Es war als eine Art Wiedergutmachung für die desaströse Agenda-Politik der SPD gedacht. Als Partner in der großen Koalition drängte die SPD auf einen Renteneinstieg nach 45 Beitragsjahren der mit dem Alter von 63 beginnend jedes weitere Jahr um zwei Monate verschoben wird, sodass lediglich der Jahrgang der 1953 geborenen tatsächlich mit 63 gehen kann. Leute, die ab 1964 geboren wurden, können bei 45 Beitragsjahren dann erst mit 65 in Rente gehen. Für alle anderen, die weniger als diese 45 Jahre haben, gilt die schrittweise Anhebung des Eintrittsalters auf 67 Jahre. Rund 200000 Menschen haben bereits von der Möglichkeit Abschlagsfrei mit 63 in Rente gehen zu können Gebrauch gemacht. Das gefällt den Arbeitgebern nicht und nun sieht man die Chance, das neue Verfahren rückgängig machen zu können. Aus der Wirtschaft aber auch aus der CDU selbst kommen nun entsprechende Forderungen. FDP und Grüne gleichermaßen hatten sich damals gegen das Rentenkonzept der SPD ausgesprochen. Martin Schulz dürfte sich schon die Hände reiben.

CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat die Abschaffung der Rente mit 63 gefordert. "Wir sollten diese Form der Frühverrentung auslaufen lassen und mit den eingesparten Milliarden lieber die Renten von Witwen oder Erwerbsgeminderten stärken", sagte Spahn der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). "Die Rente mit 63 für langjährig Versicherte wird vor allem von männlichen Facharbeitern genutzt, die wir eigentlich noch brauchen." Zudem forderte Spahn die Abschaffung der Wohnungsbauprämie. "Sie ist nach Ansicht aller Experten wirkungslos, das Geld könnten wir besser in ein Baukindergeld oder die Absenkung der Grunderwerbsteuer stecken. Überdies müsste eine Koalition aus Union, FDP und Grünen zwingend die Sozialversicherungsbeiträge unter 40 Prozent halten. "Viele Bürger mit kleineren und mittleren Einkommen zahlen relativ wenig Steuern, aber ab dem ersten Euro voll für die Sozialversicherung. Steigende Beiträge treffen sie zuerst." Die Partner für ein mögliches Bündnis sollten den Mut zu einer schwarz-gelb-grünen Sozial- und Finanzpolitik haben, die "einen ganzheitlichen Ansatz zu Gunsten kleiner Einkommen wagt", so Spahn.
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IW-Chef Hüther will Rückabwicklung der Rente mit 63

Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, Michael Hüther, hält es für nötig, dass die Rente mit 63 "rückabgewickelt" wird.
Diese Altersgrenze sei "der falsche Weg", sagte Hüther der "Welt" (Montag) mit Blick auf die Jamaika-Sondierungen zu den Themen Arbeitsmarkt und Soziales am Montag. Mehr als 200.000 Arbeitskräfte hätten wegen der Rente mit 63 schon zu arbeiten aufgehört - alles gut verdienende Menschen mit mittlerer und höherer Bildung. "Wenn ich Grüne und FDP wäre, würde ich die Union da vor mir hertreiben." Beide Parteien seien gegen das Gesetz zur Rente mit 63 gewesen. Hüther fordert stattdessen von Union, FDP und Grünen, den Anpassungspfad bei der Rente wieder offen zu halten. Es dürfe auf keinen Fall ausgeschlossen werden, dass man ab 2029 das Renteneintrittsalter weiter erhöht, auch über das Alter von 67 Jahren hinaus. Dann bekäme Deutschland auch das Problem mit der Altersarmut in den Griff. Zu deren Bekämpfung verlangt Hüther von den möglichen Koalitionären zudem einen verstärkten Wohnungsbau: "Wohnungsbaupolitik ist Politik zur Bekämpfung der Altersarmut." Der Wirtschaftsforscher kritisierte auch, dass die bisherige Bundesregierung sich nicht die Mühe gemacht habe, in der Diskussion um Zuwanderung sauber zwischen Arbeitsmigration und Flüchtlingen zu unterscheiden.
"Wir brauchen Arbeitsmigration", sagte der IW-Chef. "Aber wir müssen uns aussuchen, wer kommen darf." Flüchtlinge kämen nicht nach Deutschland, um die Probleme hierzulande zu lösen, sondern weil sie selbst um Leib und Leben fürchteten. Das müsse man den Deutschen auch so erklären. Es gebe keinen Grund, vor Zuwanderung Angst zu haben. "Wovor die Menschen tatsächlich Angst haben - und zu Recht - das ist Kontrollverlust. So wie wir es 2015 in der Flüchtlingskrise erlebt haben. " Wenn die Einwanderung aber glaubhaft gesteuert und kontrolliert werde, sehe er darin kein Problem, sagte der Ökonom. "Ich sehe erst recht kein Problem, warum sich Grüne und FDP bei diesem Thema nicht einigen und die Union zu einer vernünftigen Entwicklung antreiben sollten." Der FDP-Unterhändler für das Themenfeld Arbeit und Soziales, Johannes Vogel, sagte: Seine Partei werde sich für eine Modernisierung von Arbeitsmarkt und Sozialsystemen einsetzen, damit "sie zur Digitalisierung und den neuen Möglichkeiten in der Arbeitswelt passen".
Außerdem gehe es der FDP um Generationengerechtigkeit: "Wir müssen demografische Lasten fair verteilen und wo es geht abbauen, gerade für Menschen mit kleinerem Einkommen."
https://www.all-in.de/nachrichten/de...t15813,2524491

....von solchen Forderungen beflügelt, kann es durchaus sein, dass eine Jamaika-Koalition am Ende die Rente mit 70 beschließt.