Superintendent Joachim Anicker über die Bedeutung der Reformation Freiheit lebt von Bekenntnissen

Kreis Steinfurt -
Der Thesenanschlag Martin Luthers jährt sich heute (31. Oktober) zum 500. Mal. Joachim Anicker, Superintendent des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken mit 87 000 Gemeindegliedern in 20 Gemeinden, macht im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Horst Andresen deutlich, was die Reformation heute bedeutet – nicht nur für evangelische Christen.

Keine paar Sätze weiter steht bereits zu lesen:

Müsste sich die Kirche häufiger zu politischen und gesellschaftlichen Themen äußern?
Anicker: Zum Teil sicher schon. Da, wo es um Ungerechtigkeit geht. Es ist schwer erträglich, in unserem Land manche Schicksale von geflüchteten und heimatlos gewordenen Menschen zu erleben. Manches fremdenfeindliche Gerede tut in der Seele weh. Und unser Land braucht sicher heute mehr denn je das Bekenntnis dazu, dass Vielfalt als Chance und nicht als Bedrohung zu sehen ist. Wir müssen als Kirche auch überlegen, wo wir besser schweigen und uns an die eigene Nase fassen.


Also nicht zu viel sagen?


Anicker: Wir sind ja keine isolierte Parallelgesellschaft. Für jede Frage gibt es mindestens zwei – meistens mehr – richtige Antworten oder Ansichten, die sorgfältig zu bedenken sind. Zu oberflächliche kirchliche Verlautbarungen kosten Glaubwürdigkeit . . .

Welche These würden Sie am Dienstag an eine Kirchentür nageln?


Anicker: Ich wähle eine These aus der ökumenischen Dialogpredigt eines unserer Neujahrsempfänge: Die größte Freiheit ist nicht, tun und lassen zu können, was man will; sondern die größte Freiheit ist die Befreiung von der ängstlichen Sorge, zu kurz zu kommen. Das ist Evangelium!
http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-...-Bekenntnissen

Mittlerweile ist "Vielfalt als Chance" ja ein politischer Kampfbegriff. Daher frage ich mich, wer ihn eigentlich entworfen und ins Leben gerufen hat.