen jetzt so viele Flüchtlinge." Ein seltsam komisches Ereignis und ein ganz großer Zufall, weil die Frage ja genau der Lebensaufgabe der Frau Krein entspricht.

Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende.

Daniela Krein lädt die Frau zu einer Begegnung mit den neuen Nachbarn ein. Aus dem Kennenlernen entwickelt sich praktische Hilfe im Alltag. Aber eine Unsicherheit bleibt "Meinen sie, ich könnte den jungen Mann mal zum Kaffee nach Hause einladen?", fragte die Frau bei einem späteren Treffen.
Aber kommen wir zur Botschaft:


Integration beginnt mit dem Abbau von Vorurteilen und Ängsten. "Wenn die Leute sich mal von Mensch zu Mensch begegnet sind, ist alles nicht mehr so schlimm", sagt Krein. Der BAF-Verein mit seinen 107 Mitarbeitern ist für die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge in Remscheid zuständig. Eine Aufgabe, die nur erfolgreich gelöst werden kann, wenn die Grundhaltung der Mitarbeiter und Nachbarn durch einen Perspektivwechsel bestimmt wird. "Wie würden sie sich fühlen, wenn sie nach einer dramatischen Flucht irgendwo in Afrika gelandet wären?", fragt Krein. Die Sprache ist unverständlich, das Essen komisch, die Kultur fremd.
Und Krein erzählt weiter:

"Wir verstehen eure Körpersprache nicht", hat ein Flüchtling Daniela Krein erzählt. Es sei sehr schwierig zu erkennen, was mit einem Lächeln gemeint sei. Barrieren, die sich erst nach vielen Begegnungen allmählich auflösen. Und wie der Müll getrennt wird, wann man Möbel auf die Straße stellen darf, davon haben die Flüchtlinge keine Ahnung. Das führt anfänglich zu Verstimmungen mit den Nachbarn. Aber die zuständigen Hausmeister entschärfen die Konflikte des Alltags schnell.
Krein weiß aus ihrer zweijährigen Erfahrung, dass die geflüchteten Menschen, die in Remscheid eine Bleibe gefunden haben, sehr dankbar für die Hilfe sind. Ihr größter Wunsch sei aber, selbstständig zu leben, eigenes Geld zu verdienen und nicht auf Hilfe angewiesen zu sein.
Menschen, die vor Krieg, Terror und Hunger unter Todesgefahr geflüchtet sind, wüssten, was es bedeutet, selbstverantwortlich zu leben. Das wollten sie auch in Remscheid. Nach Hilfe zu fragen, haben laut Krein viele Flüchtlinge nicht gelernt. Sie kennen das deutsche Sozialsystem nicht. Sie kennen nur die Familie als Hilfssystem. Wenn es keine Familie mehr gibt, fühlen sie sich allein auf sich selbst gestellt.
Und noch eine Geschichte von Krein. Ein Italiener hat sie nämlich angesprochen.

Die richtige Hilfe zu geben, ist ein beiderseitiges Lernen, sagt Krein. Remscheid sei bei allen Schwierigkeiten im Einzelfall auf einem guten Weg. Vor allem profitiere es von den Erfahrungen der Migranten, die hier schon lange leben. Eine Italienerin habe ihr gesagt: "Frau Krein, ich weiß, wie es sich anfühlt, neu in einer fremden Stadt zu leben. Ich kann helfen."
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/...-aid-1.7182373

Eine Dame, die sich selber stilisiert.